Das Arbeitsjournal des Donnerstags, den 11. August 2022. Darinnen zu Triestbrief-Ordnungen (Registratur) sowie zwei Treffen

[Arbeitswohnung, 9.53 Uhr]
Jetzt habe ich doch einige Zeit gebraucht, das gedschungelte Registratursystem der Triestbriefe in Ordnung zu bringen und dazu wieder auf die → DTs`e zurückgegriffen, die “ursprünglich” dazu dienten, mir zugespitzte Arbeitspläne zu erstellen und sie möglichst auch einzuhalten, vor allem während der langen Argo-Zeit. (Wie Sie, Freundin, sehen, sitze ich immer noch im Morgenmantel hier, einem sehr schönen, den mir einst die Löwin geschenkt hat — durchaus wohl, wie ich gestern scherzte, nicht uneigennützig, da er sich vorn zwar schließen läßt, aber starrsinnig immer wieder aufgeht, egal, daß ich habe einen schmalen Seidengurt hinzuschneidern lassen. Der Gurt bleibt zu, der Mantel geht auf, rutscht einfach seitlich weg. Mittlerweile finde ich’s witzig, aber anderswo ist das Stück jedenfalls als Morgenmantel nur sehr bedingt einsetzbar; sommers unterwegs nehme ich besser den von → Eigner geerbten Cardin.)
Tatsächlich komme ich mit den Neuschriften der Briefe extrem gut voran, träume teils sogar Szenen, wovon dann im Wachen allerdings das wenigste hält; jetzt bin ich bereits im fünfunddreißigsten Brief (von neununddreißig, die es werden sollen) auf der Seite 351, also gut fünfzig Seiten sind neu; da auf den meinen immer sehr viel steht (rund 2500 Zeichen), dürfte das Typoskript später als Buch jetzt bereits 400 haben; rechne ich hoch, werd ich auf 500 kommen, was mir etwas zu lang ist; aber zur zweiten Fassung werde ich eh mit scharfer Klinge hindurchgehn. Ich denke, daß ich mit dieser Mitte September werde anfangen können, also nach meiner Rückkehr aus Triest. Wobei die Reise ganz sicher noch einiges Neues hinzuzuschreiben verlangt; dafür muß dann alles, was auch nur entfernt redundant ist, raus. Und weil der Ausdruck des Typoskriptes nun doch schon viel Platz einnimmt, habe ich es in einen alten Papierhefter umziehen lassen, wozu wiederum ich dem, was vorher drin gewesen, ebenfalls ein neues Zuhause geben mußte – bezeichnenderweise sind es die juristischen Unterlagen des Meere-Prozesses von 2004, der nun, da das Original wieder freigegeben (und auch → erhältlich) ist, wirklich Geschichte geworden.

Gut, liebste Freundin, jetzt endlich Rasur usw., es wird nochmal ein → Anzug&TShirt-Tag werden, und dann w e i t e r mit diesem fünfunddreißigsten Brief.

ANH

P.S.:
Ah ja, die Verabredungen. Heute abend Freunde & Kollegen im Valentins und morgen kommt meine russische Übersetzerin hierher, die tatsächlich nach Deutschland reisen konnte; wie, wird sie mir sicher erzählen. Es wird unsere erste persönliche Begegnung sein. Ihre Traumschiff-Übersetzung soll dieser Tage noch in Sankt Petersburg erscheinen – was in mir so hochgradig ambivalentes Gefühl erzeugt wie etwas, auf das man sich riesig freut, wofür du indessen links und rechts auf die Ohren bekommst, und zwar so knallend scharf wie schmerzhaft.

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