Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leute,ich sitze an einem Roman, in dem eine Szene auf der Tattoo Convention Berlin im September dieses Jahres spielt, also September 2022. Was ich dafür noch wissen muß, ist, wie hoch da die Standkosten sind. Es soll ein nur kleiner quasi Privatstand für eine junge, in der Szene bis dahin noch völlig unbekannten Künstlerin sein, die unter dem Namen Horishi-Shi[1]Ein Fehler, den ich im Typoskript gestern abend noch korrigiert habe. Korrekt muß Yōseis Künstlerinnenname Horu-Shi lauten; Horushi ist sozusagen Berufsbezeichnung im Plural. ANH auftritt. Meine Erzählung ist insgesamt eher dem phantastischen Genre zuzuordnen; umso wichtiger ist, daß die realen Grundlagen stimmen.Für Auskunft wäre ich Ihnen sehr dankbar.Mit besten Grüßen,ANH
„Nebenbei“ laufen meine Pregabalinprotokolle weiter; heute früh schrieb ich → das vierte. Und vorgestern, weil ich mich wieder einmal durch sämtliche – abgesehen von den Nres 1 & 2 und dem ohnedies Schmock der Neunten – Sinfonien Beethovens durchgehört habe, die folgende Notiz:
Ich kann’s nicht anders sagen. Beethovens Kammermusik ist „einfach“ um Dimensionen besser als seine Sinfonien: |
Welche geradezu Erholung jetzt diese noch nicht ganz späten Quartette! Zumal von dem famosen, heute „historisch“ zu nennenden Koeckert-Quartett, dessen magischem Klang ich erstmals in einer Aufnahme von Schuberts D.810, Der Tod und das Mädchen, verfiel, auf Vinyl zeitlogischerwiese, wahrscheinlich – in Stereo „transkribiertes“[2]stereo transcription steht unten vorn auf der Plattenhülle. Mono – aus den Fünfigern, an der einem allerdings der Kommentar eines nicht genannten Autors (einer Autorin in dieser Zeit wohl eher nicht) die Fußnägel hochbiegt:
Und da es Musiker von deutscher Eigenart sind. vermögen sie den seelischen Tiefen und hintergründigen Zusammenhängen eines solchen Werkes intensiv nachzuspüren.
Auf die kaum zurückliegende Shoa völlig vergessen, und das Völkerrechtsverbrechen des gesamten Weltkriegs. Da will ich nur noch kotzen — doch die trauernde Eleganz der Einspielung ist ja dennoch da, der Schlüssel unseres Lebens unentwegte Ambivalenz.
Immerhin sind die Triestbriefe jetzt am geradezu, burschikos ausgedrückt, „Rennen“. Heute werde ich den achtunddreißigsten, nämlich vorletzten beenden und gleich mit dem letzten anfangen. Womit ich sehr gut im Zeitplan liege; für Ende Dezember habe ich den Abschluß der ersten Fassung geplant. Dann werden zu Beginn der zweiten sämtliche Notate ins Typoskript eingepflegt werden müssen, bevor ich damit beginne, den Roman noch einmal ganz von vorne durchzuarbeiten. Das wird bis etwa Ende Februar gehen; wahrscheinlich kann Elvira dann schon dran – auch wenn ich eigentlich immer gern noch eine dritte Fassung erstelle. Aber vielleicht geht es diesmal parallel, etwas, das allerdings mit niemandem sonst als ihr denkbar ist, geschweige denn auch möglich wäre. Ich brauche aber noch einen guten Schluß für diesen achtunddreißigsten Brief, einen der von der jetzt letzten Szene noch einmal die Fäden aufnimmt, die nach Triest zurückführen; daran werde ich etwas herumdenken müssen, außerdem sind einige noch lose Fäden miteinander zu verbinden; der des Yōsei/Tattoo-Motivs soll der einzige offene bleiben, und zwar, weil aus ihm ein eigenes, ein späteres Buch entstehen soll, achmaler als dieses, eine, wie im Roman-selbst angekündigt, Novelle wahrscheinlich. Die dann wunderbar zu Elfenbein passen dürfte. Der Verleger wartet ja schon länger auf ein schmales Buch von mir.
Gut, jetzt zweites Frühstück, dann einkaufen gehen, danach gleich an Triest.
Lassen Sie sich, Freundin, von dem nun einmal normalen Novemberwetter nicht ergrämen.
ANH
[Schubert, D.810 „Der Tod und das Mädchen“, Koeckert]