In >>>> Sachen Janetzki (18.08 Uhr) ist hübsch >>>> Lutz Hagestedts Satz >>>> „und wer auf seinen Rat und seine Unterstützung zählen kann (…) , der kann sich auf ein abwechslungsreiches und einträgliches Leben als Schriftsteller einrichten.“ Wie freundschaftlich das ganz gewiß auch gemeint ist, so verräterisch ist es. Der Satz verbirgt nämlich H ö r n e r unter seinem nicht grundlos so dicken, lobenden Fell. Die spießen alle jene auf, die n i c h t auf Janetzkis Unterstützung rechnen können, und es spielt da gar keine Rolle, aus welchen Gründen nicht. Nun wäre das nicht problematisch, ja wäre restlos in Ordnung und sogar zu begrüßen, ginge es nicht um die Verteilung ö f f e n t l i c h e r Gelder. Janetzki ist kein Mäzen, der aus eigenen Mitteln seine Leidenschaft und also seine Künstler fördert, sondern letzten Endes Verwaltungsangestellter.
[Es ist Der Dschungel bewußt, welches Risiko Einlassungen wie diese bergen. Nur gehört zur Zivilcourage ganz unbedingt n i c h t, etwas n i c h t zu sagen, weil man persönliche Nachteile fürchtet. Zivilcourage ist das Gegenteil der strategischen Haltung. G e g e n diese, ganz unbedingt, stehen Die Dschungel ein. Auch wenn sich die persönliche Ökonomie dafür rächt.]
A propos «Angestellter»: Ganz entzückend… … finde ich in dem verlinkten Artikel ja auch den eigentümlichen (sic!) Ausdruck «Janetzkis Villa am Wannsee». Honi soit…
Dennoch stellt sich mir – nicht zuletzt auch in meinem eigenen Umfeld – immer mehr die Frage, ob eine daran ausgerichtetete offensiv-kämpferische Haltung die bestmögliche Reaktion auf die (althergebrachte & allzumenschliche) Verfilzung und verwandte Fänomene darstellt. Zivilcourage hat m. E. keinen Wert an und für sich, sondern letztlich nur dann, wenn sie auch jenseits des durch das Gefühl moralischen Handelns verursachten eigenen Wohlbefindens zu einer Verbesserung der Lage beiträgt. Und eine Polarisierung ist dafür i. d. R. die am wenigsten hilfreiche Methode. Beispielsweise weil sie die Verteidigung von Standpunkten fördert und somit die Bewegungsräume aller Akteure verringert anstatt gangbare Wege zu eröffnen. Zudem erscheint mir gerade Kompromisslosigkeit paradoxerweise zunehmend als eine defensive und im Grunde ängstliche Haltung: weil sie letztlich verhindert, dass man sich wirklich selbst ins Spiel bringt und dem angesprochenen Problem *stellt* (was leider nur höchst selten ohne Blessuren oder «Befleckung» abgeht). Womit man allerdings weder sich selbst noch der Sache an sich einen Gefallen tut, sondern in erster Linie der eigenen Eitelkeit (sagt mir zumindest meine Selbstbeobachtung).
Notabene: Pragmatismus ungleich Opportunismus. Oder bildlicher: ein Misthaufen ist nicht nur eine Quelle von Gestank, die einen wärmt, wenn man sich mitten hineinlegt, sondern ergibt auch ganz ohne Ganzkörpersuhlerei ganz brauchbares Heizmaterial. Dass man sich dafür in gewisser Hinsicht auf ihn einlassen muss und temporär ein wenig danach riechen mag: kostet einen zwar Überwindung (der schlimmste Gegner immer: man selbst) aber letztlich, ach… [Zugegeben: ich spreche diesbezüglich als leidlicher Anfänger…]
“Wer gut schmiert, fährt gut Rad.” @brsma. Polarisierung ist hier die e i n z i g e Methode; bereits der “Marsch durch die Institutionen” hat das aufs Heftigste bewiesen und Hunderte angepaßter Korrupter hinterlassen, insoweit die Leute an ihrem ‘Marsch’ nicht verzweifelt sind.
Nun ist Ihre Haltung eine der Diplomatie und Uneigentlichkeit. Das mag für nicht-leidenschafliche Berufe eine gewisse Berechtigung haben, und Leidenschaft hat sich in der Politik auch als wenig heilbringend erwiesen… wobei man auch dort lange nachdenken muß. Wir hätten ja ohne den Terror der frz. Revolution mitnichten einen Code Napoleon und also auch kein Bürgerliches Gesetzbuch. Zweifelsfrei fahren die Talleyrands aber lebenspraktisch besser; allerdings ist ihre Haltung der Kunst n i c h t förderlich. Daß es um Eitelkeit bei Kompromißlosigkeit wahrlich nicht geht (auch wenn sie an ihrem Anfang gestanden haben mag), sagt auf das deutlichste >>>> dieser Aphorismus.