In >>>> die gleiche Richtung zeigt >>>> die Ablehnung von >>>> ARGO durch Kiepenheuer & Witsch. So ärgerlich sie ist und welche Folgen sie existentiell auch hat (es gibt davon ja einige weitere), so kann ich sie den jungen Leuten (mittlerweile bin ich in einem Alter, in dem ich diesen Ausdruck verwenden darf), imgrunde nicht übelnehmen. Sie wissen es nicht anders, sind vom Pop geprägt, er hat ihre ganze Jugend und das junge Erwachsenenleben geprägt, hat – aus dem auch politischen Widerstand – ihr Ganglion geformt. Wenn wir es einmal, einsichtigerweise, aufgegeben haben, noch an die Autonomie des Subjektes zu glauben, dann m ü s s e n solche Verdikte wie Petersenns greifen; es wäre rein ein Wunder, täten sie’s nicht. Das Ohr der letzten beiden Generationen ist von der, mit Adorno gesprochen, Kulturindustrie geradezu totalitär gemacht worden, und sie k ö n n e n deshalb gar nicht mehr anders hören; jedenfalls nicht die meisten und vor allem nicht die, die dem Kleinbürgertum entstammen und daher keine Chance bekamen, sich ästhetisch differenziert auszubilden. Intellektuell sind sie ausgebildet sehr wohl, das ist der Erneuerung des Schulsystems zu danken, aber nicht im Gefühl. Wobei die Sache sich noch komplizierter darstellt; denn das, was heute der Pop ist und als solcher ideologisiert, also verdinglicht wird, ist zu nicht geringem Teil aus etwas entstanden, das gegen die bürgerliche Hochkultur als etwas gehalten wurde, das erstarrt war, das heuchelte, das obendrein die wirkenden Überbleibsel der Nazizeit deckte, mit einem Wort: gegens Ekelhafte. Nicht mehr mitgefühlt werden kann nun aber die n e u e Situation: daß jetzt Formen des vormals Erstarrten, wenn der Widerstand erstarrt und seinerseits in Machtdynamiken ausgelaufen ist, zu Trägern des Widerstands werden. Wo der Populismus, Hand in Hand mit einer ökonomischen Vorherrschaft des Massengeschmacks – so läßt sich (ästhetisch!) Demokratie nämlich a u c h auffassen – alles bestimmt, was noch sein darf – nicht indem es verbietet, sondern indem’s nicht gekauft wird und d a r u m ausstirbt -, da gehört die elitäre Haltung und gehört ein bewußt gesetzter Ästhetizismus möglicherweise zu den wenigen Vertretern der Menschlichkeit, die uns noch bleiben. Da muß auf dem Subjekt beharrt werden, da muß auf Persönlichkeit beharrt werden bis in die Querköpfigkeit. Da muß gegen teamwork Solitäres gestemmt werden, eine persönliche Besessenheit und ein Desinteresse an Harmonie. Gerade d a darf nicht political correctness unsere Haltungen bestimmen und schon gar nicht eine moralische Korrektheit. Da muß auf Männern und Frauen beharrt werden, auf Männlichkeit und Weiblichkeit, so unscharf sich die Inhalte dieser Begriffe auch immer gegeneinander abgrenzen. Und da darf nicht so getan werden, als wirkte in uns allen nicht, was zwar wirkt, aber nicht wirken d a r f. Paradoxe Intervention.
Weblogs und Dichter von heute Off topic? Nein, hier kann nie etwas off topic sein, weil alle Themen ständig ineinanderfließen – dieser Kommentar würde genauso gut >>hier passen, aber da ist die Seite schon so gefüllt.
Ich fand über einen braven >Zitierer zu >>diesem Artikel, dessen Titel allein schon etwas Poppiges hat und die Darstellung eines simplen, einfach ratgebergestützten Weges zum Literatentum (ja, so verkürzt steht es da!) gibt. Demokratisches Dichten sozusagen. Beim kollektiven Projekt spreizt sich in mir etwas: denn bei aller Wechselwirkung im Diskurs und wie öffentlich die Werkstatt auch aussehen mag: das eigentliche W e r k will ich vom Zugriff anderer geschützt wissen! So stieß mich nicht nur am Dichter in der Überschrift.
Aber der Zugriff anderer geht ins Werk e i n. Und das ist gut so. Nur muß letzten Endes die Entscheidung beim Autor liegen, und zwar, glaube ich, radikal subjektivistisch – die Gesetze der Kunst, die es – als randunscharfe freilich – g i b t, sind davon selbstverständlich unbenommen. Etwas anderes ist es, wenn auf Zielgruppen angelegt wird; dann sind Autorenteams, weil sie mehrere Wunsch-Dispositionen abdecken, hilfreich. Nur fällt das eben nicht mehr unter Kunst. Meines Wissens gibt es verschwindend weniges, das anders zur Kunst wurde, jedenfalls originär/primär. Die reproduzierenden Künstler – in Orchestern, am Theater, in Bands – sind abermals etwas anderes, und auch Jazzer schaffen gemeinschaftlich bisweilen Großes.