Sonnabend, der 15. Oktober 2005.

4.46 Uhr:
[Strauss, Rosenkavalier-Suite im DänenNetzRadio.]
Also der erste Tag meiner zweimonatigen völligen Alkoholsperre. Hab gestern abend noch den Rest aus der Weinflasche von vorgestern zu mir genommen, das war ein gänzlich nüchterner Abschied ohne Bedauern. Was mir allerdings, wenn ich an den Abend zurückdenke, einfällt, ist der Umstand, daß mir kein weiteres Weblog bekannt ist und schon gar kein Literarisches, in dem ein Autor dermaßen persönlich attackiert würde und das auch zuließe wie gerade dieses hier; und zudem sind Die Dschungel gespickt voll mit sowohl poetischen wie poetologischen Ideen, Erzählfragmenten, Auszügen usw.: Offenbar gelingt hier etwas, auch wenn es bisweilen Kränkung bedeutet, das anderswo gerade vermieden wird:: Die Person mit ihrer Arbeit auf eine Weise zusammenzubringen, die so etwas wie Einheit herstellt, und zwar gerade in der gebrochensten, gesplittertsten Darstellungsform. Wobei ich mir darüber sehr klar bin, daß diese Einheit es auf ein Auseinanderfallen anlegt und anlegen muß: die Kunst trennt sich vom Subjekt, grundsätzlich, sonst wäre sie mißlungen. Aber hier – das ist es, was mich poetologisch interessiert – steht das Subjekt mit seiner Seele dafür ein oder versucht es doch zumindest und täuscht nicht. Sondern steht gerade, wo sich andere in vorgeblicher Privatheit verstecken oder einen anderen Charakter und andere Charakterzüge fingieren würden, als tatsächlich wirken.
Ich bin mir aber noch nicht ganz klar, was das letztlich theoretisch (und damit für eine zu formende Praxis) bedeutet. Es wird mich noch einige Zeit beschäftigen, denke ich. Und Sie. (Ich bin für Sie eine Romanfigur, vergessen Sie das nicht. Anderswelt.)

12.38 Uhr:
[Terry Riley, Streichquartett „Requiem for Adam“.]
Der Tag läuft dadurch,daß ich (gerne) koche, etwas aus dem Ruder. Also, heute k e i n Lauftraining, dafür nachmittags mit beiden Jungens ins Hallenbad fahren. Wenn die toben, kann ich so 30-40 Bahnen schwimmen, das wären dann zwei Kilometer. Wird mal die Knie schonen; a u c h gut. Ich nehme was zu lesen mit und das neue Notizbücherl. Der Sahne-Sugo ist soweit fertig, da müssen dann abends nur noch die Penne gekocht werden. – Rasend spannender Eintrag ich weiß. Aber d a s wird sie entschädigen: Aufgrund der Bitte einer mir sehr wichtigen Person werde ich ein bis zwei Monate lang versuchen, auf das Wort ************ (bereits hier zensiert) zu verzichten, jedenfalls in Der Dschunge.. Vielleicht parallelisiere ich das mit meinem heute beginnenden Alkoholentzug.

2 thoughts on “Sonnabend, der 15. Oktober 2005.

  1. Wenn Sie Romanfigur sind, (für mich), dann ist auch das, Subjekt, das mit seiner Seele dafür einsteht, Teil des Romans. Ihre Argumentation geht nur auf, wenn Sie nicht mehr unterscheiden zwischen Roman und Leben, das Sie leben (Sie haben das ja auf die eine oder andere Weise wiederholt affirmiert).
    Das wäre die radikalste Fiktionalisierung, die möglich ist. Für den Leser der Dschungel haben Sie diesen Prozess in diesem Weblog längst vollzogen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .