… und weibliche Rache. Argo. Anderswelt.(147).

Aber daß eine wie sie sich vor dem beschränkten Schulze erniedrigen mußte! Das nahm sie dem Vater so übel wie sich selbst den Umstand, es tatsächlich getan, sich da wirklich gefügt zu haben. Schulze war komplett rot angelaufen, als die Tochter seines Herrn ihr BitteEntschuldigenSie aussprach. Die kleine Ungefugger ahnte nicht und konnte das wahrscheinlich auch nicht, daß sich in dieser ihr abgeforderten Erniedrigung ein nur unter Mühen unterdrückter Ekel des Präsidenten Luft verschaffte, der seine Tochter für ihre so offenbar gewordene Neigung s t r a f e n mußte, es ging gar nicht anders. Deshalb, nur deshalb, duckte der Vater Michaela so sehr; vielleicht war ihm das im letzten Grund nicht bewußt. Er hätte andernfalls zumindest geahnt, daß sich die Tochter dafür schadlos halten würde… ja daß die innige, bislang von grundsätzlichem Respekt getragene Verbindung, die Vater und Tochter von fast Anfang an füreinander nicht empfunden, nein, das wäre zuviel gesagt, aber doch an den Tag gelegt hatten, seit nun für alle späteren Zeiten ihrer Basis beraubt war. Die junge Ungefugger empfand nämlich das Ansinnen ihres Vaters wie einen Verrat. In gewissem Snn war es das auch, weil er seinerseits sich so verraten vorkam. Und mit der ihnen beiden eigenen Konsequenz wandten sie sich von einander ab. Wobei Michaela, sehr weiblich, die Klinge tiefer in den Vater grub als der die seine in sie. Dadurch kam Oìsin in einen berauschenden Genuß. Ausgerechnet dieser seit Jahren vor Michaela kratzfüßelnde Enkel Finns. Doch Jason war nicht erreichbar, und selbst w ä r e er es gewesen, Michaela hätte ihn schon aus Gründen des Stolzes, aber eben auch ihrer sehr gebogenen Form von Liebe halber nicht für etwas eingesetzt, für das nun Finns Enkel herhalten mußte und dummerweise auch hinhalten wollte. So daß ihn diese Vereinigung nicht nur die Aufenthaltserlaubnis für die Weststadt kostete, sondern weit Schlimmeres schließlich. Michaela ließ ihn nämlich – sie stehe, erklärte sie, auf so etwas -, fotografische Aufnahmen von dem Akt tätigen, die sie bereits nächstentags ihrem Vater als unverschlossene Briefsendung nicht etwa in die Villa Hammerschmidt, sondern, eine ganz besondere Satisfaktion, zu Händen seines Staatssekretärs ins Parlamentsgebäude schickte. Und mit spitzen Lippen sah Michaela Ungefugger dann zu, wie man eine knappe Woche später den so sehr hilflosen Jungen abführte, der ihr sowohl die Unschuld genommen hatte wie auch sonst schon, die ganzen Internatsjahre vorher, derart auf den Geist gegangen war. „Michaela!“ rief er, weil er gar nichts verstand. S i e war es doch gewesen, die ihn verführt hatte gestern. Er hatte doch nichts anderes getan als sie zu lieben. „Michaela!“ Sie spuckte ihm vor die Füße und wandte sich weg. Keine Stunde später war sie ausgerückt.
Das Internet* wurde vom Keller zum Dachboden auf den Kopf gestellt, die junge Ungefugger blieb verschwunden. Sie war es gewohnt, sich nahezu fliegend auf die Konsequenzen einzustellen, die ihr aus eigenen Handlungen erwuchsen. Denn hatte sie sich einmal zu handeln entschlossen, dann handelte sie ausgesprochen effektiv und hinterließ entsprechende Wunden: Hier nun war sie Frau geworden und hatte zugleich gezeigt, was sie von sexuellen Vereinigungen hielt: nämlich nichts – und hatte sich genau deshalb damit sowohl an Oìsin als auch eben dem Vater rächen können, der allerdings von der Bildsendung ein paar Tage lang überhaupt nichts erfuhr. Dann aber handelte er sofort.

[*): Was ein Verschreiber! Internat, mit a, ist gemeint!]

>>>> ARGO 148


ARGO 146 <<<<

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .