Da standen zwei Vietnamesen, ich sprach sie um Zigaretten an, mußte warten. Offenbar war man vorsichtiger geworden mit dieser Schmuggelware aus dem Osten. Ich stand mir fast fünf Minuten lang neben dem Grabbelladen die Beine in den Bauch, bis mir ein ganz anderer Vietnamese die Stange Pall Mall unter die Jacke schob und für einen Asiaten ziemlich verdutzt aussah, als ich plötzlich zu kichern anfing. Mit war klargeworden, daß ich meinerseits Lerche und Zeuner zu erfinden begann, daß ich auf d i e schaute, wie seinerzeit immer sie und ich auf unsere kybernetischen Gebilde, die in gewisser Weise fantastische waren: durchaus auratische Figuren, die den, will ich einmal sagen, Geschmack literarischer Charaktere hatten. Man trägt sie, hat man ihre Geschichte gelesen, immer mit sich herum. Sie unterscheiden sich zunehmend weniger von realen Personen, an die man sich erinnert; schließlich werden sie denen an Gegenwärtigkeit vollkommen gleich. So ist es auch mit ‚wirklichen’ Menschen, die Aufnahme in einem Roman finden: Sie ähneln sich ihm an, unterliegen seinen Bewegungsgesetzen und w e r d e n schließlich Literatur. Für einen beliebigen Leser sind sie das schließlich m e h r, als daß er sie für real halten könnte; trifft er ihr Urbild zufällig einmal, wird er es, sofern er überhaupt Ähnlichkeit mit dem Urbild erkennt, mit der Figur nicht mehr identifizieren können, sondern neben der wirklichen steht dann eine innere, von ihr getrennte Person: gänzlich autonom. Ich allerdings hatte die Chance, einem solchen Nachbild die Hand zu geben, einem Urbild also als ausgeführter Figur. Verzeihen Sie diese Terminologie. Aber der Prozeß um das Verbot eines Buches, der mich ein wenig qualvoll in einer w i e d e r anderen Welt beschäftigt, drängt sie mir auf.