10.30 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Mein Sohn schläft noch. Auf dem Vulkanlager. Es wurde gestern spät mit uns beiden. Gegen eins erst, nach zwei nicht sehr guten Filmen, gingen wir schlafen. So daß ich verschlief, erst um neun Uhr aufstand. Und meinen linken Fuß ansah, der gestern nacht enorm geschwollen war, wie auch der Unterschenkel – der Fuß des Beins mit dem wunden Knie. Ich hatte offenbar die Bandage zu fest geschnürt, da kam das Blut nicht mehr durch. Heute morgen ist die Schwellung deutlich zurückgegangen, aber das Knie immer noch nicht wirklich gut, so daß ich weiterhin mit dem Laufen aussetze; ich wollte und will ja eh einen Saunatag einlegen, mit zweimal je einer Stunde Brustschwimmen. Aber erst ab frühen Nachmittag; dann aber bis an 22 Uhr heran. Immerhin habe ich wieder meine 72 kg; von hieraus, wie der Profi richtig bemerkte, nimmt man wieder zu, wenn man Krafttraining macht (und normal dazu ißt). Das Körpergefühl, kein unnötiges Fett mehr am Leib zu haben, sondern quasi nur noch aus Muskeln und Sehnen (und dem metaphorischen Herzen, sowie dem Gehirn) zu bestehen, ist ein bißchen Knieschmerz schon wert.
Erster Latte macchiato. Erste Morgenpfeife.
Zweiter Latte macchiato. Zweite Morgenpfeife.
Nach dem Aufstehen eine >>>>> lange Antwort an Parallalie geschrieben, die auch einen Gedanken formuliert, den ich zwar schon gehabt habe, aber noch nirgendwo ausgeführt hatte – wobei ich es bedaure, daß er, wie einiges andere, in meinem Neapel-Hörstück keinen Platz hat, einfach, weil die Sendezeit beschränkt und er für ein akustisches, feuilletonistisch-poetisches Porträt zu speziell ist. Viele weitere Motive bekomme ich ebenfalls nicht unter: San Gennaro etwa, Neapels Schutzheiligen, die jährliche Wiederverflüssigung seines Blutes, sowie den „Zauberer“ Vergil, wahrscheinlich nicht einmal den für mich für Neapel symbolisch zentralen >>>> museo Nitsch. Die jetzt von mir gewählte Fabel ist einfach, erlaubt aber einiges erzählerisch-akustische Raffinement: Der Erzähler kommt an und setzt sich mit seinen Wirtsleuten auf die Terrasse, um zu plaudern, bis sein Zimmer fertig ist. Dabei fliegen seine Gedanken aber immer schon seinen Spaziergängen voraus, als hätte er sie schon unternommen. Er bleibt aber sitzen, und erst ganz zum Ende des Hörstücks ruft er sich selbst zu: „Jetzt aber hinaus!“ Ich versuche so, die kontemplative, auch wartende Kontinuität bei gleichzeitigem Streben zu erfassen, einem eilenden Voran der Geschehen. Ob es mir gelingt, werden wir sehen, bzw. hören: Es wird poetisch immer wichtiger, daß ich selbst die Produktion in den Händen habe; vielleicht verschränke ich im Skript alles auch deshalb so sehr, damit die Redakteure merken, es gehe gar nicht anders. Jedenfalls schreibe ich sehr viel genauer, fast pedantisch, als wenn ich während einer Produktion auch spontan aus dem jeweiligen Höreindruck heraus inszenieren kann.
Noch einmal am Screen lesen, dann, für die Sauna, ausdrucken. Aber erst mal meinen Sohn wecken, ihm einen Latte macchiato an sein Lager stellen; danach müssen wir die Zelte, draußen auf dem Rasenstückchen des Hofs, probeaufstellen, um zu schauen, ob irgendwo was geflickt werden muß. Ich reise gerne vorbereitet, wenn Kinder – Verzeihung: Jugendliche, selbstverständlich – dabeisind.
[Arbeitswohnung.]
Mein Sohn schläft noch. Auf dem Vulkanlager. Es wurde gestern spät mit uns beiden. Gegen eins erst, nach zwei nicht sehr guten Filmen, gingen wir schlafen. So daß ich verschlief, erst um neun Uhr aufstand. Und meinen linken Fuß ansah, der gestern nacht enorm geschwollen war, wie auch der Unterschenkel – der Fuß des Beins mit dem wunden Knie. Ich hatte offenbar die Bandage zu fest geschnürt, da kam das Blut nicht mehr durch. Heute morgen ist die Schwellung deutlich zurückgegangen, aber das Knie immer noch nicht wirklich gut, so daß ich weiterhin mit dem Laufen aussetze; ich wollte und will ja eh einen Saunatag einlegen, mit zweimal je einer Stunde Brustschwimmen. Aber erst ab frühen Nachmittag; dann aber bis an 22 Uhr heran. Immerhin habe ich wieder meine 72 kg; von hieraus, wie der Profi richtig bemerkte, nimmt man wieder zu, wenn man Krafttraining macht (und normal dazu ißt). Das Körpergefühl, kein unnötiges Fett mehr am Leib zu haben, sondern quasi nur noch aus Muskeln und Sehnen (und dem metaphorischen Herzen, sowie dem Gehirn) zu bestehen, ist ein bißchen Knieschmerz schon wert.
Erster Latte macchiato. Erste Morgenpfeife.
Zweiter Latte macchiato. Zweite Morgenpfeife.
Nach dem Aufstehen eine >>>>> lange Antwort an Parallalie geschrieben, die auch einen Gedanken formuliert, den ich zwar schon gehabt habe, aber noch nirgendwo ausgeführt hatte – wobei ich es bedaure, daß er, wie einiges andere, in meinem Neapel-Hörstück keinen Platz hat, einfach, weil die Sendezeit beschränkt und er für ein akustisches, feuilletonistisch-poetisches Porträt zu speziell ist. Viele weitere Motive bekomme ich ebenfalls nicht unter: San Gennaro etwa, Neapels Schutzheiligen, die jährliche Wiederverflüssigung seines Blutes, sowie den „Zauberer“ Vergil, wahrscheinlich nicht einmal den für mich für Neapel symbolisch zentralen >>>> museo Nitsch. Die jetzt von mir gewählte Fabel ist einfach, erlaubt aber einiges erzählerisch-akustische Raffinement: Der Erzähler kommt an und setzt sich mit seinen Wirtsleuten auf die Terrasse, um zu plaudern, bis sein Zimmer fertig ist. Dabei fliegen seine Gedanken aber immer schon seinen Spaziergängen voraus, als hätte er sie schon unternommen. Er bleibt aber sitzen, und erst ganz zum Ende des Hörstücks ruft er sich selbst zu: „Jetzt aber hinaus!“ Ich versuche so, die kontemplative, auch wartende Kontinuität bei gleichzeitigem Streben zu erfassen, einem eilenden Voran der Geschehen. Ob es mir gelingt, werden wir sehen, bzw. hören: Es wird poetisch immer wichtiger, daß ich selbst die Produktion in den Händen habe; vielleicht verschränke ich im Skript alles auch deshalb so sehr, damit die Redakteure merken, es gehe gar nicht anders. Jedenfalls schreibe ich sehr viel genauer, fast pedantisch, als wenn ich während einer Produktion auch spontan aus dem jeweiligen Höreindruck heraus inszenieren kann.
Noch einmal am Screen lesen, dann, für die Sauna, ausdrucken. Aber erst mal meinen Sohn wecken, ihm einen Latte macchiato an sein Lager stellen; danach müssen wir die Zelte, draußen auf dem Rasenstückchen des Hofs, probeaufstellen, um zu schauen, ob irgendwo was geflickt werden muß. Ich reise gerne vorbereitet, wenn Kinder – Verzeihung: Jugendliche, selbstverständlich – dabeisind.
Es ist wundervolles Sommerwetter in Berlin. Die Sauna hat einen Außenbereich. In Neapel herrschen zur Zeit 29 Schattengrade, aber Gewitter sind, für den Abend, angesagt. Ich sehe die Blitze übern Golf niedergehen und werde, in der Berliner Sauna, die Augen schließen und dabeisein.
13.45 Uhr:
Probeaufbau:
Prima gelaufen. Und alles bereits wieder verstaut. Noch die Italien-Mitnehmliste angefangen; jetzt aber zum Schwimmen und in die Sauna. Gegessen wird erst abends (Obst, Joghurt, Haferflocken). Ah, eben noch das Neapel-Typoskript ausdrucken, um’s auf der Sonnenliege zu lesen; Bleistift nicht vergessen und nicht Herlings „Die Insel“:
Wenn ich mir Ihre Abnehmdramolette so ansehe, lieber ANH, höre ich geradezu schon Ihr nächstes Hörstück heraus, der Autor zwischen tradiertem Schriftstellerleben mit Rauchen und Alkohol (ein Klischee wie das „Studentenleben“) und dem sich tradierenden mit viel Sport und Körperbewußtsein (gemäß dem Schulhofspruch „alles Muskeln und Samenstränge“).
@Schlinkert. Och nö. Sie vergessen, daß ich ein „Rauschmensch“ bin – medizinisch ausgedrückt: ein Suchtcharacter. Das meint eben nicht nur Genußmittel, sondern jeden anderen Lebensbereich auch. Wenn ich etwas „moderat“ tun soll, verpriemle ich. Es geht auch bei meiner „Abnehmdramolette“ (wo aber wäre das „Drama“?) in allererster Linie um Sucht. Alleine deshalb liegt mir Askese mehr als „wohlbedachtes“ wenigerEssen. Außerdem bin ich nicht der Typ für Langzeittherapien; davon hab ich in der Akzeptanz meiner Arbeit genug.
Das Drama@ANH liegt darin begründet, dass, wollte man glauben, was Sie unlängst schrieben über 10,5 Kg Körperfettabbau innerhalb eines Monats, Sie nicht mehr lebten. Die Dissonanz leuchtet der Leserin in der Finsternis der Fiktion grell entgegen. Sie wartet nun bange auf den erlösenden Fangschuss.
(wie sprechend das captcha: „fails“)
Das Drama liegt natürlich im Mitfiebern der geneigten Leserinnenschaft, wenngleich eben diese, deswegen die „olette“, um den Erfolg schon weiß! Ansonsten verstehe ich die Ihnen innewohnende Abneigung gegen das Moderate sehr gut, denn das führt ins Mittelmaß, und das wollen wir ja nicht. (Die dem Menschen eigenen Konstruktionsfehler, zum Beispiel das empfindliche Kniegelenk, bedenke ich trotzdem inzwischen immer, Erfahrung halber.)
@Waage. Es tut mir nicht leid, Ihnen sagen zu müssen, daß die 10,5 kg der Realität entsprechen; das ist tatsächlich keine Fiktion. Woher Sie das haben, daß ich „dann“ nicht mehr lebte, ist mir schleierhaft. Mir kommt die Aussage sehr, verzeihen Sie, wohlstandsgeschädigt, nämlich besessen von Ängsten vor, die nur im übermäßigen Luxus möglich sind: eine typisch e Westler-Übersättigungsphobie. – Übrigens gibt es ja Zeugen. Aber weswegen sollte ich etwas „beweisen“, jemandem anderen als mir selbst, der sich ein Ziel vorgenommen und es erreicht hat? Eigentlich genügt das. Finden Sie nicht?
@ANH Wollten Sie die Frage „Finden Sie nicht?“ als Einladung zur Äußerung verstanden wissen oder als rhetorisch sehr elegant in Szene gesetzten Schlusspunkt? Beides soll mir recht sein. (Sie verfügen übrigens tatsächlich über eine, pardon, galoppierende Phantasie.)
@Schlinkert. Das mit dem Knie ist echt blöde. Stimmt. Wird aber gerade wirklich besser. Was mich, ich werde an Ihre Worte denken, jetzt auf keinen Fall leichtsinnig machen sollte. Deswegen ziehe ich’s im Moment vor, viel zu schwimmen, statt zu laufen. Schon, weil ich während der Italientour wieder sowas um 25-30 g auf dem Rücken habe werde, mit den Zelten und einigem Zeug auch für die beiden Jungs. Da sollte das Knie in Ordnung sein.
@ANH Ich würde Ihnen ja zum sportiven (Renn-)Radfahren raten, das stärkt, weil Radfahren kein Kraftsport ist, auf leichte Art genau die Muskulatur, die das Knie wunderbar stützt, meine Beschwerden sind vollständig weg – allerdings frißt das Radfahren wirklich viel Zeit, denn für die selben Effekte braucht man die doppelte Zeit wie beim Laufen (was ich wiederum wegen einer Sportverletzung nicht ausüben kann, also bleibt mir keine Wahl, auch weil mir Wasser zu naß ist und der Schwimmbadbesuch zu teuer).
@Schlinkert. Ernst-Thälmann-Bad. Nahe bei Ihnen. Morgens zwischen 6 und 8 Uhr zwei Euro achtzig, sowie zwischen 20 und 22 Uhr. Mit dem Fahrrad fahre ich im übrigen ja sowieso immer; da komm ich im Monat locker auf 80 Kilometer, wenn nicht mehr. Es wär mir einfach langweilig; außerdem mag ich den Kraftsport ja, und das Knie ist schon dabei, wieder gut zu werden. Ich setz halt nur so ungern aus – einfach, weil das WiederAnfangen immer so schwierig ist, psychisch. Ist man einmal „drin“, gehört es zu einem wie das tägliche Zähneputzen. Und mehr Zeit, als ich sie jetzt aufwende, kann und will ich mir aus der für meine Arbeit nicht herausschneiden.
Muß gleich los. Um halb sieben schwimme ich wieder, dann Friedrichshain. Danach weiter mit Neapel. Übermorgen nacht geht der Flieger; ob ich in Italien tatsächlich zum Training kommen werde, ist nicht ganz gewiß. (Macht nichts. Da sind wieder volle Genußstunden angesagt.)
Leider sind zwei Euro achtzig schon die Hälfte meines Tagessatzes und außerdem ist das morgens zu früh und abends zu spät. (Ich hab das früher mal früh gemacht und war entsetzt über all die wachen und quatschenden Rentner, diese vollfitten 75-Jährigen!) Das mit dem sportiven Radfahren würde Ihnen sicher gefallen, per Klickpedale und Klickschuh fest mit dem Rad verbunden (nicht nur treten sondern auch ziehen), zugleich hoch konzentriert und kontemplativ ordentliches Tempo fahrend, 100 km in vier Stunden sind gut machbar. Aber ich komme auch nur einmal die Woche dazu, es kostet eben viel Zeit und kurz mal fahren lohnt nicht, weil man ja auch erstmal raus muß aus der Stadt. Nicht ideal, zugegeben.
@Schlinkert. Jaja, die Rentner – aber doch toll, daß die sich da jeden Morgen tummeln. Mir gefällt das sehr, und mir gefällt es überdies, wie so ein Autoscooter immer zwischen die Lücken zu schwimmen – man bekommt nach einiger Zeit Routine darin, die Bahnen der anderen vorauszusehen und entsprechend zu navigieren. Es gibt aber auch noch, für die Schnellschwimmer, zwei eigens abgeteilte Bahnen – nur da wird wiederum für mich zu schnell geschwommen: die Leute da, alle erheblich jünger als der Schnitt, trainieren deutlich auf Geschwindigkeit, während es mir um Dauer geht.
Wieso ist sechs Uhr zu früh? Meinetwegen halb sieben. Ist doch eine ganz normale Zeit für einen normalen Arbeitnehmen. Die späte Stunde gefällt aber auch mir nicht, weil ich, stellte ich mich drauf ein, nicht mehr in die Oper und in Konzerte könnte; ich brauche ja immer Regelmäßigkeit, um etwa wirklich gut zu machen.
Mit Ihrer Beschreibung der Radfahrerei locken Sie mich gerade immens; aber auch ich kann nicht noch mehr Zeit für den Sport aufwenden; es sind ja jetzt schon täglich runde drei Stunden, incl.der An- und Zurückfahrten (mit dem Rad, selbstverständlich).
So was @ANH nenne ich eine gelungene Provokation, wenn auch eine lustige, denn von Zeiten extremen Drucks abgesehen stehe ich natürlich erst dann auf, wenn ich wirklich wach werde, und das geschieht meistens nach 6 bis 8 Stunden Schlaf, so daß an ein Aufstehen um 5 oder 6 Uhr in der Früh meist gar nicht zu denken ist. Außerdem arbeite ich auch oft noch gegen oder am Abend, wenn der „normale Arbeitnehmer“ (also der Arbeitskraftgeber) Fernsehen guckt oder in der Oper oder der Kneipe sitzt. Hauptsache ist schließlich, daß ich mit meiner Arbeit weiterkomme und mich insgesamt gut fühle (über Kontostände wollen wir ja nicht reden), da werde ich mir doch den Tag nicht versauen durch Weckerklingeln und Hindernisschwimmen. Aber vielleicht verwöhne ich mich auch zu sehr, wer weiß.
Na ja@Schlinkert. Ich gehe ja in die Oper auch aus >>>> Gründen meiner Arbeit; aber eigentlich hat alles, was ich tue, mit ihr zu tun. Freizeit, das wissen Sie wie ich, ist keine Kategorie, die sich auf Künstler anwenden läßt. Sie sind ihr Beruf. Was wollen sie denn ohne sich? Darum machen sie sich lächerlich, wenn sie über zu wenig Freizeit klagen. Grund für Freizeit haben ausschließlich jene, die einem ungeliebten Beruf nachgehen (müssen). Schlimm genug, daß es das gibt. Und derart häufig! Es ist ganz furchtbar.
Da kann ich @ANH Ihnen nur vollständig recht geben, auch für mich ist alles, manchen Zeitgenossen zum Verdruß, meine Arbeit! (Notfalls ließe sich das sogar beweisen! Aber wem?) >>> http://albannikolaiherbst.twoday.net/stories/am-dritten-tag-vor-romamelia-das-arbeitsjournal-des-montags-dem-8-juli/#444865852
@ ANH, @waage Lieber Alban,
ein schmerzendes Knie für die Nacht zu bandagieren ist schlicht Blödsinn. Es in der Bewegung einzuschränken wenn es auch nur leicht belastet wird allerdings gut. Bitte bedenken.
@waage
tatsächlich ist es möglich während einer Nulldiät Fett in Muskelmasse umzubauen und ANH tut tatsächlich nicht viel anderes, auch wenn er seine schnellen Gewichtsabnahmen die innert 2-3 Tagen passieren fehlinterpretiert, denn dann verliert der Körper lediglich gespeichertes Wasser.
Es gibt eine eigene Diät die dem Prinzip folgt: solange der Körper läuft verhungert er nicht.
Schauen Sie hier: http://www.samuraidiaet.de/
@Anna Häusler Um den isoliert betrachteten Unfug mit dem berichteten Körperfettabbau geht es mir nicht, sondern um dessen destruktive Funktion im Text.
@Waage ich verstehe was Sie meinen, aber Sie dürfen nicht vergessen, dass es sich um ein Arbeitsjournal handelt, nicht um ein Tagebuch.
Es geht darum die Arbeit zu beschreiben, was anliegt, getan ist, zu tun ist und was warum verschoben wird. Wie sich der Alltag oder das besondere Ereignis auf die Arbeit des ANH auswirkt und eben auch der Sport/die Diät. Ob das nun besonders schön oder spannend zu lesen ist, darum geht es eigentlich gar nicht und eins wird in diesem speziellen Fall deutlich, wie ein Junkie immer über seine Droge spricht, so spricht ANH über seine derzeitige Obsession. Das ist nicht immer nur angenehm zu lesen und redundant alle mal, aber es ist ANH wie er lebt und uns teil haben lässt.
Guten Abend.
@Häussler und Waage. Also mal die Kirche im Dorf, bitte. Ich spreche nicht nur über meinen Sport und meine Diät, sondern in allererster Linie über meine derzeitige Arbeit, nämlich das Neapel-Hörstück. An sich sollte das aufgefallen sein. Aber auch in Sachen Gewichtsabnahme muß ich, und zwar nunmehr Frau Häusler, enttäuschen: Ganz sicher habe ich nicht nur Wasser verloren, zumal ich vor dem jeweilig neuen Wiegen erst einmal gehörig trinke, bis zu einem Liter, was dann ziemlich genau einem Kilogramm entspricht, das ich als sozusagen Sicherheitspolster einbaue. Die in den DTs’en zu lesenden kg-Angaben sind jeweils die Wiegergebnisse des folgenden Morgens, nachdem ich abends auch gegessen habe: ich esse derzeit fast nur abends und selten anderes als Obst, Gemüse, Nüsse, Joghurt und Haferflocken; hat man sich daran gewöhnt, hat man den ganzen Tag über kein Hungergefühl, nebenbei bemerkt. Diese Diät plus Sport ist also in überhaupt keiner Weise schwierig)
Ob meine Berichte besonders spannend zu lesen seien, nun ja, wenn’s Sie langweilt, bleiben Sie doch weg. Niemand zwingt Sie. Auch ich bin der Meinung, daß meine Bücher sehr viel spannender sind. Es geht mir im übrigen nicht um Prahlerei, die mir eh nicht liegt; wohl aber um Dokumentation, was, wenn man nur will, möglich ist – und daß ich so genau hier protokolliere, ist viel mehr für mich selbst ein Ansporn, als daß ich sowas wie Bewunderung anderer erheischte; ich dokumentiere genau so meine Rückfälle, und eben dies auch sehr bewußt wiederum für mich. Daß ich dies öffentlich tue, ist für mich eine Art Garant, denn ich scheue Blamagen. Man kann auch sagen: ich setze mich selbst unter Druck, weil sich über die Jahrzehnte gezeigt hat, daß ich unter Druck sehr viel besser arbeiten kann als ohne ihn.
Aber, ob nun Wasser oder nicht, worum ging es denn eingangs meines Abnehm-Projekts? Darum, daß ich in die Anzughosen von vor, sagen wir, zehn Jahren wieder reinpasse, daß also jeder obere Knopfleistenknopf wieder problemlos zugeht. Das ist erreicht. Das nächste, zugegebenermaße luxuriöse, Ziel ist ein Waschbrettbauch. Schultern und Rücken sollen dagegen nicht noch besonders zulegen, weil ich sonst, wie beim Anspannen zu meinen sportlichen Hochzeiten schon mal passiert, die Rückennähte meiner Jacketts aufreiße.
@Herbst es ist reine Biochemie dass man zuerst Wasser verliert, ob da nun ein Liter Wasser getrunken wird oder nicht. Glycogenspeicher ect. Ich vertiefe das hier jetzt nicht.
Dass Sie aber auch immer so gereizt reagieren müssen. Im Grunde habe ich das Arbeitsjournal und Ihre gnadenlose Offenheit bezüglich Ihrer Arbeit darin verteidigt, dass auf die ganz persönlichen Dinge darin besonders reagiert wird sollten Sie nach all den Jahren doch wissen.
@ANH Niemand behauptete, dass Sie nur Wasser verloren haben. Ebenso behauptete niemand, dass Ihr Masseverlust von 10,5 kg nicht stattgefunden habe. Sie bewegen sich, die sprachliche Form betreffend, in lichten Höhen. Bei der Verknüpfung von Inhalten ist das nicht der Fall.
Sie bestehen in Ihren Erzählungen implizit darauf, ein tägliches Energiebilanzdefizit von durchschnittlich 3.000 Kcal über einen Zeitraum von einem Monat durchgehalten zu haben. Das entspricht ungefähr dem eineinhalbfachen Grundumsatz eines gesunden Mannes. Ein Sechzigjähriger von Ihrer Statur käme mit solch gigantischem Energiedefizit nach 14 Tagen mit finalem Kreislaufversagen ad exitum.
Im Gespräch mit Schlinkert stellen Sie eine monatliche Fahrtstrecke mit dem Fahrrad von 80 Km als erwähnenswerte Leistung dar. Gerade Schlinkert aber, das ist die Ironie daran, erledigt die gleiche Strecke mit einer einzigen Nachmittagsausfahrt. Sogar durchschnittlich verfasste Berufstätige, die täglich mit dem Rad zur Arbeit fahren, bewältigen teils ein Vielfaches an monatlicher Kilometerleistung.
Sie bedenken offenkundig nicht ausreichend, welchen Rahmen Sie dem erzählenden Ich Ihrer Texte mitgeben. Das Bild, welches sich darin aufspannt, ist jenes eines vollständig Abgehobenen, der sich um Erfahrungen des täglichen Lebens nciht schert. Ob die Texte das innerste Empfinden des Autors widerspiegeln, hat mich nicht zu interessieren, tut es auch nicht. Ich betrachte ausschließlich den Text und die Kräfte, welcher er zu entfalten vermag. Und die sind destruktiv. Sie richten den Text in der Gesamtheit zugrunde.
Die einzig relevante Frage von literarischem Interesse ist für mich folgende: „Welches Mindestausmaßes an Realismus bedarf Fiktion, um die Rezeptionsmühlen der Leserin unbeschadet zu überstehen?“ Hier wird es mit schmerzhafter Wirkung unterschritten.
@Frau Häusler
Ich möchte Ihnen keineswegs zu nahe treten und deshalb nur trocken anmerken: Fett in Muskelmasse umzubauen ist schlicht ein Ding der Unmöglichkeit.
@Anna Häusler. Klar, aber folgende Rechnung:
Ein Mann meiner Größe und meines Gewichts (bei noch 76 kg, nicht bei den jetzigen 72 eruiert) verbraucht zur Aufrechterhaltung seiner Lebensfunktionen rund 1500 Kcal (bei mir könnte es auch etwas mehr sein: ich verbrenne sehr schnell): dazu addieren sich für vorwiegend sitzende Tätigkeit etwas mehr als 700 Kcal – ergibt übern Daumen 2200 Kcal am Tag.
Ein 14km-Lauf verbraucht bei meinem Gewicht rund 1000 Kcal: ich hab das mitgeschnitten. Hinzu kommt der Kraftsport (täglich etwa 1,5 Stunden), dessen Verbrauch ich nicht berechnen kann. Lassen wir’s einfach bei den 1000, weil ich ja nicht immer 14 km laufe, manchmal nur 12 und seit letzten Freitag gar nicht mehr, sondern da schwimme ich 1 h täglich, plus Kraftsport.
Also: 2200 Kcal Grund- und Arbeitsverbrauch + 1000 Kcal Sportverbrauch, ergibt 3200 Kcal Bedarf. Esse und trinke ich nun nur für 2200 Kcal, nehme ich täglich genau das ab, was bei meiner Größe und meinem Gewicht und meiner Muskel/Fett/Knochen-Verteilung 1000 Kcal entspricht. Tatsächlich habe ich in den letzten sechs Wochen darauf geachtet, täglich nie mehr als 2000 Kcal zu mir zu nehmen; eher waren es noch weniger.
[Kurz noch meine jetzigen Daten (bei 72 kg/179,5 cm; Hüfte 90, Taille 83 cm):
BMI 22,3
Körperfettanteil 13,9 % (berechnet nach >>>> dort)
WHtR 0,46
WHR 0,9
Daß all dies nur Näherungswerte zur übernDaumenOrientierung sind, ist klar; aber es macht mir Freude und ist Ansporn, daß sie gerundet den Normalwerten eines nicht übergewichtigen 40jährigen entsprechen, nicht eines 58jährigen, der ich halt nun mal bin. Genau das wollte ich erreichen; siehe das, was ich >>>> dort über meine Anzüge schrieb, die teils tatsächlich 20/25 Jahre alt sind.]
@Waage (ff) zum Realismus. Sie haben eine falsche Vostellung von dem, was realistisch sei. Ich fürchte, daß Ihre Realismusbegriff ideologisch ist – und darum ist es auch Ihre Erfahrung dessen, was realistisch ist. Es ist dies eine alte Menschensache, wenn jemand sagt, der Mensch werde eines Tages fliegen können, dagegenzuhalten, nein, das gehe prinzipiell nicht.
Im übrigen ist diese Ihre Aussage schlichweg falsch:Sie bestehen in Ihren Erzählungen implizit darauf, ein tägliches Energiebilanzdefizit von durchschnittlich 3.000 Kcal über einen Zeitraum von einem Monat durchgehalten zu haben. Wie ich soeben >>>> dort ausgeführt habe, habe ich versucht, ein „Energiebilanzdefizit“ von rund 1000 Kcal täglich durchzuhalten und das auch meistens geschafft. Daraus ergibt sich die Gewichtsabnahme geradezu „normal“. Wie kommen Sie auf die 3000?
Aber unterm Strich, wissen Sie, wenn Sie es auch mal ausprobierten und durchhielten, dann ginge es Ihnen gesundheitlich ganz sicher ebenso gut wie mir, und Sie müßten nicht nölen, wo man sich doch eigentlich mitfreuen könnte. Mitfreude scheint den Menschen aber noch weniger gegeben zu sein als wirkliches Mitleid – das eines wäre, das nicht zugleich abermals abwertet.
(Kann auch sein, daß ich monatlich weitaus mehr als 80 km mit dem Rad fahre; das habe ich, anders als bei der Lauferei, selten protokolliert. Ich mach aber alles mit dem Rad, was innerhalb Berlins mit Wegen verbunden ist, und zwar generell, also winters wie sommers und ob’s nun regnet und schüttet oder nicht. Ich tendiere in nichts zur Bequemlichkeit, sondern halte sie für prinzipiell gefährlich. Dazu nachher mehr in meinem heutigen Arbeitsjournal, das ich wegen dieser wirklich lästigen Sport-Auseinandersetzung schon unangemessen lange aufgeschoben habe. Außerdem habe ich auch noch literarische Arbeit zu erledigen, und die Italienreise will noch besser vorbereitet sein.)
Um Ihre Frage in der gebotenen Kürze zu beantworten: 10,5 Kg Körperfett speichern, dem Rechengang zuliebe gerundet, 90.000 Kcal Energie. Diesen Energievorrat innert Monatsfrist abzubauen, erforderte ein Energiebilanzdefizit im selben Ausmaß. Das entspricht im Durchschnitt täglich 3.000 Kcal. Daran kommen auch Sie mit Ihrer wirklich machtvollen Phantasie nicht vorbei.
Sie monieren einen Mangel an Mitfreude. Wenn Sie meine zuvor gestellte Frage in Ruhe bedenken wollten, fänden Sie möglicherweise eine Erklärung für den festgestellten Mangel.
Ende der „Auseinandersetzung“.
Beste Grüße
Ihre Waage
Entgegnung @Waage. 1) Ihre Rechnung stimmt nicht. Woher haben Sie die Quelle der Gleichung und wie lautet sie?
2) Die 10,5 kg in nicht einem Monat, sondern sechs Wochen entsprechen der geschehenen Realität. Ich fing mit 81 an, wollte eigentlich nur auf 76 und bin jetzt – allerdings hab ich’s vorhin gewogen, bevor ich was aß – bei 70. Ob Sie nun mir dem Kopf durch die Wand gehen oder nicht. Ich empfehle Hegel: Im Zweifel für die Tatsachen.
3) Zur mangelnden Mitfreude: Was wollen Sie dann hier? Sind Sie Masochist(in), oder haben Sie eine Besessenheit fürs Rechthabenmüssen? Ihr „Ende der Auseinandersetzung“ spricht dafür. (Aber vielleicht ist es auch nur ein Ausdruck von Verzweiflung: Es könnte sein, daß Sie dick sind und da nicht rausfinden. Das wäre dann sehr nachvollziehbar und entschuldigte Sie.)
@Herbst Der Höflichkeit ist’s geschuldet, dass ich Ihre Fragen mit letzter Geduld beantworte.
ad 1)
Den Energiegehalt (Brennwert) von Fett können Sie auf jeder handelsüblichen Packung Butter nachlesen: rund 900 Kcal je 100g. Quelle der Gleichung ist der Arbeitsjournaleintrag vom 24.6. morgens, in welchem der 23.5. als Beginn des Trainingsprogramms ebenso genannt wurde, wie der erreichte Körperfettabbau von 10,5 Kg während der verstrichenen Zeit. Der Masseverlust wurde dort als Nettowert genannt, da der inzwischen stattgefunden habende Muskelmassenaufbau den höheren Bruttofettverlust kaschierte, wie Sie nahe legten. Die Bezifferung des Bruttowerts an Fettabbau stellten Sie der Vorstellungskraft der geneigten Leserin anheim, deshalb habe ich vorsichtigerweise den Nettowert angesetzt. Denn je mehr aufgebaute Muskelmasse berücksichtigt würde, desto ungünstiger fiele die Rechnung aus.
Die Gleichung lautet also:
Summe Körperfettabbau in Kg * Energiegehalt in Kcal je Kg Fett = durchschnitlich tägliches Energiebilanzdefizit in Kcal * Anzahl der verstrichenen Tage
Nun setzen wir die Zahlen ein.
Summe Körperfettabbau in Kg = 10,5
Energiegehalt in Kcal je Kg Fett = 9.000
Anzahl der verstrichenen Tage = 23.6. – 24.5. = 32
Die Gleichung sieht dann so aus:
10,5 * 9.000 = tägliches Energiebilanzdefizit in Kcal * 32
Nun wird gerundet,
10 * 9.000 = tägliches Energiebilanzdefizit in Kcal * 30
dann umgestellt,
10 * 9.000 / 30 = tägliches Energiebilanzdefizit in Kcal
schließlich schrittweise aufgelöst:
90.000 / 30 = tägliches Energiebilanzdefizit in Kcal
3.000 = tägliches Energiebilanzdefizit in Kcal
ad 2)
Ob Hegel mit Brennwerten etwas anzufangen gewusst hätte, vermag ich nicht zu beantworten. Ziemlich sicher aber bin ich mir darin, dass er zwischen dem 23.5. und dem 24.6. morgens 32 verstrichene vollständige Tage ohne jeden Zweifel als Tatsache anerkannt hätte.
ad 3)
Sie haben Anführungszeichen ausgelassen. Die von mir zitierte „Auseinandersetzung“ war I h r e Einschätzung. Und wenn es denn für Sie hilfreich ist, imaginieren Sie mich gerne als ein Nilpferd, das sich vergeblich damit abmüht, die überschüssigen Kilos auf einem Kinderdreirad wegzustrampeln.
Es scheint sich Ihnen nicht erschließen zu wollen, dass verständige und erfahrene Leserinnen (davon gibt es mehr, als Sie vielleicht meinen) misstrauisch werden bei derart überbordender Fiktion. Für diese Leserinnen ist dadurch der gesamte Erzählstrang entwertet, weil keine erlösende Pointe folgt. Das wollte ich mit meiner Frage nach dem notwendigen Mindestmaß an Realismus in der Fiktion thematisieren. Mittlerweile hat sich das Thema aber ohnehin erledigt.
Beste Grüße
Ihre Waage