12.50 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Bis eben die bisherigen Fahnen zuende korrigiert; Buchseite 199. Um zwanzig nach fünf dafür aufgestanden, unterbrochen vom Frühstück mit dem Sohn. Ich wollte, bevor ich mit dieser Tranche nicht durchwar, nirgendwo anders schreiben, also auch hier nicht. Es sind intensive Tage nun; über eintausend enge Seiten lassen sich nicht durchjoggen; dieser Text sowieso nicht:
[Arbeitswohnung.]
Bis eben die bisherigen Fahnen zuende korrigiert; Buchseite 199. Um zwanzig nach fünf dafür aufgestanden, unterbrochen vom Frühstück mit dem Sohn. Ich wollte, bevor ich mit dieser Tranche nicht durchwar, nirgendwo anders schreiben, also auch hier nicht. Es sind intensive Tage nun; über eintausend enge Seiten lassen sich nicht durchjoggen; dieser Text sowieso nicht:
Mittagsschlaf jetzt, nachmittags laufen, abends noch einmal in >>>> die grandiose Vin-herbé-Inszenierung der Staatsoper. Sollten heute keine weiteren Fahnen mehr kommen, mach ich mit administrativem Bürokram weiter. Den Kopf frei für anderes habe ich nicht und sollte ich nicht haben, sondern jetzt, beim Fahnenlesen, ist der letzte Zeitpunkt, den Roman noch einmal kreativ vor meinen inneren Augen laufen zu lassen. Alles Spätere wird festgeschrieben sein und nie mehr zu ändern. – Seltsames Bewußtwerden. Noch einmal formen und dann – loslassen.
Faust-Kultur hat meine Kritik >>>> übernommen.
Ganz anderes Thema, lieber ANH:
Habe mir kürzlich „Meere“ besorgt und es gerade ausgelesen. Wunderschön! Vor allem in seiner Aufrichtigkeit, die ich in solcher Ausprägung bisher nur selten gefunden habe. (Und ich meine damit nicht oder jedenfalls nicht in erster Linie eventuelle biografische Fakten.)
@Iris zu „Meere“. Ich danke Ihnen für diese Sätze sehr. In den vergangenen zweidrei Jahren habe ich einige Male gedacht, daß es vielleicht sehr gut ist, die Lektüre meiner literarischen Arbeiten mit „Meere“ zu beginnen, weil das einen anderen Blick auf den vermeintlichen Ästhetizismus werfen läßt, der mich, als Vorwurf, nun schon jahrzehntelang begleitet, – ganz egal, ob die Meere-Lektüre von „dem Skandal“ initiiert ist oder nicht, der das Buch bis heute doch immerhin am Leben hält. (Wirklich habe ich ihn, also sachlich, bis heute nicht ganz verstanden. Als ich das Buch schrieb und auch noch ein wenig nachher, habe ich für mich und vor anderen von „meinen Bekenntnissen des Augustinus“ gesprochen; je mehr Zeit allerdings seither vergangen ist, desto ferner rückt mir diese Einschätzung; für mich selbst sieht dieser Roman heute wie eine „gleichberechtigte“ Kachel unter anderen Kacheln einer in gutem Sinn kunsthandwerklich sorgsam gekachelten Wand aus, von der ich immer wollte, daß sie schön ist, ohne dafür ihre Mühe zu verschweigen..)
Das mag sein, dass es ein guter Einstieg ist. Mir als „Späteinsteigerin“ hat es ein wenig Licht geworfen auf manche wiederkehrende Thematik und Auseinandersetzungen hier im Blog. Auch wenn ich gerade das mir zentral scheinende Thema der Unzugehörigkeit schon vorher tief nachempfinden konnte. „Den Skandal“ habe ich gar nicht mitbekommen, nur am Rande, aber er interessiert mich nicht. Das Buch besteht als solches, ich finde nichts Aufgesetztes darin, nur Notwendigkeit, das macht es so schön in meinen Augen. Und eben die bereits erwähnte Aufrichtigkeit. Das geht über bloße kunsthandwerkliche Fertigkeit hinaus.
Jedenfalls werde ich mehr von Ihnen lesen, was Sie übrigens u.a. Melusine zu verdanken haben.
@Iris (ff). Darf ich Ihnen etwas empfehlen? >>>> Die Fenster von Saint Chapelle – auch, weil darin Weblogs eine wenn auch nicht hervorgehobene Rolle spielen. Sondern: Sowieso, einfach wegen des Textes.
Vielen Dank, ist bestellt.
@Iris (fff). Ich bin sehr gespannt, was Sie nach der Lektüre, falls Sie dann erzählen sollten, erzählen werden. Und freue mich über Ihre Offenheit und Neugier.
Was mir aber noch durch den Kopf ging – heute, an diesem >>>> zahnarztwitzigen Tag -, einfach immer wieder hochtauchte: – daß ich, daß Sie meine Bücher läsen, Melusine zu verdanken hätte. Ist es nicht anders? Wenn Ihnen die Prosa gefällt, dann haben doch S i e das ihr zu verdanken? nämlich daß Sie’s kennenlernen. Ich selbst tue nur, was ich immer getan habe: zu schreiben, zu erfinden, zu dichten, nachzugestalten, wie es meine Überzeugung und Leidenschaft ist. Das können Leser, Lektoren, Kritiker ein bißchen – etwa auf bessere Lesbarkeit – modifizieren, aber nicht ändern. Nicht mehr in diesem Leben. Es ist ein Teil der Aufrichtigkeit, von der Sie oben geschrieben haben.
zum Kleingedruckten: Schön dass Sie das ansprechen, genauso ging es mir nämlich durch den Kopf und ich wollte schon spontan, nachdem ich den Kommentar abgeschickt hatte, einen weiteren hinterherschicken. Aber dann dachte ich ‚Warte mal ab‘.
Es ist auch so, wie Sie es sagen, dass ich nämlich Melusine dankbar bin, dass sie mich auf Ihre Bücher aufmerksam machte und überhaupt, dass ich durch sie dahin kam, von Ihnen zu lesen, auch hier im Blog.
‚Man‘ sagt das ja auch so in übertragenem ironischen Sinn, das habe man dem oder dem zu verdanken. Und hier können Sie ja mein Zwinkern bei so einem Satz nicht sehen. Es sei denn, ich hänge einen 😉 an.
Trotzdem habe ich mir durchaus schon des öfteren die Frage gestellt, ob ich nehme oder gebe, wenn ich lese. Mein Empfinden ist: beides. Das hat zum einen wohl mit einer Art Selbstbewusstsein zu tun, das aber nicht in Hierarchien denkt. Und zum andern mit einer Haltung, die sowohl Lesen als auch Schreiben als eine Art Kommunikation betrachtet, womit ich nicht eine direkte zwischen Autor und Leser meine, sondern eher die Beteiligung beider an der Kommunikation mit … (das kann alles sein).
Aber, um es hier nochmal auf den (Ausgangs)Punkt zu bringen: Die Bekanntschaft mit Ihren Texten habe ich vor allem Melusine zu verdanken. 🙂
@Iris Ich lese auch grad ‚Meere‘ (so als hätten wir uns dazu verabredet) und schließe mich Ihrer Einschätzung voll und ganz an, auch wenn ich noch ein paar wenige Seiten vor mir habe und dann damit leben muß, daß das Buch dann ausgelesen ist – weswegen ich manchmal gegen Ende die Lektüre (dummerweise?) verlangsame. Ein ganz großer Roman, ohne jeden Zweifel!
@Schlinkert Aber selbst das Ende dieses Romans (das Sie inzwischen vermutlich erreicht haben) ist noch Meer. Ein sich glättendes nach dem Sturm, nicht weniger salzig und nass und Leben beherbergend, nur nicht mehr so aufgewühlt. (So las ich es.)
Abermals danke@Iris. Für nunmehr diesen Satz:
@Iris Bewege mich immer noch aufs Ende zu, weil ich durch Eingespanntseinheiten immer wieder abgelenkt werde. Und außerdem: wenn ich schon mal „am Meer“ bin, warum mir dann Eile antun!