Dritter Tag der Steuererklärungsjournale, heute des Mittwochs, dem 27. Februar 2013. Steuererklärung III. Abermals Mozart. Mit der Familie Casadesus und einer kurzen Bemerkung zur Zeit.

5.04 Uhr:
[Arbeitswohnung. Mozart, Konzert für zwei Klaviere und Orchester Es-Dur, Köchel 365.]
Wem sagt der Name „Casadesus“ noch etwas, der Gebrüder, dreier nämlich, >>>> Casadesus? In meiner Jugend waren sie – in Hörerkreisen sogenannt klassischer Musik – berühmt. Wobei es s c h o n interessant ist, daß die Schwester Casadesus, Gaby, als einzige dieser Familie keinen eigenen deutschen Wikipedia-Eintrag hat; in der englischsprachigen Wikipedia allerdings doch. Und >>>> dort können Sie sie Debussy, den sie noch kannte, spielen hören.
Latte macchiato, Morgenpfeife. Unterdessen bin ich dort angelangt, wo quasi alle stöhnen, die sowas machen müssen: bei den Bewirtungen: wann, wo, warum; mich selbst rechne ich immer gleich raus. Immerhin bedeutet diese Haltestelle, daß ich fast fertig bin mit der Steuererklärung; ich bearbeite diesen Posten immer fast zuletzt, danach kommt nur noch Kleinkram. Der freilich zeitaufwendig sein kann, weil ich die Fragen einleichtender Zuordnung beantworten muß. Aber unterm Strich hat es mir diesmal beinah Spaß gemacht, so ein ganzes Jahr, das vorletzte, noch einmal im Innern passieren zu lassen: schöner Doppelsinn, dieses „passieren“; Jahre sind Passanten, spannend, sie gehen, schaut man sie nachträglich an, >>>> neben uns her, sind eigene Wesenheiten, so, wie an s i c h die Zeit, durch deren Arterien wir in ihre Venen ziehen, auf welchem Weg, dem zum Herzen zurück, wir verbraucht werden. Es ist eine seltsame Frage: ob es die Zeit ohne uns überhaupt gäbe.
Abends wieder einmal >>>> Bar mit dem Profi. Es fängt bereits nach Frühling zu duften an, Spuren Dufts nur, freilich; der Tiergarten ist an manchen Stellen noch eisglatt, an anderen purer Matsch; die Radfahrt hindurch war, sagen wir, equilibristisch. Letzte Woche mußten die Reifen noch gut eislaufen können, wie dunkle Bällchen saßen Kaninchen auf dem selbst bei Nacht hellglänzenden, alles dort bedeckenden Weiß.
Eine SMS meiner Redakteurin erreichte mich am Abend: Sie habe noch nicht hören können, wolle das aber heute endlich, vielleicht aber erst am Nachmittag, tun. Ich sms‘te zurück, das treffe sich insofern gut, als ich dann zwischendurch meine Steuererklärung fertigbekommen hätte. Damit das auch stimmt, aber, buche ich jetzt weiter.
Guten Morgen.

[Mozart, Konzert für drei Klaviere und Orchester F-Dur, Köchel 242.
Gaby, Jean und Robert Casadesus.]



Die Arbeitswohnung riecht ein wenig spitz nach verbranntem Papier: ganze Stöße alter Prospekte und sonstigen überschüssigen, völlig nutzlos bedruckten Papiers habe ich den Ofen essen lassen; zwischendurch bekam ich‘s mal mit der Angst zu tun, daß die Kacheln platzen würden; derart heiß wurde er. Macht übrigens noch mehr Schmutz als Kohle, hält aber als Heizkraft länger vor, als ich geglaubt hätte. In jedem Fall ist es, wenn auch nur im Winter, ein passabler Weg, wieder Platz zu bekommen. Man glaubt nicht, welche Mengen sich so ansammeln in einer Schriftstellerhöhle, bzw. an Dichterbord. Schrieb ich nicht schon mehrmals, daß ich dieses mein Zentrum als ein Segelboot begreife?

Weiterbuchen. „Is‘ ganz gut, wenn du ein paar Fehler machst und ihnen was zum Wegstreichen gibst“, bemerkte der Profi gestern nacht. So auch hält man‘s mit Theaterstücken für die Regisseure. Man schreibt Entbehrliches hinein, damit das Unentbehrliche nicht angetastet wird.

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