Noch ohne Titel… nein, doch… vielleicht… s o: Das Arbeits-, nämlich erst einmal Monteverdijournal des Freitags, dem 5. Oktober 2012.

4.50 Uhr:
Ich setze da fort, wo ich gestern, so gegen 22 Uhr, aufgehört habe: mit der Besprechung der >>>> Monteverdi-Trilogie. Der Text wird wirklich sehr lang, und sehr lange, bestimmt über eine Stunde, telefonierte ich nachts mit der Löwin, weshalb ich dann nicht mehr weiterschrieb, wenngleich ich gut im Lauf war. Es läßt sich jetzt aber, denke ich, gut anschließen.
Pünktlich auf. Erster Latte macchiato, erste Morgenpfeife, zwei Pullover übereinander plus Schal plus Lammfellweste, weil es von draußen so sehr kalt hereinzieht. (Ich muß endlich die Winterklamotten wieder auspacken).

7.06 Uhr:
Die Löwin geweckt, die mich ihrerseits, um fünf nach fünf, wecken wollte, telefonisch aus Wien, und sich nun gar nicht mehr erinnert, daß sie‘s tat. Wobei ich wach ja schon war.
Gleich aber weiter!Eurydike stirbt, von einer Schlange – des Paradieses? darüber läßt sich’s d e n k e n – gebissen. Hades mag, der Dunkle, auch etwas von dem geilen Pflanzengrün, und von dem Sonnenlicht ein Weniges, sich herabgeholt haben wollen; auch er ist, >>>> wie‘s Kokoschka mit Ernst Křenek sah, nicht ohne Männlichkeit: d i e s e beiden ziehen Eurydike und Kore zusammen, Persephone als Jungfrau. Von solcher späten Spaltung ist Monteverdis Orpheus allerdings noch frei, indessen Hades, mit seiner seelisch unerfüllbaren Bedingung, hat sie bereits gesetzt. In dem Moment, in dem Orpheus, dessen Sangeskunst doch solch Erbarmen rührte, sich umdreht, zerfällt die gesamte Unschuld der Welt. Bei Koskie zerfällt sie aber nicht Orpheus‘ wegen, sondern erst Amor, der den Charon austrickst, läßt ihn zu Pluto überhaupt gelangen. Amor, bei Koskie, ist ein umgestülpter Alberich, die grause Überschminkung, mit der er schon zu Anfang auftritt, sollte uns warnen. Schon in Arkadien ist Amor Batmans Joker. Doch ist ein Batman, dem Einhalt zu gebieten, nicht, kein Siegfried ist in Sicht. Orpheus, vielleicht, hätte einer, doch pazifistisch, werden können. Nun zwar, als ihn das Bacchanal, da er aus der Tiefe ins lebendigste Naturreich heimgekommen ist, lustig in sich zurückziehen und mit ihm tanzen möchte, und lieben, ruft er laut ein „Nein!“ Wird noch ein bißchen mitgerissen und geht dann aber in den Fluß.
Vorhang-
(Aus dem bisherigen Entwurf der >>>> Monteverdi-Besprechung.)

11.03 Uhr:
[„Jaja, mein Liebstes, ja…“ So gehen sie unter.]
Mußte eben >>>> den heutigen Giacomo Joyce zwischenschalten, auch wenn ich selbst mit meiner Übertragung noch nicht fertig bin. Bevor ich sie durchsehe und einstelle, will ich erst den Monteverdi in Der Dschungel haben. Gedulden Sie sich bis mittags, bitte.
Witzige >>>> Beobachtung Dr. Nos, übrigens, zu Thetis von James Joyce. Ich werd das gleich kommentieren, dann aber sofort in den Monteverdi zurückkehren.

16.40 Uhr:
[Arbeitswohnung. Sweelink, Youth has an end.]
>>>> Parallalie hat das Stück liebenswerterweise >>>> verlinkt, direkt unter seiner Übrsetzung. Und meine eigene, der Nummer 49, steht nunmehr ebenfalls >>>> drin. Ich hab sie eben fertiggestellt, nach einer ganzen Stunden eines ziemlich tiefen Mittagsschlafs. Zu dem ich mich erst kurz nach drei Uhr niederlegen konnte; tatsächlich habe ich bis dahin an meiner >>>> Monteverdi-Besprechung gesessen, einer der längsten Kritiken, die ich, glaub ich, jemals schrieb.
Nunmehr geht es wieder an Argo.

(Do rief an, sie sei in Berlin. Morgen spätnachmittags werden wir uns sehen. Und Broßmann fragt, ob ich heute zu ihm fürs gemeinsame Abendessen rüberkommen wolle; ich denke, daß ich aber lieber, wenigstens bis 22 Uhr, an Argo weiterwerken möchte. Danach erst wäre ich für einen Absacker bereit.)

21.50 Uhr:
[Heinz Winbeck, Fünfte Sinfonie.]
Sie klang aber soeben aus, eine riesige Bruckner-Hommage, zugleich -Fantasie und drinnen Elemente Winbecks, deren Klanghof mit von seinen vorherigen Sinfonien allmählich jetzt vertraut ist.
Ich schließe die Arbeit für heute, auf Argos TS 520 angekommen, in der Dritten Fassung ist das die 552, im Buch, je nach Typengröße, S. 700 bis 750. Sowas. Für jetzt mag ich nicht mehr weitermachen, habe aber auch keine Lust, nun zu Broßmann hinüberzugehen, bin lieber noch etwas für mich allein. Eine Freundin SMSte in meine Arbeit: „Kann mich um nichts mehr kümmern. Meine kleine Familie fliegt grad auseinander.“ Ich rief sofort bei ihr an. Sie sprach schluckend, aber mochte, spürte ich, nicht reden. „Wenn du sprechen willst, ruf an. Ich bin da. Ich weiß, wie das ist.“ „Du weißt es“, sagte sie – und leiser: „Ja.“
Das Leben als einen Roman begreifen.

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