[Wiesbaden, Villa Clementine. Pergolesi, Stabat mater.]
>>>> Pappkarton.
Junge las zwei Abschnitt aus dem Typoskript ihres neuen Romans:schön erzählte klare Passagen eines verlorene-Heimat-Romans, zweifach verloren, und der freiwillige Verlust der einen spiegelt den unfreiwilligen der anderen, das gewählte, als Wahl luxuriöse Exil das erzwungene, des anderen; wahrscheinlich wird die Wohlfreiheit des einen des anderen Bitternis besonders fühlbar machen; ich kenne den ferneren Text aber nicht. Wiederum ich las anfangs die, sie auf Wunsch Junges, Sechste >>>> Bamberger Elegie und zum Abschluß des Abends die Neunte, die mir zunehmend zur wichtigsten geworden ist.
Das Konzept dieser Art Veranstaltung ist für Zuhörer, sofern die Gesprächspartner aufeinander stimmen, ideal; es kommt zu keinen Längen, selbst dann nicht, wenn Lesung und Gespräch länger als zweieinhalb Stunden dauern. Was gestern, inklusive der Pause freilich, so war; doch diese war organischer Bestandteil der Veranstaltung. Im Publikum saß auch, was mich stolz machte, >>>> Peter H. Gogolin, der leider immer so bescheiden wirkt, daß kein Aas begreift, welch ein hochkarätiger Romancier das ist. Ebenso wenig merkte man ihm die schlechte Nachricht an, die er eine halbe Stunde vor der Veranstaltung erhielt, über die ich zwar sofort sauer wurde, aber nicht sprechen darf, weil sie einen internen Charakter hat. – Ein andermal vielleicht. Erst einmal wird applaudiert, Junge und mir. Dann ein bißchen Signiererei. Danach ging es in die >>>> Klee-Bar, wo ich, darf ich‘s erzählen?, ein wenig abstürzte. Jedenfalls wurde es nach halb drei Uhr nachts. Wie ich ins Bett gefunden habe, ist mir derzeit noch ein Rätsel. Aber ich kann mir sicher sein, daß es gelang, weil ich ja drin aufgewacht bin – wenn auch zu spät, nach meinen „normalen“ viereinhalb Stunden Schlafs halt. So daß ich mit der Arbeit in Verzug gerate. Doch es gibt ja die Rückfahrt nach Berlin. Muß gleich Züge raussuchen. Gestern währen der Herfahrt habe ich immerhin das gesamte Typoskript für den >>>> Essayband fertigbekommen, der nun zur Frankfurter Buchmesse wirklich dasein kann. Einmal noch drüberschauen am Wochenende, dann kann ich ihn den >>>> Kulturmaschinen für den Satz hinüberschicken.
Guten Morgen.
17.50 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Zurück. Und gut gearbeitet während der Fahrt, obwohl der ICE proppedickevoll war; aber ich ergatterte ein Plätzchen und mußte es nicht mal verteidigen. Jetzt bin ich allerdings, nachdem die SBahn wegen einmal wieder, ha!, Kabeklaus, fast eine halbe Stunde lang ausfiel, doch ein bißchen matschig. Ob ich die >>>> Joyce-Übersetzung da noch hinkrieg, bevor es um 19.30 Uhr in Kino geht, bezweifle ich. Ich werd es morgen früh nachholen. Jedenfalls war mein Junge schon hier, als ich ankam, ist immer noch hier, der computergefreakte Filou, und wir werfen, er an seinem, ich an meinem Bildschirm Scherze hin und her. Zwischendurch paar Telefonate und als Sundowner, nun, ein Ardbeg.
Oh… @Tom. Sie waren d a… (und >>>> danke dafür).
Weshalb haben Sie mir nicht Guten Abend gesagt? Ich hätte Ihnen gerne einmal die Hand geschüttelt.
Bedankt für die großartige Lesung.
Ihr
PHG
PS: Unbescheidenheit ist keine Alternative.
Manchmal. Doch.
(Aber ich weiß, daß einige Menschen das lernen müssen. Ich gehöre freilich, deshalb auch mein berüchtigter Ruf, nicht dazu, kann aber – und tu es immer gern – ein bißchen davon abgeben. In diesem Fall steh ich auf Seiten Bölls, übrigens auch Bretons, auch Kraussers, muß ich sagen.)