Also die Korrekturen. Es geht teils um Einsätze, die eine Zehntelsekunde zu früh oder zu spät sind, es geht um minimale Tonhöhenverschiebungen oder um Hintergründe („Atmos“), die sich für mein Ohr noch zu sehr vordrängen. Letztlich sind Entscheidungen der Balance zu treffen: es muß kalibriert werden. Und dann ist noch eine Sprecher:in-Ort-Bestimmung vorzunehmen: Wo sitzt in den Lautsprechern (bei guten Anlagen: hinter ihnen) wer. Sie dürfen nicht zu weit auseinandersein, aber eben auch nicht alle den gleichen akustischen Platz einnehmen. Diese akustische Justierung nimmt man am besten im Kopfhörer vor; alles weitere ist dann eine Frage der jeweiligen Raumakustik; vollständig wird sich meine eigene Imagination alleine deshalb nicht realisieren lassen, weil die Möbel in den Hörerzimmern je woanders stehen, oder es stehen überhaupt zu viele davon herum oder zu wenig; auch die Oberflächenbeschaffenheit der Möbel und ob die Fußböden von Teppiche gedeckt, von Teppichböden, Parkett oder Laminat sind, spielt akustisch eine Rolle, ebenfalls wie die Art der jeweiligen Tapete: all das bestimmt nicht nur den Character des Klangs, sondern auch, inwieweit sich Stereophonie perfekt wahrnehmen läßt, um von Surround-Systemen ganz zu schweigen und davon, wie klar ein Klang wird. All das ist tatsächlich wahrnehmbar. Doch ist die Realität überhaupt eine anderen: wie viele Leute hören in der Küche mit mangelhaften, den Küchen aber durchaus angemessenen Geräten. Bei den meisten meiner Hörstücke gilt allerdings sowieso: am besten nimmt man sie in Kopfhörern wahr, schon weil einige jener bei musikalischen Einspielungen bewußt an der Grenze des Hörbaren agieren, völlig bewußt, wenn ich etwa so etwas wie eine Erinnerung evozieren will, die eben ungefähr sein soll und nicht sofort („begrifflich“) zuordnend, – wenn es mithin d arum geht, die Wahrnehmung unterhalb der Bewußtseinsschwelle anzusprechen. Undsoweiter.
Soweit.
Jetzt aber werde ich erst einmal die Dritte Fassung des Typoskripts erstellen, aus der Zweiten, in die nun präzise die Musiken eingetragen werden; es könnte ja mal jemand auf die Idee kommen, mein Stück neu zu inszenieren. Außerdem hörte ich vom WDR, daß regelmäßig >>>> Marbach die Typoskripte meiner Poetischen Hörstücke anfordert; da will ich so genau wie nur möglich sein. Denn irgendwann wird sich die Literaturwissenschaft darüber hermachen.
Vielleicht werde ich am Nachmittag auch schon soweit sein, die fertige Sendung an meine Redakteurin zu schicken, so daß sie sie sich bereits an diesem Wochenende anhören kann, privat, über die Dropbox. Überdies hat jemand das Stück angefordert, der in einer großen Tageszeitungen vor der Ausstrahlung darüber schreiben und auf sie hinweisen will. Krausser hat eine Fangemeinde; das kommt offenbar für dieses Stück zum Tragen.
9.58 Uhr:
Mit der Bearbeitung der dritten Typoskript-Fassung fertiggeworden. Jetzt müssen nur noch die Musikquellen detailliert in den Fußnoten ausgewiesen werden; das wird mir einige Arbeit bei den Urheberrechtsmeldungen ersparen: wichtig. Ich will ja kein eigenes Backoffice eröffnen. Aber diese Auszeichnerei schiebe ich, bis das Stück abgegeben ist.
Jetzt wird die gestern erstellte mp3 abgehört, mit Papier und Stift zur Seite, um Einwände etc. zu notieren, wozu es höchst sinnvoll ist, immer die genaue Zeit dazuzuschreiben. Wenn ich damit durchbin, ist der endgültige Text zu verfassen, den meine Redakteurin sprechen soll und den ich dann noch in das Hörstück einmontieren muß, sowie sie mir ihre Aufnahme geschickt hat – wahrscheinlich werden wir das auch wieder per Dropbox regeln.
11.41 Uhr:
So. Ja. Das geht mit der mp3. Im Prinzip ist das Stück sendefertig, nur ein paar Kleinigkeiten fielen mir noch auf:
Mal sehen, wie weit ich vor dem Mittagsschlaf noch komme. Eine Stunde lang, jetzt wieder mit den Kopfhörern, will ich dem Ende der Vormittags entgegen arbeiten.
13.15 Uhr:
Also, ANH: Anderthalb Stunden lang woanders hinschalten nun.
16.50 Uhr:
Fertig mit allem; was ich jetzt noch herumkorrigiere, von dem weiß ich erstens, daß alleine noch ich die vermeintlichen Fehler höre, und zweitens, nämlich nicht, ob es überhaupt noch welche sind, oder ob ich nicht Gras auf Blech wachsen höre – der Profi jedenfalls, der eben, auf einen Espresso heraufgekommen, zwölf Minuten mitgehört hat hörte nicht eine der Macken, die ich noch immer… gut, auch mehr ahne als höre.
Deshalb: Abstand jetzt. Soeben wird die mp3 komprimiert; wenn der Prozeß abgeschlossen ist, lade ich das Stück in die Dropboxes: eins für die Redakteurin, eins für den Journalisten, ein weiteres für UF und schließlich ein viertes zur Löwin nach Wien. Dann warte ich die Rückmeldungen ab, vor allem der Redakteurin, und setze mich für ein allerletztes Mal an diese Arbeit, um eventuelle Nachbesserungen vorzunehmen an Stellen, die jene und die Freunde monieren. Nach Lage der Montagedinge kann ich meinen Überspieltermin von morgen früh, im ARD HS, eigentlich canceln. Hoffentlich erreiche ich dort jemanden.
Jetzt wird, mit dem Stück, das noch einmal läuft, hier a u f g e r ä u m t.