9 thoughts on “Das ungebändigte Leben (3): Sinnlos sterben.

  1. Einspruch: Wie ungeheuer langweilig, bitter, tragisch wäre das Leben, wenn es tatsächlich Leute gäbe, die einem berechtigterweise sagen könnten, was man unbedingt noch tun müsse, bevor man sterbe (z.B. Monteverdi hören).

    1. @muus II. Wenn es die gäbe, diese Leute, wäre das möglicherweise ein Glück – es geht ja nicht darum, daß uns etwas aufgezwungen werde – nur könnten Türen zu Räumen geöffnet werden, von denen sehr viele nicht wissen, daß es sie gibt. Monteverdi gehört dazu. Ich spreche allerdings, wohlgemerkt, von unserem Kulturkreis, unserer Kultur, unseren Künsten. Andere Kulturräume haben selbstverständlich ihrerseits Monteverdis, andere, ohne die erlebt zu haben ihre Angehörigen nicht sterben sollten.

  2. Das ist weder sinnlos noch tragisch, sondern vollkommen normal: Sinn ist die funktionale Einheit einer geordneten Beziehung, deren Glieder zueinander sich verhalten, also füreinander sind.
    Es mag vielleicht traurig sein, tragisch ist es nicht. Wer würde nach der Liquidation des Tragischen (eine Folge der Expansion des Totalen) dies noch bezweifeln?
    Denken Sie mal.

    1. @tom zum Tragischen. Es ist nicht liquidiert, sondern, wenn wir meinen, daß es das sei, dann ist d a s die Folge des Totalen. Ich übernehme kurzfristig Ihren Begriff, weil ich denke, daß Sie das Totalitäre, ein Totalitäres damit meinen.
      Ich für meinen Teil sehe das Tragische nach wie vor, und alle Versuche, es ins Bizarre oder Absurde oder mit anderen pragmatischen Maßnahmen wegzusprechen – wie man ein Unglück, eine Krankheit usw. nach Art von Magie hin wegzusprechen versucht, haben so wenig gegen es geholfen wie irgend eine Verdrängung.

    2. Ja, das Totalitäre, das haben Sie ganz richtig gesehen.
      Das Tragische handelt von der Möglichkeit verschiedener Lebensformen. In der Tragödie kann sich der Mensch wesentlich verwandeln, von Grund aus, in Geist und Seele. Es ist von einer anderen Art als noch der Epos. Bei diesem (Homer) bestimmt noch die feste Vorstellung dessen, was richtig und anständig ist und der Schock des Verfehlens, die Scham, das Verhalten zum Mitmenschen: der Mensch möchte das Ansehen erhalten und die Ehre. Die Tragödie hingegen hat das Bewußtsein der Schuld, d. h. sie hatte es.

  3. Hätte die aussäende Hand des Himmels den Keim deiner Seele auf die afrikanischen Sandwüsten fallen lassen, so würdest du al.ler Welt das glänzende Schwarz der Haut, das dicke stumpfe Gesicht und die kurzen, krausen Haare als wesentliche Teile der höchgsten Schönheit angepredigt und den ersten weißen Menschen verlacht oder gehaßt haben. Wäre deine Seele einige hundert Meilen weiter nach Osten, auf dem Boden von Indien, aufgegangen, so würdest du in den kleinen seltsamgestalteten, vielarmigen Götzen den geheimen Geist fühlen, der, unsern Sinnen verborgen, darinnen weht, und würdest, wenn du die Bildsäule der mediceischen Venus erblicktest, nicht wissen, was du davon halten solltest.
    Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .