Kein Professor Peter Häberle. Arbeitsjournal. Donnerstag, der 3. März 2011. Und abermals die Polyamorie.

7.53 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Dieses >>>> dort wäre nicht nur, in der Tat, sondern i s t – darüber waren die Löwin und ich uns heute früh am Telefon einig – einige Diskussion wert, wieder wert, da dergleichen in der jüngsten historischen Entwicklung ganz aus den Augen verloren wurde, die ja eine Zeit des neuen Biedermeiers ist. Daß dem so ist, daran hat ganz sicher auch AIDS „schuld”; der Virus kam, wenn man es s o sieht, ebenso gelegen, wie man in der Guttenberg-Angelegenheit doch irgendwie einen Boden um die akademischen Entscheidungsträger macht, >>>> worauf und auf einen anderen Zusammenhang sehr richtig Brsma hinweist; ich habe seinen Kommentar jetzt erst gelesen. Bin überhaupt spät dran; habe verschlafen. Es ist auch einigermaßen kühl bei mir, jedenfalls morgens und wenn man unbekleidet ist; meine Kohlen neigen sich ihrem Ende zu; ich mag nicht zu Winterpreisen nachbestellen und spare den letzten Vorrat für Damenbesuch. Denn Frauen läßt man nicht frieren, indes man selbst, als Mann, ohnedies mit Kälte besser klarkommt, zweidrei Pullover genügen. Außerdem ist es tagsüber schon relativ warm. Nur eben morgens, beim Aufstehen nach dem Schlaf bei offenem Fenster – da hab ich mich in diesem Winter verzärtelt. Hoffnung gibt aber das Licht: alles leuchtet bereits den Frühling herbei.
Bin mit der Beanwortung von Interviewfragen beschäftigt; der neue Paß muß nachher abgeholt werden; usw. Kleinkram, für den ich aber mal Zeit habe. Geruhsam werde ich die Überarbeitung der >>>> Kleinen Theorie des Literarischen Bloggens wiederaufnehmen, damit im Herbst auch dieses Buch erscheinen kann, neben den Gesammelten Essays (an die auch noch revidierende Hand zu legen ist), und vor allem werde ich dann wohl vor allem als Kinderbuchautor herumstromern – im Wortsinn: nämlich maskiert, vielleicht etwas hinkend, jedenfalls Figur dann ganz selbst. Zum Beispiel mit viel Haar. Ich mach das dann wie Wallraff: man wird mich nicht erkennen. Ich habe eine irre Lust an dieser Vorstellung; gestern hab ich mir für den Verlag noch eine Biografie geschrieben. Und da ich schon mal dabeiwar, schrieb ich auch gleich die Merkmale und Herkünfte meiner beiden „Helden” auf, damit die Illustratorin eine gute Arbeitsvorlage hat. Allseits, dann, war man zufrieden.
Als jetzt erstes aber, gleich, will ich meine morgen abend im Burger stattfindende Lesung annoncieren und dazu ein Textchen schreiben. Sie dürfen sie sich aber schon hieraus notieren: >>>> Kaffee Burger, Torstraße 60, Berlin Mitte, 20 Uhr. Ich habe vor, eine einzige, nämlich die Titelgeschichte aus >>>> „Azreds Buch” vorzutragen; das wird rund eine Stunde des reinen phantastischen Abenteuers sein. Zumal ist dies, abgesehen von der Verlagspräsentation im vergangenen Herbst, die einzige Berliner Lesung, die ich aus dem Band bislang hatte; ab der Leipziger Buchmesse werden sich Die Fenster von Sainte Chapelle über ihn schieben. Jedenfalls ist Polyamorie etwas anderes als Polygamie; seltsam für einen wie mich, daß ich es als angenehm empfinde, >>>> nicht allein mit ihr zu sein, sondern auch hier in einem steten Zeitstrahl zu stehen. Man schaue sich nur die Menschen – auch Frauen! – an, die sich zu ihr bekannten. Es geht dabei nämlich nicht um Patriarchat, Unterdrückung der Frau usw., sondern um den freien Menschen, der keines anderen Eigentum ist. Was nämlich die Polygamie angeht, so sind wir keine Viehzüchter mehr, und die wenigsten von uns bestellen noch Äcker.

10 Uhr:
Só! >>>> Die Veranstaltung annonciert. Vielleicht ein bißchen satt, aber auf das, was ich da schrieb, darauf kommt’s mir für Lesungen ja auch an – weshalb ich wirklich am allerliebsten in kleinen Theatern vortrage. – Auch bei Facebook die Veranstaltung erstellt. Nun wolln wir mal sehen.
Jetzt wieder an den einen Fragekatalog, bevor ich, der Ausweise wegen, zum Bürgeramt loszieh. Im Ofen brät eine Ente.

21.11 Uhr:
Den Tag mit der Beantwortung der sehr präzisen und tiefgehenden Fragen Ralf Diesels verbracht; das ist auch noch nicht fertig. Aber die Ente mußte zuendebereitet und dann gegessen werden, mein Bub machte seine Hausaufgaben und lernte englische Vokabeln, unsere Räder waren zu justieren; beim Paßamt floh ich allerdings, weil es zu voll war. Morgen früh will ich um halb acht schon da sein, und ich habe dann etwas zu lesen dabei.
Schließlich zum Training; 10 km in 54 min auf dem Crosstrainer mit Intervallen in Steigung und Widerstand, ich schwitzte wie ein Quellgebiet; knapp einen weiteren Kilometer locker ausgelaufen, so daß ich auf insgesamt eine Stunde kam. Dann etwas Bauchmuskeln noch, paar Klimmzüge, paar Dips, so daß ich den einen Saunagang kaum durchhielt, weil der Kreislauf eh erschöpft war. Wieder hierher, bei Tainted Talents gelesen, wo sich >>>> eine interessante Diskussion über Sexismus entwickelt hat, an der teilzunehmen mich in den Fingern juckte – aber wieder auch nicht, weil ich zu abgerannt bin momentan und nicht schon wieder den Unhold geben möchte. Ich denk mal, ich trage dann morgen mein Schäflein da mit rein, das überaus geschlechtsspezifisch ist; sexistisch, wie ich bin, kenne ich es gut.
Heute tu ich das nicht mehr. Punkt.
Heute lese ich noch >>>> Ilse Braatz’ letzten Roman weiter, den ich sprachlich überaus interessant finde; ich werde sicher noch auf ihn zurückkommen. Und gegen vierundzwanzig Uhr will ich mich schlafen legen.

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