Für Europa, auch militärisch vereint. Ein verfrühter Nachtrag zu Guttenberg, der hoffentlich kein Nachruf ist, für den er selbst aber keine Rolle spielte. Arbeitsjournal. Dienstag, der 22. Februar 2011.

7.48 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Erst seit Viertel vor sechs auf. Nachdem ich gestern gegen 22 Uhr den Jungenroman tatsächlich fertigkbekam (also in einer Rohfassung, die meine Do immer einen „Rohling” nannte), war ich ziemlich geschafft; sowas um 25 Buchseiten schreiben sich nicht spurlos an einem einzigen Tag. Jedenfalls rief noch der Profi an, ob wir nicht auf ein Bier… vorher hatte ich sowas schon mit >>>> Brossmann erwogen, der gut dazugepaßt hätte, aber nicht konnte. Nun saßen wir, der Profi und ich, im Soupanova, ich schmökte da meine zwei Pfeifen, nacheinander, versteht sich, er wiederum paffte an Zigaretten, „richtig” rauchen tut er ja nie, und unser Gespräch lenkte sich abermals Guttenberg zu, von dem ich jetzt deutlich begriff, weshalb eigentlich ich >>>> eine Art Verteidigung für ihn unternahm: NICHT, weil er mir sympathisch wäre (das sind mir Managertypen nie), NICHT, weil ich den Betrug für „schon ganz okay” hielte oder gehalten hätte, schon gar NICHT, weil mir „der” Adel gefällt, sozusagen aus Familiarität des Anciennen, SONDERN, weil mir Guttenbergs Modifikationsversuch des Militärs politisch gefällt, die, so der Profi gestern, „wenn, dann nolens volens” die Richtung auf eine Armee des Vereinten Europas nimmt – für mich eine Voraussetzung dafür, die Paktierung in der NATO endlich durch einen Zusammenschluß der europäischen Völker zu ersetzen; nur das nämlich wird letztlich die USA, die seit Ende des Zweiten Weltkriegs einen Vormachtskrieg nach dem anderen führten, unter die UNO zwingen, anstatt daß sie sich selbst zur eigentlichen, und zwar einer oligarchen Weltpolizei machen, die keiner anderen als der eigenmächtigen Legislative untersteht, was die UNO zu einer lächerlichen Organisationsfigur degadriert. Wenn es einen funktionierenden und einigermaßen gerechten Völkerbund geben soll, dann müssen sämtliche Beteiligten sich unter dessen Rechtsprechung beugen. Das betrifft besonders ihre Soldaten. Dann auch erst wäre ein militärisches Fremd-Eingreifen in durch Barbarei bedrohte Volkerschaften völkerrechtlich gesichert; es handelte sich dann nämlich um polizistische Akte, die das Menschenrechte wahren und nicht die Wirtschaftsinteressen Einzelner. Eine solche UNO ist aber nur denkbar, wenn es ein Vereintes Europa als westlichen Gegenpart zu den USA gibt. Insofern aber alle Geschichte von Macht auch eine Geschichte ihrer Armeen ist, ist für ein Vereintes Europa eine einige europäische Armee grundlegend; mit Wehrpflichten ist sowas nicht zu machen. Das Schweizer Modell funktioniert alleine für neutrale Staaten. Und Neutralität ist für Deutschland seit den nach wie vor geheimen Adenauer-Verträgen verloren. In Richtung auf solch ein Berufsheer war Guttenberg unterwegs, zumal auch Menschen nicht-deutscher Herkunft darin ihren Platz finden sollten; wiederum eine Voraussetzung für eine europäische Armee. Freilich hat der Profi recht, wenn er den Finger darauf legt, daß Guttenberg eine Entrationalisierung der Politik betrieben habe, Personalisierung nämlich qua Aura; dann allerdings bringt einen der Mangel an persönlicher Integrität mit vollem Recht zu Fall, auch wenn mir die gehässigen Partikelchen der Schwarmintelligenz extrem mißhagen, die ein jedes so gerne mit Schlamm wirft, und aus der Deckung im anonymen Gebüsch.

So wurde es fast ein Uhr nachts. Weil nun an Arbeit ab halb fünf sowieso schon nicht mehr zu denken war, blieb ich bis Viertel vor sechs liegen. Bereitete meinen Latte macchiato und schrieb dann >>>> diese Kritik. Sie stimmte mich sehr sanft. Also wurde die zweite Pfeife gestopft, ein nächster Latte macchiato erschäumt und in Wien die ferne Löwin geweckt.

Jetzt ist der zweite Durchgang, nämlich der korrigierten >>>> Chapelle-Fahnen dran; bis zum Abend muß ich damit fertig sein, weil >>>> der Verlag das Buch in den Druck geben will, und zwar noch heute. Ist diese Arbeit abgeschlossen, werde ich, wahrscheinlich erst morgen, mit der Überarbeitung des Jungenromans beginnen, der am Freitag abend ins Lektorat gegeben werden soll. Damit wird die nächste Woche vergehen; da bin ich allerdings noch einmal in der Serengeti. Sowie ich zurückgekommen sein werde, mache ich mich endgültig an die Überarbeitung der Kleinen Theorie des Literarischen Bloggens, damit auch sie endlich >>>> erscheinen kann.

Guten Morgen.

13.38 Uhr:
Bis Seite 109 der 176 gekommen; es sind jetzt wirklich nur noch Kleinigkeiten zu korrigieren. Aber ich muß unterbrechen, um für meinen Jungen das Mittagessen zu kochen. Ich mach es mir einfach: Spaghetti und Tomatensauce. Nur ist auch die Küche zu machen, wir haben rein gar kein Geschirr mehr.
Den Mittagsschlaf werde ich für die Arbeit ausfallen lassen und erst dann, wenn ich alles fertig und dem Verlag zurückgeschickt habe, zum Training gehen; Cardio ist heute wieder dran.
Keine Musik. Ich muß die Erzählung klingen hören.

18.08 Uhr:
Der Mittagsschlaf, wie vorausgesehen, fiel aus. Dafür soeben mit den Fahnen fertiggeworden. Ein paar Kleinigkeiten fand ich noch. Erledigt und zurück an die Kulturmaschinen geschickt. Nun gilt auch für dieses Buch: Druck frei.

Rasieren, duschen, dann zum Sport.

49 thoughts on “Für Europa, auch militärisch vereint. Ein verfrühter Nachtrag zu Guttenberg, der hoffentlich kein Nachruf ist, für den er selbst aber keine Rolle spielte. Arbeitsjournal. Dienstag, der 22. Februar 2011.

  1. Grundsätzlich bin ich da ganz bei Ihnen: Ein Europa das auch militärisch einen Gegenpol zu NATO und US-amerikanischen Interessen bildet, indem es strikt unter dem Mandaten der Vereinten Nationen arbeitet und völkerrechtlich gedeckte (“humanitäre”) Einsätze durchführt.

    Das setzt unter anderem voraus, dass Europa das in seiner Gesamtheit will (ich habe da die deutsche Diskussion leider nicht verfolgt – wie explizit hat Guttenberg diese europäische Sicht formuliert, das ist ja eine politische Idee von einiger Relevanz?).

    Eine Berufsarmee hat aber Nachteile, die man unbedingt diskutieren muss: Sie verfügt nicht über jene “Verwurzelung im Volk”, die eine Armee mit Wehrpflicht und Milizsystem verfügt – verkürzt gesagt: Sie wird schneller und mit weniger Bedenken gegen die eigenen Bürger vorgehen; dann ist es sehr fraglich ob man genug Freiwillige bekommen wird; außerdem – und das steht in Verbindung mit dem Vorherigen – muss sie stark genug sein um z.B. effizienten Objektschutz gewährleisten zu können (im Falle einer Terrorgefahr – wenn ich das richtig im Kopf habe sind das in Österreich 1000 Gebäude, das ist nicht wenig).

    Andererseits wären die Kriege des 20. Jhd. ohne die großen Volksarmeen nicht zu denken gewesen – insofern sind Berufsarmeen schon eine Art Demilitarisierung.

    Noch nachgetragen: Eine Berufsarmee lässt sich generell leichter für Interessen jeder Art instrumentalisieren, weil das Kriegführen nur mehr Beruf und Handwerk darstellt und nicht mehr auch von normalen Bürgern verrichtete werden muss, für die es ein ungewünschter Ausnahmezustand wäre, zu dem einen die Pflicht ruft (ähnlich, wenn die Bürger einer Polis zu ihrer Verteidigung zu den Waffen griffen).

    1. @Metepsilonema. Ich fürchte, Guttenberg ist USA-nah in seiner Ideologie; dafür spricht schon der Tenor seiner jetzt gefallenen Dissertation. Was ich instinktiv spürte, wäre dann ein Ergebnis reiner Zweckrationalität gewesen, also aus etwas, das man gern “Sachzwänge” nennt. Deshalb auch des Profis, der ja in Regierungskreise gehört, Bemerkung: “wenn, dann nolens volens”. Möglicherweise hat Guttenberg die möglichen Konsequenzen seines Vorstoßes so wenig durchschaut wie die politischen Folgen einer fremdgeschriebenen Dissertation, für die zudem der Steuerzahler die Gebühren trug, indem Guttenberg den Informationsdienst des Bundestages als Zuträger nutzte. – Mir kommt dies alles aber fast schon als z u naiv vor, schon weil völlig wirklichkeitsfremd die oben genannte Schwarmintelligenz des Internets vergessen worden ist. Oder aber, es steht doch noch etwas ganz anderes, von dem wir nichts wissen, dahinter.
      Was die Verwurzelung im Volk angeht, ist es damit, denke ich, nicht sehr weit her. Das dürfte Guttenberg richtig eingeschätzt haben. Und zwar spätestens, seit es die ersten Toten im neuen, von Deutschland mitgeführten Afghanistankrieg gibt. Die Folgen reichen ja nun schon bis in einen “Tatort”, der mir, als ich ihn sah, wie die Vorwegnahme eines deutschen Vietnam-Syndroms vorkam.
      Für den Objektschutz ist eine Armee an sich nicht zuständig; ich fände es sogar sehr passend, würde, wenn es denn auf eine Berufsarmee hinausläuft (die aber nur als Vorläufer eines gesamteuropäischen Militär-Apparates aufgefaßt werden dürfte, schon aus Verfassungsgründen), parallel eine, provisorisch benannt, Wehrpflicht geben, die genau dafür zuständig ist. Daß für die Identität mit der eigenen Nation die Bevölkerung solch einen Dienst leisten sollte, sowohl Frauen wie Männer, gleichberechtigt und -verpflichtet, sei es im zivilen, sei es in einem Dienst mit der Waffe, scheint mir selbstverständlich zu sein.

      Sollte Guttenberg tatsächlich in Richtung Europa gedacht haben, was ich leider bezweifle, dann wird er gut daran getan haben, es nicht sehr laut zu sagen. Denn die ideologischen Abhängigkeiten von den USA sind, viel mehr als irgend welche ökonomischen, nach wie vor erschreckend mächtig. Die Rede von dem vorgeblichen Befreier halte ich für einen Vorschub; sonst vergäße man bei den Befreiern nicht die Franzosen, Engländer und Russen so nahezu notorisch.

    2. @herr herbst “parallel eine, provisorisch benannt, Wehrpflicht geben, die genau dafür zuständig ist” ( für objektschutz )

      wie würden sie denn so eine “armee” im inneren nennen ?
      allgemeine objektschutzeinheit brd ?
      wie würden sie des weiteren so etwas mit polizei und bgs koordinierend verschalten ?
      objektschutz im terrorfall kann sicherlich auch heissen, aufstandsbekämpfung gegen
      einen rebellierenden volkszorn zu betreiben, welcher sich gegen eine harte, repressive politik richtet . in ( so ) einem rebellierenden extremfall würden teile dieser wehrpflichigen objektschützer garantiert nicht mehr staatstreu sein.

    3. @Mr. Sobored. gegen eine harte, repressive politikStaatstreue bedeutet Treue zur Bevölkerung. Daraus ergibt sich die Haltung. Einer “harten, repressiven Politik” darf man nicht folgen, auch nicht sein Militär, bzw. semimilitärische Organisationen. Wir haben Landesverfassungen, in die mit großem Recht die Verpflichtung zum auch bewaffneten Widerstand gegen Gewaltherrschaften hineingeschrieben worden ist. Um dieser Verpflichtung zu genügen, ist es sinnvoll, an der Waffe ausgebildet worden zu sein.

    4. @ANH Doch, doch Objektschutz ist, wie der Fall einer Umweltkatastrophe bei Assistenzanfrage eine Angelegenheit des Militärs (man muss diese Ausnahmefälle in die Überlegungen einschließen, wie stünde man denn sonst im Ernstfall da – in Österreich gibt es nämlich keine zivilen Einrichtungen, die im Katastrophenfall in dieser Größenordnung Hilfe leisten könnten).

      Ein Minister muss nicht alles verstehen, ich meine: Es wundert mich nicht, wenn er es nicht tut, er ist kein Fachmann (zumindest oft nicht) und trägt vor allem die politische Verantwortung, die eigentliche Arbeit wird ja von vielen anderen im Hintergrund gemacht.

      Ich glaube, Sie unterschätzen den Volksbezug: Eltern hätten doch in einer Volksarmee alles Recht darüber zu klagen, dass ihre Söhne, den Kopf für die Interessen anderer hinhalten müssten.

      Können Sie Ihre Parallelität von Wehrpflicht und Berufsarmee noch einmal kurz erläutern, ich habe das nicht ganz verstanden (die eine soll zusätzlich zur anderen existieren?).

    5. @herr herbst ich füge noch hinzu, dass die bevölkerung im revoltierenden extremfall “entscheidet”, was eine harte, repressive politik für sie ist, – das muss nicht unbedingt ausschliesslich eine undemokratische oder auf diktatorischem militarismus aufgebaute gewaltherrschaft sein.

    6. Eigentlich… …haben wir es richtig gut, da zu leben, wo wir leben. Wenn man sich umschaut, was gerade anderswo abgeht, kommt man mal wieder ins Grübeln. Wir machen eine Liste in Internet, jeder kann unterschreiben und der Typ ist weg. Klingt doch sehr demokratisch und es hat mich die Tage auch echt beeindruckt, dass das funzt.

  2. … da die Bundeswehr in den letzten 2 Jahrzehnten ohnehin aus ökonomischen Gründen “Step by Step” verkleinert werden musste, ist es keinesfalls das alleinige Verdienst des sogenannten “Selbst-Verteidigungsministers” Namens Guttenberg, dass die Wehrpflicht nun vorrübergehend ausgesetzt wurde! – Darüber hinaus glaube ich auch nicht, dass sich der selbige “Freiherr” auch nur eine Sekunde lang mit dem Gedanken an einer Europäischen Armee – quasi als Gegenpool zu den übermächtigen USA – ernsthaft befasst hat!
    Meine allgemeine Beobachtung ist vielmehr, dass es seit Beginn der Schwarz-Gelben Regierungs-Koalition offenbar ohne jegliche Not einen völlig neuen Politiker-Typus zu geben scheint, der sich gerne selbst diskreditiert; siehe erst der “Hartz4-Raptor” Westerwelle, und nun eben “Doktor-Afghanistan” Guttenberg!
    Und wenn das ganze nicht allzu lächerlich wäre, würde ich sogar drüber lachen!

    1. @Dr. No. Ich glaube auch nicht, daß er das getan hat; schrieb ich oben auch. Aber es könnte – wie der Profi abends sagte: “nolens volens” – zu einer Folge werden. Zugleich aber wird der Mann jetzt unter ganz offenbarem Machtkalkül gedeckt; man kann sagen, das Hamburger Ergebnis sei ihm beigesprungen. So ironisch, wenn nicht zynisch kann das manchmal sein: die SPD half ihm, sein Amt zu behaupten. Jetzt wird man weitersehen.
      Viel interessanter ist, was die Prüfung der akademischen Kommission ergeben wird und welche Konsequenzen d o r t gezogen werden; das betrifft vor allem den Doktorvater, den Mitleser und die Beisitzer. Wie, zum Beispiel, mag Guttenbergs Verteidigung (der Promotionsschrift) ausgesehen haben?

    2. Gut achten Nicht nur steht die Frage im Raum, wie die mündliche Verteidigung abgelaufen ist (es müßte ja ein Protokoll geben), sondern auch, wie die beiden Gutachter in ihren Gutachten das “summa cum laude” begründen (Oder gibt es bei den Juristen keine Gutachten?). Daß Dissertationen unter Umständen zu schlecht bewertet werden, weil Gutachter nicht alles lesen bzw. nicht alles selbst beurteilen können, ist ja gang und gäbe und schon ärgerlich genug; daß aber Gutachter womöglich alles nur überflogen haben, um dann in vollem Vertrauen auf die Leistungsfähigkeit und Integrität Guttenbergs die Höchstnote zu geben, ist eine abenteuerliche Vorstellung. Kam eigentlich niemand auf die Idee, wie sehr die Verbindung von Höchstnote, Adel und politischer Karriere die Neugierde bei Fachkollegen reizen mußte? Berechtigterweise, denn wissenschaftliche Arbeit will nachvollzogen werden, sonst machte sie keinen Sinn. Der Herr Professor aus Bremen wollte eben dies tun, die Gedankengänge Guttenbergs nachvollziehen, um dann eine Kritik zu schreiben. Zu dieser wird es nun aber nicht mehr kommen, es sei denn, er wollte die Zulieferer loben.

    3. Die Universät Beyreuth hat heute Abend in einer ersten kurzen Stellungsnahme dazu verkünden lassen, dass es 2006 angeblich noch keine entsprechende Software gegeben haben soll, um sogenannte Text-Plagiate im Internet auf die Schliche zu kommen; woran ich jedoch sehr (ver)zweifele, doch Universitäten hierzulande scheinen diesbezüglich technologisch ohnehin etwas hinterherzuhinken. – Übrigens kam die ganze Sache mehr oder weniger durch einen Zufall ans Licht der Öffentlichkeit; um so mehr muss man sich fragen, warum Herr Guttenberg seine Doktorarbeit wissentlich sogar als Buch veröffentlichen ließ!!!

      P.S.
      Um nicht mißverstanden zu werden, möchte ich gerne noch anmerken, dass ich absolut nichts gegen Herrn Gutenberg persönlich habe; ich finde es nur ein wenig schäbig, dass ein vereidigter Bundesminister die gegen ihn erhobenen Plagiatsvorwürfe bei seiner Doktorarbeit offenbar als Kavaliersdelikt abtun will!

    4. Von wegen Schummelaffäre – eine Betrugsaffäre ist das! Imgrunde hat Herr Guttenberg noch Glück, denn in vielen Promotionsordnungen steht geschrieben, daß der Verfasser bzw. die Verfasserin der Arbeit eine eidesstattliche Erklärung abgeben muß, die Arbeit nur mit den angegebenen Hilfsmitteln und Hilfen eigenständig verfaßt zu haben. In Bayreuth wird nur eine ehrenwörtliche Erklärung verlangt, was wohl kaum justiziabel sein dürfte. So viel Vertrauen ist selten, selbst bei Juristen.
      [Sein “zu” darf er ja behalten, das wird ihn freuen!]
      [Ist Guttenberg vielleicht das naturgemäße Ergebnis der kohlschen “Geistig-moralischen-Wende”, die vor knapp 30 Jahren ausgerufen wurde? Dann freut sich Kohl sicher auch!]

    5. Immerhin weiss nun die gesamte Republick, wo man auf garkeinen Fall eine Doktorarbeit einreichen sollte, falls man noch über einen Funken Selbstachtung verfügt …

    6. It’s Wahlkampftime (wie fast immer in Deutschland), da geht weder der Kapitän noch der Lotse von Bord. Ein Mann von Ehre u. Anstand träte aber sicher zurück, statt sich durchzumogeln und zugleich auf Händen tragen zu lassen. Natürlich kann es sein, daß das so genannte Volk ihn unterstützt, ihn als einen der ihren erkennt, weil er Fehler macht, denn das ist ja zutiefst menschlich. Daß sich so zugleich gegen die Hochgebildeten und Intellektuellen wettern läßt, zu denen Guttenberg nun vermeintlich nicht mehr gehören darf, gefällt sicher vielen Stammtischbrüdern und -schwestern außerordentlich gut, von so einem will man gerne regiert werden, Betrug und Erschleichung eines akademischen Grades bzw. “Titels” hin oder her. Was wäre eigentlich gewesen, wenn Herr G. sich etwa den Tischlermeisterbrief erschlichen hätte, indem er von anderen Menschen vorbereitete Bauteile nur noch zusammengebaut hätte? Wäre auch das abgetan worden als ein Kavaliersdelikt? Zum Glück musste G. nicht (wie oft üblich) eidesstattlich erklären, die Arbeit selbständig und nur mit Hilfe der angegebenen Mittel erstellt zu haben, denn das wäre justiziabel, während eine ehrenwörtliche Erklärung ja nur die eigene Ehre (was immer das genau sein mag) ins Spiel bringt. Die ist jetzt weg, zusammen mit dem Dr.
      – Und nun auch offiziell: “+++ EILMELDUNG +++
      Uni Bayreuth entzieht Guttenberg den Doktortitel” (Spiegel-Online). Kein Grund zu frohlocken, wohl aber einer, weiter über diese exemplarische Angelegenheit nachzudenken.

    7. Dr. oder nicht… Ich bin froh, daß es so gekommen ist. Alles Andere wäre noch mehr “hypocrite”, als es so schon ist. Ich will eigentlich nicht mehr viel darüber sagen, da mir das schon längst klar geworden ist. Ich sage nur ein Wort und das ist “Maßstäbe”.Es hat weder mit Adel noch mit sonst irgendwas zu tun. Wie sich Herr G. verhält, ist einfach unter aller Sau…so nach dem Motto : was deins ist, gehört mir, aber was meins ist, geht dich gar nix an.
      Jedenfalls kommt es mir so vor.

      Ich habe einen guten Freund, der sagte mir einmal. dass er fünffacher Doktor ist.
      (ja 5facher) und als ich fragte, wie das denn sein könne, fing er an zu lachen und sagte : “Naja, ich hab 5 Doktorarbeiten für einige meiner Studenten geschrieben und jetzt bin ich 5facher Doktor”

      So einfach gehts….

      PS: ich muss allerdings dazusagen, dass eben dieser Freund das nie für sich benutzt hat, er hat sich einfach nur lustig gemacht..über sich selbst und seinen Fleiss.

    8. Die Uni… …ist eigentlich noch mehr in der Scheiße als G. selbst. Weil er ist ja “nur” eine Einzelperson, aber da geht es ja um soviel mehr. (Sehen wir jetzt mal vom Ministerposten ab), die Studenten dort tun mir leid. Jetzt gerade und ich meine das ganz ernst.

    9. @Dr. No, cum laude summa. Der eigentliche Skandal liegt für mich nach wie vor im akademischen Bereich. Da hat >>>> Zazie völlig recht. Daß hingegen Politiker ihre Macht mir allen verfügbaren Mitteln halten, ist sattsam bekannt, zumal wenn diese vom Volk insoweit goutiert werden, als sie die nötige Schlitzohrigkeit und überdies einen Show-Wert haben. Ich bin darauf mit Hinweis auf Bush & Berlusconi in meinem >>>> heutigen Arbeitsjournal eingegangen. Also der eigentliche Skandal ist ein universitärer. Es handelt sich ja nicht um irgend eine Doktorarbeit, sondern um eine, die die höchste mögliche Auszeichnung bekam. Dafür gibt es Gründe. Diese sind zu vertreten, nämlich von den Promotions-Verantwortlichen Peter Häberle & Co.
      Daß sich ein Staatsrechts(!)lehrer(!!) zu dergleichen herabläßt, kann mit Naivetät oder mangelnder technischer Ausstattung ganz sicher nicht mehr begründet werden. Sondern hierhinter stand Absicht – was meiner ursprünglichen Ahnung Futter gibt, daß wir nur die Spitze eines Eisberges aus bewußt inszenierten Macht-Intrigen, bzw. Charaden sehen: eben das, was für uns öffentlich zu sehen sein s o l l.

    10. Kollateralschaden Da haben wir ihn wieder: den Kollateralschaden. Diesmal hat es aber keine Toten gegeben, allein der Ruf des Doktorvaters – unter Umständen tatsächlich aus ganz eigenem Verschulden heraus! – und der der juristischen Fakultät an der Uni Bayreuth sind ruiniert. Allenfalls haben noch die Begriffe Anstand, Ehrlichkeit und Wahrheit einen Schaden erlitten, doch das sind Petitessen, wenn nur die Macht bei der Christlichen Union bleibt. Natürlich, viele von tiefergehender Bildung unbelastete Bürger dieses Landes fühlen sich gebauchpinselt, wenn sich der “Baron” mit ihnen [vermeintlich] gemein macht, um zugleich dem Wissenschaftsbetrieb und den dort verbleibenden, überflüssigen Intellektuellen den Rücken zu kehren. Der Populismus hat Einzug gehalten in dieses Land, ein Guttenberg und ein Sarrazin wissen sich auf einer Woge des Verständnisses, mit dem sich politische Macht oder Vermögen erreichen und sichern lässt. Die selbsternannte bürgerliche Mitte lädt alle, die schon einmal geschummelt haben, ein, bei den nächsten Wahlen das Kreuz an der richtigen Stelle zu machen, nämlich dort, wo Menschen zur Wahl stehen, mit denen sich notfalls Kriege gewinnen lassen, egal an welcher Front. Und Krieg haben wir jetzt, zumindest den der Anständigen gegen die Unanständigen. Oder? Die Frage ist, wem nützt das Ganze?

    11. @Schlinkert. Dem Populismus, selbstverständlich. Und zwar nicht einem neuen, sondern einem, der immer schon da war, wobei Intellektuellenfeindlichkeit kein alleine deutsches Syndrom ist. Zugleich ist der ständige und für die Sache völlig überflüssige Hinweis auf den “Baron” bezeichnend; es liegt nicht, sondern schreit auf der Hand, wie sehr Integrationsfiguren ersehnt sind, die dem Zweckrationalismus so etwas wie eine “Aura von Alters her” entgegensetzen, eine, sagen wir, aus dem Grunde der Geschichte verbürgte Würde, unter deren Flügel es sich wärmen läßt. Damit scheint man – “ausgerechnet!” möchte man rufen – im Fall Guttenbergs, >>>> wie ich dort schrieb, sehr gewinnbringend zu spielen.

    12. Populismus wächst und gedeiht ganz wunderbar in den Eingeweiden des Volkes, und Populismus schützt natürlich auch die Angebeteten. Warum ist Helmut Kohl nicht in Beugehaft genommen worden, als er die “edlen” Parteispender nicht nennen wollte, denen gegenüber er sich mit seinem Ehrenwort verpflichtet hatte, Stillschweigen zu bewahren? Weil er, das ist die schlichte Wahrheit, über dem Gesetz stand und steht, weil er für die Justiz unerreichbar ist. Gustav Seibt weist heute in der SZ [“Der Herr des Verfahrens”] auf einige interessante Punkte hin und schreibt, auf Guttenberg gemünzt: “Der Beifallumtoste mag kurz wackeln, aber vorerst steht er fest, weil jede und jeder, der ihm den entscheidenden Stoß versetzen würde, der wütenden Menge um ihn zum Opfer fallen würde.” Also keine Anzeige, geschweige denn eine Anklage gegen Guttenberg? Natürlich nicht, denn wer sollte dies tun? Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein: selten haben sich das Volk und deren Vertreter, CDU / CSU, FDP und Springer-Presse, so bibelfest gezeigt. Von den Kirchen übrigens, die sonst doch so gerne in allem mitmischen, kein Wort, so als pochten sie in Sonntagspredigten nicht immer wieder auf die christlichen Werte. Jetzt, wo diese von einem Bundesminister mit Füßen getreten werden, herrscht nur großes Schweigen. Werden bald wieder Kirchenglocken eingeschmolzen und die Kanonen gesegnet?
      Guttenberg selbst wird diese Krise sicher gut überstehen, er hat ja alles, was er braucht, nämlich eine oder sogar zwei Parteien, die von ihm abhängig sind, einen “Titel”, die Unterwürfigen zu beeindrucken, eine Familie fürs Boulevard, Geld für das Leben an sich und so weiter – da gibt er den Doktor eben einfach wieder her, dazu wartet er erst garnicht auf die Entscheidung des zuständigen Gremiums, denn dazu ist er ja “adlig”. Er wird weiter seine Tanne stehen und durchhalten. Seibt schreibt in dem genannten Beitrag abschließend: “Aber was unterscheidet solche Durchhaltekraft eigentlich noch von der Zähigkeit eines Silvio Berlusconi?” Die Antwort darauf schenke ich mir, man gönnt sich ja sonst nichts.

    13. Allerdings! Man gebe also dem Volk was des Volkes ist. Der Vollständigkeit halber sei aber noch erwähnt, daß ein wichtiger Stützpfeiler der Demokratie die Gewaltenteilung ist, was eine unabhängige Judikative voraussetzt. Doch noch ist Rom nicht verloren, auch wenn etwas faul ist im Staate Dänemark.

    14. O tempora, o mores Chuzpe haben oder nicht, das ist hier die Frage. Er hat sie! Auch die Bundeskanzlerin hat sie. Nur so läßt sich offensichtlich Politik machen, was zur Folge hat, daß ein Betrüger sein Amt als Bundesminister behält, ein gewisser zu Guttenberg, einer, der verbrannte Erde hinterläßt. O Zeiten, o Sitten? Allerdings!

      Der Volksplagiator Guttenberg macht eben das, was Straftäter gerne machen: nur das zugeben, was ihnen nachgewiesen werden kann. Sich dann hinzustellen und zu sagen, er wolle weiterhin Vorbild sein, ist dann natürlich der Gipfel der Frechheit. Das mag das Volk, es scheint jedenfalls so, auch wenn es hoffentlich genügend Selberdenker in diesem Land gibt, die das Schlimmste verhindern mögen, nämlich italienische Zustände.

      Außerdem stellt sich natürlich die Frage, Vorbild für wen und für was! Werden zukünftige Historiker von der guttenbergschen Wende sprechen? Interessant auch, wie eiskalt Merkel hier reagiert, wie egal ihr die Wissenschaft ist, wenn es ihr um Macht geht. War da nicht was mit der “Bildungsrepublik Deutschland”? Doch was geht die Merkel ihr dummes Geschwätz von gestern an? Von Adenauer lernen heißt siegen lernen.

    15. Wahrnehmungsstörung Merkel sagt am 1. März bezüglich des Rücktritts von Guttenberg: „Soviel Scheinheiligkeit und Verlogenheit war selten in Deutschland.“ Die hat’s immer noch nicht kapiert.

    16. Schlinkert, vor ein paar Tagen haben Sie noch sehr anders geredet, wie kommt so etwas, darf man Sie mit Recht ein Windrädchen nennen oder nicht?

    17. Rücktritt, Wahlen und Angela…die lass ich jetzt mal außen vor. Ich bin mir sicher, die ganze chose ist noch längst nicht abgeschlossen.
      Lassen wir mal die Uni zu Ende arbeiten.
      Was wird der Herr G. denn jetzt wohl machen ? Privatier werden ist doch eine reale Option. Oder täusche ich mich ?
      Ich bin da nicht zynisch, nein keineswegs. Aber ich bin doch für Gleichberechtigung.
      Und selbst, wenn er gleichberechtigt ist, hat er es sicher besser als ein gewisser Lokalpolitiker (mir fällt gerade sein Name nicht ein), der wegen einer ähnlichen Sache alles verloren hat und noch immer auf Jobsuche ist.

    18. Wabbel, ich weiß nicht, was Sie meinen. Meine Ansicht zu dem Thema war immer sehr eindeutig. Allenfalls könnte es sein, daß eine Polemik meinerseits nicht richtig zündete. Also nix mit Windrädchen.

    19. @N.Schlinkert Ich habe auch persönlich gar nichts gegen den Exminister. Ich kenne ihn ja nicht. Aber ich denke, in diesem Fall war es die einzige Lösung. Vor allem für ihn selbst.
      Ja und von Frau Merkel bin ich total endtäuscht, aber ich hätte sie sowieso nicht gewählt. Auch vorher nicht.

    20. Zazie44: Mit Ihrer Erlaubnis werde ich “endtäuscht” sofort in meinen schriftlichen Wortschatz übernehmen! Auch ansonsten stimme ich Ihnen zu.
      (Wenn Sie sich anmeldeten, könnten Sie Tippfehler und Formulierungen jederzeit noch ändern, was in diesem Fall schade gewesen wäre!)

    21. Endtäuscht Gerne dürfen Sie das Wort übernehmen. Ich sah es noch vorm posten, es kam mir komisch vor, aber ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht. Erst danach.

      Ich bin ja angemeldet, aber entweder bin ich echt zu blöd, oder… jedenfalls kriege ich das nicht auf die Reihe. Ich bin halt ein ewiger Gast, was vielleicht auch nicht schlecht ist, denn normalerweise hat sich der Gastgeber um seine Gäste zu kümmern.
      Ich werde hier jeden Tag sehr freundlich begrüßt. Als Zazie (Gast)…

      Ich sehe gerade, dass ich editiern kann. Endlich, aber ich lass das jetzt mal so stehen.
      Und eine gute Nacht wünsche ich Ihnen !

    22. Hat Guttenberg in seiner Rücktrittsrede auch zitiert? Es geht nämlich die Mär um, daß er den letzten Satz der Rede “Ich war immer bereit zu kämpfen, aber ich habe die Grenzen meiner Kräfte erreicht” aus ‘Star Trek 2, Der Zorn des Khan’ geklaut hat. Ist das denn die Möglichkeit? Star-Trek-Forschungsgemeinde, bitte übernehmen Sie!

    23. So wäre das Wort “enttäuscht” noch mit der Hoffnung auf Veränderung verknüpft, während “endtäuscht” ohne diese Hoffnung auf eine finale Beurteilung hinausläuft. Mal sehen, wann der Duden Ihre Schöpfung übernimmt. Trotzdem in Zukunft viel Freude beim Edi(ti)eren!

    24. War das nicht ohnehin ein Scherz, das mit dem Star-Trek-Zitat? Eine Überzeichnung der ganzen Debatte, ein Zückerli nach einem ungenießbaren Hauptgericht? Wie heißt es so schön: wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.

    25. Zazie44: Wenn das mit dem Star-Trek-Zitat kein Scherz war, bzw. nicht als solcher verstanden wurde, dann ist es eben jetzt auch nicht mehr lustig (sondern üble Nachrede). Komisch war es ja nur, weil die Übernahme eines solchen Zitats unwahrscheinlich und dies dann auch noch völlig bedeutungslos ist im Vergleich zu den Fakten.

    26. Vorsicht Ich denke mal ,dass der Typ, der das Hoax in die Welt befördert hat, gar nicht wusste, was er damit angerichtet hat. Und ich glaube auch, er hat es auch danach relativiert. (Ich hab die url nicht gespeichert, lässt sich aber sicher locker wieder finden)
      Es ist schon gespenstig, wie das Internet umgeht, manchmal…und auch mit uns.
      Bieten wir uns der Vorsicht (an).

    27. Von Cato @Zazie und Schlinkert. Ich finde, Sie nehmen diesen Hoax viel zu ernst. Hier sollte man lachen – und Guttenberg selbst sollte es; alles andere ist absurd. Denn auch, wenn der “Diebstahl” wahr gewesen wäre, wäre es doch kein Diebstahl und hätte auch ganz sicher nicht der Quellennennung bedurft. Wie viele Leute sagen in Reden “alea iacta sunt”, ohne auf Sueton zu verweisen? und sagen auch noch fälschlich “sunt” statt “est”, wobei auch, wie ich eben las, Sueton selbst das Zitat schon verfälscht hat, indem er aus einer griechischen Redewendung eine spezielle J. G. Cäsars machte. Dies sollte für den Satz eines zornigen Khans nicht gelten dürfen?
      Ceterum censeo >>>> Peterhaeberlem esse delendam. —- Soll man auch hierfür Cato ausweisen müssen?

    28. Sie haben ja Recht. Ich bin wohl etwas geschädigt und vielleicht auch ein bißchen paranoid was copyrights angeht. Das kommt aber bei mir daher, daß mich auch mal jemand beschuldigt hat, ein Bild abgekupfert zu haben, was sich natürlich als völligen Blödsinn herausgestellt hat. Warum sollte ich so etwas tun ?
      Trotzdem, etwas bleibt einfach hängen und man wird vorsichtig(er).

      Und es ging ja auch gar nicht um Khan, sondern nur darum : hat er schon wieder, oder hat er diesmal nicht (der Herr Guttenberg)….

    29. “Soll man auch hierfür Cato ausweisen müssen?” — Nein, denn der hätte Latein gekonnt und somit “tollendum” gesagt.

  3. Nachtrag: Oliver Lepsius (Prof. für Staatsrecht, Uni Bayreuth)… http://www.youtube.com/watch?v=6cDZuQBtpVA

    Zum Zusammenhang der Guttenbergschen Titelerschleichung mit der Fähigkeit, sein Amt auszuüben: «(…) Das politische Berlin muss sich schon die Frage stellen, ob jemand das Amt eines Bundesministers ausüben kann, der X tut, aber in Abrede stellt, dass er X getan hat. Wer solch eine Selbsteinlassung vornimmt, von dem muss man fragen: wenn er in _diesem_ Fall nicht wusste, was er tut, weiß er es denn in anderen Fällen?»

    Interessant ist allerdings auch, dass die Verantwortung der Universität – d. h. vor allem des Doktorvaters – zu keiner Sekunde thematisiert wird. Die Uni ist für Lepsius eindeutig das arme Opfer eines Betrügers. Selbstredend gibt es dazu auch anscheinend keinerlei kritische Nachfrage des Interviewers vom BR. Der in diesem Zusammenhang zudem möglicherweise die rund 750.000 € hätte erwähnen können, die vor ein paar Jahren von der → Rhön-Klinikum AG zur Errichtung eines Lehrstuhls für Medizinmanagement an die rechts- und wirtschaftswissenschaftliche Fakultät gespendet wurden. Zufälligerweise während Guttenberg dort im Vorstand saß (die Familie hielt zudem ein beträchtliches Stammaktienpaket). Honi soit…

    1. es ist doch klar, dass guttenberg seinen ministerposten abgeben muss.
      von einem studierten juristen muss man erwarten können, dass dessen abgegebenes ehrenwort, zumal hinsichtlich einer selbst verfassten arbeit, so unanfechtbar wie möglich ist.
      was wäre, wenn herr zu g. ein gerade sein studium abgeschlossen habender architekt wäre und ein von ihm konstruiertes gebäude müsste nach dessen fertigstellung aufgrund von massiven rechenfehlern zwangsläufig einstürzen – ganz egal ob dazu noch geklautes baumaterial vorgesehen war oder nicht ?
      so ein mann müsste sich ernsthaft die frage stellen,ob er überhaupt den beruf des architekten ausüben sollte oder ob er nicht lieber in die politik wechselt.

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