III, 269 – Komplementärfarben

Du könntest den versunkenen Kiel sich entfernen hören ins weite Meer hinaus oder einer Möwe wütendes Einhacken auf den Spiegel nach dem Verlust der Beute. Wahrscheinlich der Spiegel des Meeres. Mit der Hand vorm Gesicht, die Brille hochgeschoben. Im Gegenlicht nur Gelb. Als Gast Amöbenrosa. Nein, wir sind oder waren dann nicht mehr in Berlin. “Terra”. Ungaretti. Jedenfalls der erste Satz anhand einer hingeklierten Mitschrift. Gestern abend.
Und zu Füßen tapfer welkender Rosen, ihrer Form noch immer eingedenk, welke grüne Rosenblätter auf der Zauberschrift des Tisches. Verborgen hinter schwarzbraunen Quadern (schwarzbraun ist die Haselnuss, auch). Ich mußte mich eigens darüber beugen. Welke leben besser im Verborgenen, sofern (und damit) sie nicht rot werden. Früher gab’s Negative und Komplementärfarben. Es raschelt im geheimen. Der Blick die Eidechse, die dazwischenfährt. Es zum Sprechen bringt.
Berliner Witz. Am Telefon einst im langen Flur der Moabiter Wohnung. Wieso ich im Flur stehe, wurde ich gefragt. “Damit ich besser rauf und runter gucken kann.” Am Telefon der, dem die Gurk-Ausgabe gewidmet.
Läuft nämlich ein junger Mann die Straße entlang, spärlich bekleidet. Leute auf Fahrrädern neben ihm, ihn rhythmisch einpeitschend mit ihren Stimmen, und er läuft hin und läuft die ganze Strecke zurück, im gleichmäßigen Tempo, vom Rhythmus des Marsches gezogen, die Stirn erhoben und stählern glänzend, kommt ein alter Mann hervor und ruft ihm nach: Mensch, renn’ nicht so! Du kommst immer noch früh genug nach die Irrenanstalt!”.


Selber gerannt heute. Riesige Büffelherden von Worten. Aber schon um sechzehn Uhr hatte ich sie alle erlegt. Das Glas Wein danach wie die rohe Büffelleber, in die der, der mit den Wölfen tanzte, biß. Und geglaubt, es könne aus all dem tatsächlich doch noch Irrsinn entstehen. Wie jetzt.
Solidarität mit den Sioux!

unsere eidechsenzungen

kaltblütiges harren
in praller sonne

raschelnde flucht

ein dieb
bleibt nicht stehen

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