Arbeitsjournal. Donnerstag, der 10. Juli 2010. Noch einmal, zu Gurres Seiten gesprochen, zu Daniel Barenboim.

7.58 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Zwar, der Wecker klingelte früh, doch schlief ich noch einmal ein und erwachte erst gegen sieben. Nun ja. Nachts noch, nach >>>> der Bar, wo Freitag abend n i c h t Pop mehr zu moderieren ist, sondern zwei Sänger sind’s, ein Jazzer, ein Elektronikmusiker usw., so daß ich die Moderation übernehmen werde… also nach der Bar hatte ich, während ich auf dem Volvo dahinradelte, mir eine Frage durch den Kopf gehen lassen, die mir in den letzten Tagen mehrere Leute gestellt, so daß ich sie mir selbst dann stellte, und es war ein Brief gekommen, der diese Frage ebenfalls stellte – so daß ich sie nachts eben noch, heimgekommen, >>>> in einem Offenen Brief beantwortet habe. Und heute morgen, nach dem Wiederlesen, b l e i b e ich bei dieser Antwort, entschiedener noch. >>>> Bundespräsident Barenboim. Welch >>>> wunderschöne Utopie! Es wäre noch vieles dazu zu sagen, aber vielleicht ist das ja schon einmal ein Anstoß. Stellen Sie sich nur vor: es kämen Gäste in die Villa, und Klavierspiel klänge heraus. Und jemand sagt den Gästen: „Er übt. Bitte haben Sie noch eine halbe Stunde Geduld”…
Probe gleich von 9.30 bis 14 Uhr. Die Chöre proben getrennt im Haus des Rundfunks in Schöneberg, von 18 bis 20 Uhr. Was ich einmal schwänzen werde, weil Ulrich Holbein heute öffentlich liest und ich gerne dabeisein möchte. Wir haben nun zweifach einen selben Verlag und kennen uns eh, einander spöttisch achtend. Ich möchte ihn auch für eine Reihe gewinnen, die ich im Konzerthaus durchsetzen möchte – angestoßen ist das bereits. Überhaupt hat sich mit dem Konzerthaus einiges, eventuell, ergeben, worüber ich hier noch nicht sprechen will. Zweiter Latte macchiato; Morgencigarillo. Zu regeln ist auch noch was andres, wozu Zagrosek gestern, nachdem ich ihm das vorlas, nur kopfschüttelnd sagte: „Nicht mal ignorieren!” Öffentlich sprech ich auch darüber nicht; ich möchte niemandem schaden: schon Ärger kann ein Schaden sein oder ihn bewirken. Also ist diplomatisch zu handeln, und da Die Dschungel ohne Diplomatie ist, gehört ein klares Wort darüber hier nicht hinein. Wohl aber, vielleicht, an „die richige Stelle”.

Ich will den heutigen Probenbeitrag vorbereiten, dann unter die Dusche springen und ab. Mittags liege ich unter den Bäumen rechtsseitlich des Konzerthauses und schlummere immer ein bißchen auf einer Steinbank.

15.04 Uhr:
Zurück von der >>>> Probe in der Arbeitswohnung. Jetzt noch einen Cigarillo, dann leg ich mich eine Stunde schlafen; die erste gemeinsame Probe aller drei Gurrechöre „spare” ich mir heute abend; erstens, weil ich nicht ganz in den Süden Schönebergs radeln mag, und zweitens, weil ich heute abend zu Ulrich Holbein möchte, der aus seinem neuen, bei >>>> Elfenbein erschienenen Buch vorträgt: im „Ausland”, Lychener Straße 60, was bei mir gleich um die Ecke ist.
Ich muß dringend an das >>>> virtuelle Seminar; das wird meine Nachmittagsarbeit werden. Vielleicht bleibt dann sogar noch etwas Zeit für die „Kleine Thorie des Literarischen Bloggens”… aber nein, nein, ich wollte >>>> ja noch Hintergründe zu den Gurreliedern schreiben, das wär jetzt auch „organischer”.

Mein Junge ist krank, liegt daheim, drüben Am Terrarium, rief ganz schwach an, verschlafen; seine Mama hatte mich morgens schon informiert. Sie müsse arbeiten… Aber ich mag eigentlich nicht hinüber, es wäre noch zu früh nach meiner Entscheidung. Was der Junge hat, ist nicht ganz klar, Kopfschmerzen, ihm sei übel; klingt nach Sommergrippe. Außerdem hat er einen ziemlichen Sonnenbrand; mag also sein, es hängt d a mit zusammen. „Ich ruf dich gleich wieder an.” „Etwa später, bitte, Papa, ich möchte erstmal noch etwas schlafen.”

Mit der Löwin hab ich während der zweiten Pause telefoniert; wir werden abends wieder sprechen. Schlafen, Herbst. Aber dies noch: Der >>>> Wolpertinger hat wieder >>>> einen wirklichen Leser Aber auch von anderwärts höre ich, daß das Buch wieder lebt… Ach, wie das zu den Gurreliedern paßt! (Und ich schreib diesen Satz, als würde er von Udo Samel zu Frau Gänsekraut gesprochen und Herrn Gänsefuß: ich höre die Intonation…)

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