HEUTE!!!! 6. Juni 2010. „UNDINE”: Eine Komödie von Alban Nikolai Herbst. Uraufführung in Gütersloh. Theateratelier der Weberei.

Sonntag, den 6. Juni 2010:

>>>> Probenmitschnitt
Weitere Aufführungen:
20.06.
04.07
Karten <<<<

sowie
Montag, den 7. Juni 2010:

Alban Nikolai Herbst
liest

AEOLIA. Gesang

und

SELZERS SINGEN


Weberei Kesselhaus
Gütersloh.


Montag, der 7. Juni 2010.

20 Uhr.



7 thoughts on “HEUTE!!!! 6. Juni 2010. „UNDINE”: Eine Komödie von Alban Nikolai Herbst. Uraufführung in Gütersloh. Theateratelier der Weberei.

  1. Undinenzauber »Es ist schon spät, es wird schon kalt,
    Was reitst du einsam durch den Wald?
    Der Wald ist lang, du bist allein,
    Du schöne Braut! Ich führ dich heim!«

    Alban Nikolai Herbsts Undine in Gütersloh.

    auf der rückfahrt schienen sich oheim kühleborn und die regentrude verständigt zu haben, alle siebenhundert regengeister ostwestfalens – die namentlich und einzeln zu nennen hier nicht der ort ist – auf die autobahn hinabzuprasseln. applaus der elemente, zweifellos, der sich aufs beste zum applaus der ebenso gemischten wie hingerissenen publikums in der weberei fügte. diese inszenierung überzeugt, auch und gerade in ihren textlich schwierigen passagen.

    anfangs überraschung: darf eine undine so groß sein? – weist doch herbst/deters/ringstettens wellenweib eine köperlänge auf, die fouqué allenfalls ihrem bereits erwähnten onkel hätte zusprechen wollen. aber sie darf, und das nicht nur, weil großgewachsene frauen in herbsts texten immer mal wieder und entschieden auftreten. sondern: nach gestik, mimik und sprachmacht i s t sie die undine-nara des stücks, deren physiologie (allein, die gibt es ja gar nicht…) sich in der schlußszene aufs beste zu derjenigen ringstettens fügt.
    hartleibige kritiker mussten spätestens beim großen monolog undines, dem herz des stückes, jener bestrickenden wasserfrau erliegen. wie auch das publikum, zunächst ob der vollen beleuchtung und des ständigen ortswechsels der wasserfrau irritiert, von der hervorragenden sprechleistung im wortsinn gebannt wurde.

    darf man aus hans erich deters (IPSE) »frau deters« machen? (ob johanna erika blieb offen…). man darf, erst recht, wenn sich die kritische rationalistin erst zur nixenzüchterin, dann zur leibhaftigen sylphe mit wind in der pashmina wandelt.

    doch da sind wir schon im zweiten, dem mythologischeren teil, wo der schwierige, weil stabreimende dialog zu beginn neben undines monolog die sprachlich wohl größte herausforderung bot. hier zieht die idee, das »alte« (gleichwohl nirgends zopfige) sprechen zwischen den wassergeistern auf mehrere schwestern aufzuteilen, als dramatisch vorgesehen waren: sind es doch gerade die vielen, die nunmehr ihre stimmen gegen das Eine (und den Einen) erheben. neben undine strahlt hier ihre jüngste schwester am kräftigsten aus, irrlichtert dergestalt über die untiefe bühne, daß bei näherer betrachtung auch nadelsptize hechtzähne binnen der korallinen lippen nicht verwundert hätten. überdies trug das gesamte ensemble: ein ringstetten, so hölzern, wie er sein muß, um einer echten wasserfrau gegenüber zu behaupten, er liebe sie, ob er sie doch gleich gar nicht sieht. ein komischer, doch nie in die typen-komödie abgleitender harald jochum, dem es nach der wandlung zum goblin gelingt, das komische jochums zu behalten und zugleich in ernst zu verwandeln.

    kritikpunkte? sicherlich. die aussprache von »sidhe« und »goblin« dürfte keltischen ohren fremd geklungen haben (gut, beckmesserei), mancher satz saß nicht recht, im zweiten teil wurde das spiel mitunter so schnell, daß der raum der sprache beschnitten wurde, um so bedauerlicher dort, wo sie dem zuhörer ohnehin fremd vorkommen sollte. aber bitte: wer ohne sprachschluderei ist, werfe sich den ersten kieselstein unter die zunge. und: das atelier gütersloh ist nicht das berliner schauspielhaus. und seien wir ehrlich: technik hin oder her, hätte ein großes haus die inszenierung so viel besser machen können? was hätte ein dominanter (histrionically speaking) star-regisseur nicht daran verhunzen können? zuviel romantik, zuviel romantik-kritik, zuviel rohe mantik à la umweltverschmutung inklusive waldsterben und videoeinspielungen aus dem golf von mexico – juchheissassa dem massengeschmack… dergleichen vermeidet die gütersloher regie klug, inszeniert ebenso intelligent wie werkgetreu – d.h. dem text angemessen, der ja selbst in seiner vielstimmigkeit und metaphysischen grundierung keineswegs dem massengeschmack dient – und gerade deshalb in gütersloh w i r k t. der schluß, dessen veränderung klar den bühnenverhältnissen in der weberei geschuldet war, sei der regie zugestanden, denn auch er trägt.

    ich sagte schon in anderem zusammenhang: dieses stück verdient eine aufführung. jetzt ist es ur-aufgeführt worden, und das sehr gut.

    wer sie, die undine, noch nicht gesehen hat: HINSCHWIMMEN!

    »Es ist schon spät, es wird schon kalt,
    Kommst nimmermehr aus diesem Wald!«

    1. Ja. Diese Zinkwanne kennt in Gütersloh jedes Kind. Im Sommer wird darin gebadet und das Wasser kann nicht kalt genug sein, im Herbst wird die Schlachtsau abgebrüht, das Wasser darf nicht zu heiß und nicht zu kalt sein, da sonst das Abschaben der Borsten mit der Putzglocke nicht gut funktioniert. Und um Gütersloh herum gibt es viele Schweine, die Gegend ist der lyrische Fettfleck Deutschlands.

      Dieses Schwein
      ohne Schmerzen
      diese fette weißrosa glänzende
      Sau
      dahintreibend
      in der Zinkwanne
      Nicht
      nach den andern
      fragend
      ohne Bitte
      ohne Sehnsucht
      an der Leiter hängend
      wie am Kreuz

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