… die nacht ist wach, meine jedenfalls. seit 01:00 uhr kreisen die gedanken, aber der körper schien doch noch ein wenig schlafen zu wollen. ich empfand diesen zeitraum absolut, es kam mir dann aber doch komisch vor, wie schnell der wecker vier uhr anzeigte. ich stehe auf, setze mich im dunkeln ins wohnzimmer auf mein sofa, nehme die decke, mach mir gedanken um mein bißchen leben, ich sage bißchen, wenn ich meinen porphyr in meine hand nehme, und um seine zeitspanne weiß, die er in sich trägt. in hundert jahren wird kein hahn mehr nach mir krähen, es sei denn: “guck mal das ist die oma.” “nee….. so sah sie aus?, ihhhh… was’n das für’n t-shirt, so was trug man damals?” wie lange es dauern wird, bis dann tatsächlich jemand format C drücken wird, weiß ich nicht. moment mal, was is’n das?… da stimmt was nicht….
05:26 uhr:
puhh… und nochmal puhh… stehe auf, mache im dunkeln den vorhang unmerklich zur seite, da steht er da…. ich seh, wie er sich den fensterrahmen anschaut, mache sofort das licht an und brülle: “verpiß dich du sausack, du hast hier nichts zu suchen…” völlig erstarrt sieht er mich an, hat die mütze tief ins gesicht gezogen, die dunkle kapuze über dem kopf, ich seh nur augen, eine nasenspitze, einen mund, einen pickel oder einen leberfleck über dem rechten mundwinkel. er reagiert mit zeitlicher verzögerung, dann aber doch… packt die tasche, die rechts neben ihm auf dem boden steht, unter den arm, läuft durch den garten, springt hinten über den zaun, ich kann erkennen, daß er sich auf ein rad schwingt, dann ist er verschwunden. ich öffne die tür, über meinem kopf öffnet sich ein fenster: “was ist’n da bei dir los?” “da war grad jemand auf meiner terrasse, wahrscheinlich nicht mit lauteren absichten.” “ruf die polizei…” “meinst du?” “ja, wenn du das nicht machst, mach ich das, ist alles in ordnung?, geht’s dir gut?” “ja.” mein nachbar h. rief dann tatsächlich bei der polizei an. die kamen, fragten, ob was beschädigt sei, oder ob was fehlte… “nein, es fehlt nichts, er kam nicht in die wohnung.” “auch nicht auf der terrasse?, das war aber leichtsinnig von ihnen.” dazu sagte ich ihm dann ein paar takte, mußte auch meine waffenbesitzkarte vorzeigen, die pistole, auch den nachweis, daß ich nach wie vor regelmäßig trainiere, und in einem verein bin. ich erzähle das normaler weise niemandem… aber ich weiß in solchen momenten, wo die waffe ist, auf meinem eigenen grund und boden darf sie auch zücken, wenn ich mich um leib und leben bedroht sehe, waffe und munition grundsätzlich getrennt, beides verschlossen, aber das weiß ja so ein einbrecher nicht. danach erklärte ich ihm, daß ich eine kampfsportausbildung habe, also weiß, wo ich hintreten muß. in diesem fall hätte ich tatsächlich sofort zugetreten. in allen meinen jackentaschen hab ich einen langen kabelbinder.. das ist seit dem überfall wie eine krankheit. wenn’s hell ist, kommt nochmal die spurensicherung, die fußabtritte im garten sind sehr gut zu erkennen, es ist der abdruck einer turnschuhsohle. ob die polizisten jetzt tatsächlich noch nach ihm suchten, weiß ich nicht. letzte woche hatten anwohner einer anderen straße hier in der nähe es doch geschafft, einen einbrecher dingfest zu machen, weil der so frech war, in dieser einen nacht in der gleichen straße hintereinander in drei verschiedene häuser einsteigen zu wollen, sich aber jedes mal knapp nicht erwischen ließ. die polizisten erwischten ihn dann nach der dritten einbruchsmeldung auf dem fahrrad. nu muß ich morgen auf’s revier… mir das foto ansehen, sagen, ob er das war… was vermutet wird, ich hoffe, er hat auf dem foto schon den pickel, oder leberfleck über dem rechten mundwinkel. meine augen machen in einem solchen fall sofort rasterfahndung. die kleidung kann ich benennen, auch ca. seine größe, der turnschuh war hell, mit blauem streifen an der seite. helle haut und dunkle augenbrauen sah ich im terrassenlicht. einbuchten werden sie ihn nicht, wenn er einen festen wohnsitz hat.
jetzt mach ich mir erstmal einen kaffee. ob ich jetzt noch über meinen bandscheibenvorfall, ja es ist einer, nachdenke?.. nee, definitiv nicht. es gibt wichtigeres als einen bandscheibenvorfall, das ist das leben, das eigene leben. so was revidiert. normaler weise brauchte ich das nicht, aber ich frag ja immer, warum was in meinem leben passiert. auch diese diagnose muß/wird mir fragen beantworten. die magnolie blüht. ich werd jetzt die terrassentür öffnen… und dem frühen konzert lauschen. ob ich angst habe?, nein. warum nicht? weil der typ nicht wiederkommen wird. ich werde jetzt allerdings doch noch eine zusätzliche verriegelung an beiden terrassentüren anbringen lassen, der alarmanlagenaufkleber auf der fensterscheibe schien dem typen nichts auszumachen. die alarmanlage braucht man nicht unbedingt, normaler weise schreckt allein solch ein aufkleber die leute schon ab. war es zufall, daß ich so früh wach war?…. oh göttin, was für eine nacht. ich muß jetzt was essen und meine tabletten nehmen.