III, 236 – Engerlinge

Es kreisen weder Sonne noch Mond noch Sterne in diesen Tagen. Der Himmel ist blau oder schwarz. Auch wenn mich die Sonne geblendet hat, als ich hinunterfuhr zu Grilli, dem Friseur (und bin froh, es getan zu haben), blieb die Sonne, weil sie ja blendet, nicht sichtbar. Etwas später waren’s dann nur noch Scheinwerfer, die mir, mich abermals blendend, auf dem Weg nach und von Fornole entgegenkamen, wo die Neffenmutter ihr Auto wegen eines Batterieproblems gelassen und jemanden brauchte, um es dort wieder abzuholen.
So gelangte ich in den Abend.
Und mittlerweile das Essen in den Magen.
(Soweit gestern). Zu behaupten, es ginge mir im Vergleich zu dem, was gestern der Punkt hinter dem Magen abschloß, anders, mag a priori recht haben in dem Sinne, als sich die Wahrnehmung im Spiegel mit dem kahlgeschorenen Kopf anders auf die Kopfhaut überträgt als der kalte Nordwind, der die Wohnung derzeit in eine Gruft verwandelt. Bzw. daß im Heute das Gestern begraben liegt, das zwar in der Nacht noch Urständ’ feiert und mich zu einer nicht kontrollierten Uhrzeit aufstehen, Joghurt essen, Teewasser aufsetzen und den PC einschalten ließ. Als ich das Passwort eingeben wollte, sah ich, daß es 2:09 Uhr war. Ohne lange zu überlegen, kehrte ich ins Bett zurück.
Dennoch fern aller Gestirne und in der Gewißheit des Stillstands, in einer Projektion von Hindernissen, denen ich gram war. Ich mußte jetzt an das Wort “Engerlinge” denken.
Dann irgendwann später das wörtliche Bewußtsein des ‘Abgrundtiefschlafens’, wie ich es empfand. Mich schien der ‘Abgrund’-Bestandteil des Wortes aber doch zu stören, obwohl ich mich in ihm wohlfühlte. Dadurch, daß ich meine Position irgendwie veränderte, verschwand dieser Bestandteil, und ich durfte das Wort ohne diesen Bestandteil denken oder einfach nur wahrnehmen. Ohne daß ich mich weniger wohl fühlte.
Es mit der Gemütlichkeit des Ofens zu versuchen, verbat ich mir seit Dienstag wegen des Qualms. Morgen will er kommen, der Ofenreiniger. Ich nehme an, ich werde dann früher als sonst einheizen, und kräftig, als müßte ich den Atlantik überqueren.
Obwohl mir nichts daran läge, es in eigener Person zu tun. Immer wieder diese Dichotomie zwischen Ikonoklasmus und Ikonostase. Weil der Bildersturm eine Ideologie meint, die Bilderverehrung jedoch mitnichten. Sie ist sich einer solchen nicht bewußt. Beide aber glauben, im Bilde zu sein.
Am Fenster erwischte mich gerade ein Stern, dem ich mich näherte bei dem Gedanken an den Satz, es sei, wenn ich hinausginge unvermeidlich, Sterne zu sehen, wo der Himmel eigentlich… obwohl er mir fern blieb: “i tuoi sguardi / come la luce / delle stelle / non sono altro / che la fine / di un viaggio” (31.10.06).

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