Arbeitsjournal. Montag, der 22. März 2010. Mit Charlotten und Bettys, und mit Scelsi und Schnebel.

11.56 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Bin immer noch im Bademantel. Draußen scheint die Sonne, es wird auch hier drinnen jetzt warm. Seit knapp fünf Stunden an der >>>> Kritik zum zweiten Maerzmusiktag geschrieben, Fotos hochgeladen, Mitschnitte überspielt, die Musiken jeweils noch zweidreimal angehört, ihnen nachgehört, ich überprüfe immer, an was ich mich erinner und worüber ich mir Notizen machte, mit dem dann neu-aktuellen Höreindruck und schreibe aus diesem erneuten Hören direkt heraus. Das ist aufwendig, ich weiß, aber schafft zumindest die Möglichkeit eines einigermaßen gerechten Urteilens. Interessant ist, wie genau selbst szenische Abläufe sich über die O-Töne im Geist wiederherstellen, das hat durchaus etwas von einem Film.
Wundert mich übrigens nicht, daß >>>> Charlotte sich weiterbemüht, mir ans Bein zu pinkeln; für eine Frau setzt das eine Zielbefähigung voraus, die meine volle Achtung verdiente, wenn ihr denn Treffer gelängen. Nur ist das schwierig, wenn man in der Hecke hockt, um nicht erkannt zu werden. Da wird dann immer nur der Boden naß. Das Problem von Groupies ist, daß sie sich selbst da bücken müssen, wo sie glauben, einem in die Augen zu sehen. Das geht halt schief, und zwar so sehr, daß man sich gar nicht drüber wundern muß, wenn sie es, verdrängungshalber halt, nicht merken. Und führt zu Fehlhandlungen wie der, >>>> Aléa Torik als „niedliche Person” anzusprechen und zu übersehen, welch einen Machismo sie damit mitinszeniert. Ist doch beschämend, daß ausgerechnet ein Macho wie ich ihr das sagen muß. Immerhin, sie hat ja >>>> BettyB (ich rate mal: „Betty Becker”?)… Manchmal sehne ich mich jetzt nach dem >>>> Condor, der hatte noch was von einem wirklichen Gegner, auch wenn er sich ganz ebenso ständig wiederholte; er hat immerhin eine Vision. Na, sei’s drum.

Jedenfalls hektischer Tag. Um halb zwei kommt mein Junge zum Mittagessen, dann bleiben mir noch zwei Stunden, bevor ich zum Cellounterricht muß; von dort aus schnell noch mal hierher, mein Arbeitszeug zusammenpacken, wieder Ans Terrarium, den Jungen dort abholen und mit auf >>>> die nächste Maerzmusik nehmen, sofern ich Karten bekomme. Was noch nicht ganz heraus ist, ich warte auf Nachricht von den Berliner Festspielen. Auf Dieter Schnebel jedenfalls freue ich mich.

Jetzt erst mal duschen und mich anziehn.

(Beruhigend übrigens, daß >>>> Nicolà Sani meine Einschätzung der >>>> Sciarrino-Inszenierung teilt; auch er halte Rebecca Horns Regiearbeit für komplett mißlungen; und er ist einer, der Sciarrino liebt. So ganz allein auf weiter Flur stehe ich also nicht; im übrigen geht Sanis Blick so wenig wie der meine von unten nach oben. Geradezu glücklich war ich über seine Einladung nach Rom in die >>>> fondazione Isabella Scelsi: „Ich muß Ihnen die Archive zeigen, unbedingt!” Ja, ich bin darauf stolz. Ja.)

12.36 Uhr:
Ich lese gerade >>>> Aléa Toriks Antwort auf Charlotte. Meine Güte, ist diese junge Frau klug! Viel klüger als ich, viel eleganter als mein Zurückgerüffel immer. Frau Torik, auf das Soupanova freue ich mich.

15.21 Uhr:
Die >>>> Kulturmaschinen riefen an: >>>> Keuschnig hat „Selzers Singen” besprochen und der Perlentaucher hat drauf verlinkt. Dadurch bekam der Verlag es mit. Ich habe >>>> dort reagiert, will jetzt aber endlich Mittagsschlaf halten. Meine Pressekarte für heute abend h a b e ich.

0.09 Uhr:
Zurück. Das war ein wirklich schönes Konzert. Aber ich erzähle erst morgen von ihm. شجرة حبة ist grad in Skype.

4 thoughts on “Arbeitsjournal. Montag, der 22. März 2010. Mit Charlotten und Bettys, und mit Scelsi und Schnebel.

  1. LOOP – ROUTINE – HALTUNG

    Naja – mit Leuten, die von ihren Verblendungen wissen und aktiv keine Blendungsvorgängigkeiten unternehmen wollen redet man halt ungern über Verblendungszusammenhänge und schon gar nicht ausschliesslich betreffs eines
    rein kapitalistischen Kontexts.

    Wie unterbricht man Denkroutinen, Herr Herbst, welche auch Verhaltensroutinen sind ?
    Indem man manchmal ein wenig langsamer tritt vielleicht und einem Denken ein
    Primat vor einem reinen Abspulen von sich konventionalisiert habenden Aussagen einräumt.

    Haltungen sind insofern in einem rein Eperimentellen ( einem fern von gestanzten
    Konnotationen Verlaufendem ) nicht möglich, da sich Haltungen immer auf etwas fundamental zu sein Scheinendes stützen müssen, was eigentlich nur basisorientiert konventionell sich geriert.

    Es lebe das Experiment im Experimentellen, im analysierten Raum.

  2. Lieber Herr Herbst, Welche junge Frau denn?
    Ich freue mich auch aufs Supernova. Sie können einen Tag vorschlagen, Donnerstag oder Freitag vielleicht. Gegen 22.00 Uhr. Melden Sie sich einfach. Und lassen Sie Ihre Trolle zuhause!
    Aléa

    1. @ alea ich denke nicht, dass trolle an alter und aussehen interessiert sind & tiefe gespräche lassen sich ja nicht durch trollereien verhindern, – wie womöglich in einer szenekneipe, wo man vielleicht anfängt mit ner grösstmöglichen bügelsäge den tisch der kommunizierenden anzugehen oder dick gerollte nebelmaschinchen mitschleppt und wild halierend ( in- bzw. ex- ) optiken kontaminierend – eine gemengenlage evozierend – sich einklinkt.

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