III, 213 – en cours de route et archipels sidéreaux

Fährt man in dieser Jahreszeit nachmittags halb vier Richtung Westen, nämlich zum Weinkeller an der Straße Richtung Orte, kann es passieren, daß einen die schon tief stehende Sonne blendet und einem die Sicht auf ein paar Metern tatsächlich fast völlig nimmt. Möglicherweise in einer scharfen Kurve. Die Füße unten tun, was sie zu tun haben. Auch weil es an der Landstraße immer wieder Fußgängerinnen gibt. Zwei kamen mir entgegen. Schritten Richtung Stadt, schauten ins Auto, wie ich es wohl auch immer tue, wenn mir als Fußgänger ein Auto entgegenkommt. Manchmal gehen sie aus der Stadt heraus oder laufen ganz einfach. Oder gehen zu zweit oder zu dritt. Einmal sah ich auch Ninno am Rand der Straße. Er sah aus, als hätte er nicht wirklich ein Ziel im Sinn. Tieren bin ich noch nicht begegnet. Nur einmal geschah es ein paar Kilometer weiter, daß ein Raubvogel dicht über mir die Straße überflog mit einer Schlange im Schnabel. Allgegenwärtig sind ansonsten die Radfahrer. Das sind aber alles Männer.
[Im Gehen aber sollte man sich des Trinkens enthalten, denn, so spricht der Wein:
Hinab glitt ich die Flüsse, von träger Flut getragen,
da fühlte ich: es zogen die Treidler mich nicht mehr.
Sie waren, von Indianern ans Marterholz geschlagen,
ein Ziel an buntem Pfahle, Gejohle um sich her.

>>>>(in Celans Übertragung)… und ich fing an zu husten, und der Wein sprudelte nur so aus dem Mund, aber Hände sind nicht nur zum Sprechen da. Man kann sie auch vor ihn halten. Und so war denn die Unpäßlichkeit bald gelöst in dieser eckigen Klammer.]
Und es entstehen Muskelberge, wunderte mich indes über den heute überholten ziemlich zierlichen Männerhintern, der da oberhalb des Sattels rotierte.
Seinen Bizeps zeigte nach wie vor in den wenigen Momenten, in denen es möglich gewesen bei den widrigen Lichtverhältnissen, ihn zur Zielscheibe des Blicks zu machen, der Monte Soratte, der Heil’je. Was mir so in den Sinn kam, als ich sah, wie jemand Fotos vom Ayers Rock vel Uluru gepostet und dazu die Frage gestellt hatte: Wer begleitet mich dorthin? >>>>Picnic at Hanging Rock?
Und die Frage stellt sich tatsächlich: Wer begleitet mich zum dritten Aufstieg auf den Soratte? Nach der Regel: alle guten Dingen sind Drei im Leben. Trinità dei Monti. Auch. Wie bei der ältesten Bank der Welt: Monte dei Paschi di Siena. Weber. Geist des Kapitalismus. Fidele, fidele, fidele. Und dort einen Zeitrafferfilm drehen über Wolken, die Regengüsse über dem Norden Etruriens spazieren führen – wie’s beim letzten Mal geschah.
Von solchen kann aber jetzt keine Rede sein, die Sterne funkeln, und der Tabaccaio sprach von Kälte, wovon ich nichts spürte. Sagte ihm, der Ofen sei an. Aber als ich in den Hof hinaustrat und die Sterne sah, hatte ich tatsächlich denselben Gedanken.
Siderea Nuntia, nannt’ ich neulich, Valda, sie. Der Umstände halber. Archipels sidéreaux ist falsch, aber stimmt. Alles, was falsch ist, verweist auf das, was richtig ist. Fast eine Gleichung.

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