A. D. VIII Id. Aug. Anno 2762 a.u.c.

Achter Tag vor den Iden. Dies fastus. Der Bärenhüter geht zur Hälfte auf (Plinius).
Hier sei gewesen Herbst in der Hölle.

Hier sei gewesen der Eingang zur Unterwelt.

Inschrift am Eingang der Hölle.

Ich bin der Weg zur wehevollen Stadt,
Ich bin der Weg ins Reich der ew’gen Schmerzen,
Ich bin der Weg zu den verlornen Seelen;
Gerechtigkeit bewog den, der mich schuf,
Es machte mich die Kraft des ew’gen Willens,
Die höchste Weisheit und die erste Liebe.
Vor mir war nichts von den erschaffnen Dingen,
Nur ew’ge waren, und ich selbst bin ewig,
Laßt alle Hoffnung fahren, die ihr eingeht.

Friedrich Wilhelm Joseph Schelling: Metrische Uebersetzung aus Dantes göttlicher Komödie. 1802

Hat aber die Hölle dann doch sein lassen, um sich dem Paradiese zuzuwenden, nämlich dem zweiten Gesange. Mehr hat er, scheint’s, nicht davon übersetzt. Fast schon Paradigma für die Solfatara. Die eine Hälfte mit dem Campingplatz und der üppigen Vegetation, ruhig zumal, da der Krater den Lärm der Stadt draußen (na, so viel Stadt ist da auch nicht direkt davor, nur eine Verbindungsstraße) und auch jeden Handy-Verkehr (kein Signal) abhält, die kahle andere Hälfte, wo die Erde dampft und es nach faulen Eiern riecht, wo Adrian ständig mit dem Hammer auf den Boden schlagend nachwies, daß die Erde hohl ist, denn so klang sie. Man dreht eine Runde und wundert sich und schaut gebannt dem Zischen zu, dem Dampf, der den grün gefärbten Hang hinaufzieht. Bloß nicht die Hand reinhalten!

Um dann den Rest der Zeit vorm Zelt, vor der Bar, im Swimmingpool zu verbringen. So seien denn auch seine , ANHs Tage bisher vergangen: nichtstuend, Urlaub pur. Zwei Gedichtentwürfe. Hatten mich abgeholt vom Bahnhof Pozzuoli. Heftiges Umarmen, Adrian aus dem Hinterhalt kommend und sich – „Erster“ – festklammernd. Und den Zug nach Neapel in Orte mit knapper Not erwischt. Die vertrödelte Zeit am Vormittag, weil ich nichts wirklich auf die Reihe bekam. Schweißtriefend anfangs im Zug, dunkle Flecken auf der Brust. Mählich aber beruhigte sich das. Vor der Weiterfahrt am Hauptbahnhof Kalorienbedarf: der Yoghurt, den ich nach dem Aufstehen gegessen, war um 15.50 längst verdaut, und vor der Abfahrt war einfach kein Hunger da. Fast food. Unterwegs die Zigarette auf dem Bahnsteig (Rom) oder den Oberkörper aus der Tür lehnend (Latina, Formia): drei Stunden ohne geht nur, wenn mich ein Gespräch und eine Person gefangenhält (wohlgemerkt an einem Nichtraucherort, wenn man rauchen darf und kann, dann raucht auch der Gefangene in mir). War aber nicht. Dann tatsächlich erstmal ein Stündchen Swimmingpool. Dann Rundgang durch – da oggi basta un colpo d’occhio per avere sotto controllo il suo patrimonio totale (Mail jetzt von der Bank, mein „Gesamtvermögen”…) – G.L., wo bist du? Also die Mondlandschaft. Zischende Stille. „Papa, guck’ mal.“ Und landete im Schlamm davor. Der Stein. Ohne ins dahinter G.L.uckernde siedende Wasser zu fallen. Danke! Dem Vater ging’s genauso. Aber der hatte nur einen Wurf. Wollte mich auch bücken nach einem Stein, aber direkt vorm Zaun lagen keine mehr. Faule Eier! Die Mischung der Dämpfe befördere die Fruchtbarkeit. Signifikant hoch die Kinderfreudigkeit in Pozzuoli im Vergleich zum Rest Italiens. Gegessen mit Blick auf Capo Miseno und Ischia, im Fernseher Fußball: Neapel gegen Borussia Dortmund. Abendrot. Später das Erscheinen des Vollmonds hinter einer weiter oben stehenden Pinie. Cozze. Miesmuscheln. Und dann, Adrian war schon dort fast eingeschlafen, bis nach Mitternacht über Gedichte mit noch ’ner Flasche Wein. Das Reden über Kleinigkeiten, wie etwa Vorsilben. Das klingt immer so heftig in den Dschungeln, dabei tut’s gar nicht weh. Nur die Nacht im Zelt! Die machte mir zu schaffen. Zu Dritt war da etwas wenig Bewegungsfreiheit. Meine Matratze! Ich hätte geschnarcht. Du auch. „Legende!“ Heute morgen mit dem Bus zu dritt zum Bahnhof. Vater und Sohn wollten ins Archäologische Museum. Pompeji-Vorbereitung. Unglaublich: wir fuhren ohne Fahrschein, trotz der sechs Kontrolleure. Alle drückten ein Auge zu, nach entsprechenden Erklärungen. „Hier fühl’ ich mich zu Hause.“ Sagte er dann, als es in die Straßen ging. Once upon a time and a very good time it was there was a moocow coming down along the road and this moocow that was coming down along the road met a nicens little boy namend baby tuckoo…. Soviel zu der interessanten Schemikalie, dem Kulifum-Serum.
Hier sei gewesen ein Campingplatz.

Ein wanker Pflaumenzweig kitzelt den Soratte von unten.

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