III, 165 – Süßlich vor sich hin schimmelnd

Den Vormittag über der süßliche Geruch einer halben Zitrone, die schon Schimmel angesetzt hatte, mitten im Biomüll. Bis ich ihn rausbrachte. Aber erst am späten Vormittag. Ein paar Fruchtfliegen schwirrten schon in dem Behälter. Dies geschah indes nicht, als er gegen halb zehn zum Tabaccaio ging und ihm ganz entgegen seines Appetits, der die ganze Stunde davor sich eher einen Cappuccino vorgestellt hatte, nicht jedoch den Gang zur Bar, der ihm deshalb verwehrt blieb, weil er dort einen Raum hätte betreten müssen, in dem das Schlürfen einer Tasse Cappuccino, weil er ja ohne Begleitung dort aufgetaucht wäre, ihn zu einem Schauspiel gemacht hätte und er vor so etwas sowieso – der Name sagt’s schon – Lampenfieber hat, so daß ihm nur der Gang zum Tabaccaio übrigblieb und die Zwangsvorstellung, er müsse sich etwas zu trinken kaufen, da ihm nach dem Aufstehen das Halbflüssige und Halbsaure des Jogurts gefehlt (die Schuld liegt natürlich beim gestern nicht funktionierenden Fahrstuhl, denn ich wollte ja gerade ihn kaufen im Supermarkt), und er nur ziemlich dröges Zeug zu sich genommen und die Tasse Tee schon ziemlich schnell ausgetrunken hatte, und er also dort, beim Tabaccaio, kurz entschlossen nach einer kleinen Plastikflasche in der Kühlbox griff, die Coca Cola enthielt, und einen runden Zehner für die auch noch benötigten Zigaretten zu zahlen hatte, um dann ziemlich schnell wieder in seine vier Wände zurückzukehren, um nicht mit den beiden Schachteln Zigaretten und ihren Abschreckbilderchen (Impotenz (ein junger nackter Mann auf einem Bettlaken))? mir entfuhr nur ein: ‘haha said the clown’ (Manfred Man?)) und der Flasche Coca Cola gesehen zu werden.
Es geschah, das Herausbringen des süßlichen Geruchs, als ich mich highnoonmäßig entschloß, der Phobosphäre wie gestern schon einen Garaus zu machen. Garage Sale im Chiostro Boccarini. Der Wie-Geht’s-Täter kehrte an seinen Tatort zurück. Immerhin schuldete ich’s der Glorie, die es organisiert: Alzheimer-Funding. Ich überstand’s besser, drehte meine Runde. Halli-hallo. Und ging wieder. Stahl mich fort.
Ganz folgerichtig zeigte Di Dio an diesem Wochenende Alzheimer-Filme. Ob ich nicht auch kommen wolle heute am Spätnachmittag: >>>> Floride. Wiegelte ab: könne sein. Brachte den Nachmittag, arbeitend, damit zu, mir diesen Film abzuwiegeln, den ich nicht wirklich sehen wollte. Und bloß, um einen Gefallen zu tun, zwei Stunden dort sitzen? Einen >>>> Lanmeister lesen, aber nicht sehen, das ja. Die Frage der Innenwelt der Außenwelt. Der Film höchstens als Außenwelt der Innenwelt, sofern ihm das gelingt. Aber das Altern schau’ ich lieber an mir selber ab. Also schickte ich dem lieben Gott eine Lüge: ich sei verhindert. Womit ich mich erlöst und den Rest der Eichendorff’schen Deutschtümelei um den letzten Ritter von Marienburg in christlicher und Polen vertreibender Glorie lesen konnte. Lag an der Nogat. Daher Nogatstraße. Eins Berlin vierundvierzig. Seinerzeit. In der dortigen Küche oft dieser süßliche Geruch.

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