III,117 – Zuviel Sonne

Die Augen brennen, aber nicht weil ich zu lange vorm PC gesessen, der seit dem Aufstehen um sechs ausgeschaltet blieb, denn um sieben ging’s ja schon zum Bahnhof. Er blieb es bis gegen Mittag, als ich von der Werkstatt zurückkam, die in einem öden und von der Sonne beknallten Industriegebiet Terni’s liegt. Betonklötze mit diversen Aktivitäten, die indes ziemlich untätig vor sich hin zu brüten schienen. Ein paar Leute, die Holzstücke stapelten, einer, der umgeben von allerlei Werkzeugen sich an einer Wasserleitung zu schaffen machte, eine Music Academy, eine Cereria (Wachswaren) mit religiösen Artikeln im Zusatzangebot, viel Kfz. Diese Sonnenexposition lediglich, um Zeit zu gewinnen und etwas einst Rituelles zu veranstalten: Cappuccino und Cornetto, was einen längeren Spaziergang erforderte. Balancierte die Tasse dann sogar gekonnt zu einem Tisch, nur beim Aufsetzen wurd’ ich ungeschickt und ließ die Untertasse vollschwappen. Besonders ärgerlich die Sonne auf dem Rückweg, die von vorne schien (‘Der Sonn’ entgegen’), sehnte mich nach nichts als Schatten. Die Werkstatt hatte zum Glück einen Aufenthaltsraum und eine Seitengasse zum Rauchen, ebenfalls im Schatten. Gelegentlich fuhren Züge vorüber. Teuer kamen besonders die Bremsbeläge. Ich nickte bloß, als er mir Bescheid sagte. Und dann ans Tagespensum, während mich Frösteln und Hitzewallungen erreichten. Etwas Schwindel im Kopf. Wahrscheinlich hat mir mein Besuch diese Nachwehen einer allzukalten Erste-Klasse-Fahrt gleich bei der Herfahrt als Andenken hinterlassen, da er selber fast die ganze Zeit verschnupft gewesen. Ich werde es sorgsam pflegen (immerhin gefällt es mir als Andenken)! Passte jedenfalls recht gut in die Schwurbelprosa des Anhangs zu einem Jahresabschluss, wo alle paar Sätze wiederholt wird, dass es sich um das in Frage stehende Geschäftsjahr handelt (im Grunde ließe sich auch jedesmal eine Nebensatzkonstruktion anfertigen (die appositionenreiche italienische Sprache, besonders die der Behörden)). Schon wie gestern ein Aufatmen, als ich das Pensum erreicht, das scheinbar ewig auf sich warten ließ (also das die Prozentzahl des Erledigten um eine Ziffer sich erhöht im CAT-Programm). Als es gestern passierte, trat zeitgleich sie ein, als sie vom Friseur (sic!) zurückkam mit fast schon unmerklich gekürzten Haaren. Meiner nämlich hatte sich auf dem Gassenfest erboten, ihr diesen Dienst zu erweisen. Erster Impetus heute: Police. Zehn Minuten volle Lautstärke. Heute morgen bereitete jemand Schilder vor mit dem Hinweis, am 22., 23. und 24. sei der Platz unten gesperrt. Wie ich mal las, hätten Ausmalbücher für Erwachsene einen enormen Erfolg. Was ich mir ausmale, entspricht allerdings nicht unbedingt einer Meditation, die solche Ausmalbilder vorgeben zu bieten. Nehm’ ich jedenfalls an. Ich sollte mal nachfragen…

III,116 <<<<

4 thoughts on “III,117 – Zuviel Sonne

  1. Ich lese Ihre Einträge sehr gerne, wollte ich kurz vermerken! Und dass Bremsbeläge böse in die Tasche greifen, ja, und schleich jetzt mal an meine Mausmalbilder.

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