Aus purem Überdruß nach einem Arbeitsnachmittag, der mich nach und nach immer mehr anwiderte (aber die Nachmittage sind auch klimatisch gesehen zur Zeit nicht unbedingt arbeitslustfördernd (immer wieder die Selbstautomation, sonst ginge es nicht)), anfing in Eichendorff-Gedichten zu lesen (die Rosselli ruht nun ausgelesen im Regal (noch quer aufgelehnt links auf Quasimodo und rechts auf Salgari, dazwischen Rovani (von dessen ‘Cento anni’ ich mal 100 Seiten übersetzt…)) und wartet darauf, anders als gelesen vereinnahmt zu werden (und ein Gedichtband sei immer dabei unter den zu lesenden Büchern!)), kam eher wieder der gedankliche Schlenker zu Schubert’s ‘Winterreise’, also Müller’s, nein Schubert’s. Aber ich las unkonzentriert, zudem klangen Madrigale von Monteverdi hinein, und das Fenster immer wieder magischer Anziehungspunkt zum Hinausschauen, sobald ich aufstand, nach den Zucchini zu schauen. Also auch gar kein Mitschwingen in mir, zumindest vorerst. Somit Quodlibet und anything goes. ‘Orate pro nobis’ dann, die wir heute – zwar nicht allzufrüh, aber doch früh genug – bei der Fischhändlerin noch bekamen, natürlich mit einem Bündchen Petersilie dazu. Und dann, wer weiß, weiterhinniges Vorlesen. Gestern war’s an mir: ‘Die Abenteuer einer Sylvesternacht’, stets von Schmidt. Heiterkeit garantiert. Bin überrascht, wie diese Erzählungen aus den 50er-60er Jahren immer noch funktionieren, die ich selbst seit vierzig Jahren nicht mehr gelesen. Klar, die Heiterkeit entsteht, wenn die Sexualität unterschwellig ins Spiel gebracht wird als ein “bien entendu” und das fast in Heinz-Erhardt-Manier (nein, bei Erhardt ist’s einfach nur das eine vermeintliche Tragik suggerierende Tüddelige: “Immer wenn ich traurig bin…” etc. “Und wenn ich dann noch traurig bin…” etc., das aber Einverständnis im Gelächter einfordert und die Wellen eines Unverständnisses einebnet (es lebe der Nachkriegsalkoholismus (hat das mal einer untersucht? (meine Vatervorstellung paßte gut in dieses Bild))) auftauchende ‘Ein’ könn’ wir noch’ als running gag in den Text eingebaut wird. Nach dem Beten: “Hast du ein sauberes Geschirrtuch?” – “Ja, hier! Morgen wäre mal wieder eine Waschmaschine fällig: ich trage mein T-Shirt schon seit einer Woche.” – Automatisches Schnuppern, nö, nix. Dennoch. “Ich riech’ nix”, sagt sie. Und schniefte ihren Schnuppen in die Nase hoch.