Arbeitsjournal. Mittwoch, der 27. August 2008.

5.16 Uhr:
[Arbeitswohnung. Verdi, Maskenball.]
Habe meinen alten Cassetten-Walkman wieder vorgekramt und fand, daß das mit den mp3-Players Unfug ist, wenn man über 600 Musikcassetten besitzt, die sich nach und nach in bester Qualität beim Fahrradfahren abhören lassen. Gestern nacht zur Bar die Pfitzner-Sinfonie C-Dur, auf der Rückfahrt das Klaviertrio (darf man Pfitzner hören? fragte ich mich wieder einmal; was künstlerisch unstatthaft, weil eine moralische Frage ist), und heute morgen Vom Terrarium hierher Verdis Maskenball von 1989 in >>>> Karajans letzter Einstudierung; nach seinem Tod hatte Solti das Dirigat übernommen.
Kein guter Tag gestern, psychisch. Erst bekomme ich eine Rezension über >>>> MEERE zu lesen, die ein Verriß nicht etwa deshalb ist, weil das Buch schlecht geschrieben sei, nein, der Verfasser sagt das ganze Gegenteil; zum Verriß wird die Rezension, weil er mir vorwirft, daß der Leser zwischen mir und dem Helden des Buches nicht unterscheiden könne; letztlich wirft er mir Indiskretion vor; er habe aus meinem Privatleben alldas nicht wissen wollen.
Ich habe mich nicht nur geärgert, sondern finde eine so moralisch unterfütterte Rezension unerträglich und unerträglich dumm; käme man auf die Idee, Augustinus die Bekenntnisse vorzuwerfen? ja selbst, wenn alles – was es nicht ist – so geschehen wäre, wie das Buch es schildert, nähme ihm das nicht den literarischen Rang und schon gar nicht Schönheit. Es kann zur Beurteilung der Qualität eines Romans doch nicht hergenommen werden, daß das, was er schildert, real oder nicht real gewesen sei. Wäre dem anders, wir stünden bei 2/3 der großen Weltliteratur aber gehörig im Regen. Ein weiterer Kritikpunkt des Rezensionsverfassers lautet: die in MEERE erzählte Geschichte sei ein „Allerweltsplot“, also etwas, das sich so oder doch ähnlich millionenfach zutrage und letztlich einer Schilderung nicht würdig sei. Das ist schlichtweg falsch, aber es läßt sich darüber nicht argumentieren, sondern immer nur behaupten. Inwieweit die in MEERE erzählte Liebesgeschichte mit ihrem Scheitern aufgrund von weit außerhalb der Macht der Protagonisten liegenden auch politischen Ursachen banal-allerweltig sei, können wirklich nur Sie selbst, die Leser, entscheiden. Jedenfalls bescherte mir diese Rezension, auf die ich ganz bewußt nicht verlinke, einen verärgerten und verletzten Abendbeginn. Außerdem, wenn jemand Wagner allen Ernstes die Wesendonk-Lieder vorwirft, statt auf die Schönheit der Musik zu hören, mag ich mit ihm nichts, aber auch gar nichts mehr zu tun haben.
Zuhause ging es dann mit einem Krach nach dem Abendbrot weiter: ich vernachlässigte meinen Sohn, in jedem Fall sein Cellospiel, da ich mich nicht mehr darum kümmerte, daß er mit mir zusammen übe. Das ist richtig, ich konnte das nur zugeben. Und erklärte, daß ich das Gefühl hätte, ihn an die Pop-Musik zu verlieren, weil ich der einzige sei, der ihm eine andere Musik nahezubringen versucht habe und versuche; das sei gescheitert; zuhause sei er fast nur unter Pop-Einfluß, seine Freunde hörten Pop, in der Schule höre man Pop, auf seinen Spielplätzen; für sich selbst höre er auch immer nur Pop, Police usw.; wenn er woanders sei, frage er auch dort immer nur nach Pop. Dafür sei das Cello kein geeignetes Instrument, er spiele ja sowieso sehr viel lieber Schlagzeug. Das möge er auch gerne tun, ich hätte nichts dagegen, aber ich wolle nicht allein derjenige sein, der ihm etwas aufzwinge, zu dem er keine Lust habe; das falle andernfalls auch auf die Musik zurück, die ich vermitteln wolle. Dazu sei mir “meine” Musik zu nahe. – Immerhin, um 21.30 holte ich den Jungen, der sich während des Streits auf die Toilette zurückgezogen hatte, noch mal ans Cello heran, und er spielte jetzt, hatte ich den Eindruck, gerne. Das Problem ist bei Streichinstrumenten einfach, daß lange Zeit nichts schon wirklich klingt; bei einer Gitarre kann man wenigstens auf Akkorde ausweichen und dann das Gefühl haben, man habe das Instrument bereits etwas im Griff. Was ja nicht stimmt, sondern man schlägt nur Akkorde an. Bis man die Gitarre als Melodieinstrument spielen kann, vergeht genau so viel Zeit. Es wäre alles ganz anders, käme mein Junge einmal von sich aus und fragte, ob wir jetzt üben könnten. Aber es ist ja wahr: „Er ist achteinhalb! Er ist ein Kind! K e i n Kind fragt, ob es üben darf, wenn es statt dessen spielen kann.“
Egal.
Jedenfalls radelte ich dann noch in die Bar und schüttelte dem Profi das Herz aus, der irgendwann einfach fragte: „Und finanziell?“ und einmal wieder half.

Es geht immer noch um den >>>> horen-Umschlag, außerdem um einen angemessenen Titel. >>>> Woods hat sich noch nicht gemeldet, ich hab noch drei Motive von Max Ernst herausgesucht und werde mich einmal mehr auch noch bei >>>> Zazie umschauen. Die anderen Verlage, bei denen ich in diesem Jahr Bücher publiziere, mußten wegen Anzeigen angeschrieben werden; von >>>> Jesse, wegen AEOLIA, kommt momentan keine Rückmeldung; ich habe ja nicht einmal mehr mein Handexemplar, weil ich es meinem Freund D.B. zum Siebzigsten geschenkt habe; und ich weiß nicht, wie weit die neu vorgenommenen Bindearbeiten jetzt sind.

Nein, es geht mir nicht gut heute morgen.

17.39 Uhr:
Bis eben an den >>>> horen-Korrespondenzen gesessen, vor allem wegen des Umschlagbildes einer Architektur von >>>> Lebbeus Woods, das ich Tammen, dem edierenden Redakteur, vorgeschlagen habe und von dem er sofort begeistert war. Auf meine Anfrage per Kontaktformular kam aber noch keine Antwort, was imgrunde kein Wunder ist, da Woods’ Website weltweit freqeuntiert wird. Also Versuche, über die Architekturmuseen einen direkten Kontakt zu bekommen, vielleicht sogar übers Telefon.
Dann weitergemacht mit DER ENGEL ORDNUNGEN; auch da nach einem Cover-Motiv geschaut und mit Anselm Kiefers >>>> „Lilith am Roten Meer“ s e h r fündig geworden. Auch zu Kiefer Kontakt aufzunehmen versucht, deshalb. Weitere Korrespondenz und Telefonate, so verging der Tag in nahezu unentwegtem Gespräch, unterbrochen von meiner kleinen Radtour zur Cellolehrerin, dem Unterricht dort und auf dem Rückweg von dem Einkauf des Fisches (zwei Meeräschen, ein Seehecht), den ich gleich Am Terrarium zubereiten will.
Ich breche von hier jetzt auf.

Wegen meines neuerdings entstaubten Cass-Walkmans habe ich ein „neues Projekt“ in Angriff genommen: nämlich will ich mich von Cass1 bis Cass 600nochwas durch sämtliche Cassetten hören, die ich habe. Es geht jetzt gleich los. Mit Laurie Anderson.

43 thoughts on “Arbeitsjournal. Mittwoch, der 27. August 2008.

  1. Meere eine voyeuristische sicht auf den roman (wie auf alle romane) ist natürlich völlig verfehlt. aber, ich fürchte, dagegen bist du machtlos. diese vorgeschichte wird noch lange mitgelesen werden.

    wie bei natonek “kinder einer stadt” (1932) – ok, das hatte sich 1933. aber jeder leser der damaligen generation wußte zuerst über den skandal und dann erst über das buch bescheid. das wird mit meere die nächsten 15-20 jahre nicht anders sein. erst wenn dieser dumme hype sich sozusagen historisch erledigt hat, wird der text vorurteilsfrei gelesen werden können. aber jetzt ist dieser prozeß halt in jedermanns hinterkopf und da natürlich auch nicht herauszubekommen.

  2. Rezensenten Ärgern Sie sich nicht, Herr Herbst. Anscheinend desavouirt die Argumantation dieses Rezensasters sich selbst. Denn sowohl mit der Ununterschiedbarkeit von fiktionalen und realen Personen als auch mit der angeblichen Banalität der Geschichte ist es so eine Sache…
    Ich erinnnere mich, dass vor fünf oder mehr Jahren eine neue Sau zwischen Buchdeckeln durch die Feuilletons getrieben wurde, ‘Abstieg vom Zauberberg’, eine eher mies geschriebene Einkleidung des deutschen Literaturbetriebs. Nun, wie banal die Stories dort sind, wissen Sie selbst. Doch plötzlich brachte man die untrennbar real-fiktionalen Figuren mit der altgedienten Kategorie des ‘Schlüsselromans’ zusammen, und schon war das Machwerk geadelt.

    Anders gesagt: Wenn ein Kritiker flicken will, dann findet er auch das Zeug, an dem er’s tun kann. Wenn er’s partout nicht will, weil der Autor sein Saufkumpan, Gläubiger oder Parteigänger ist, dann drückt er alle Hühneraugen zu.

    Ich für meinen Teil habe Meere mit Gewinn gelesen und prompt weiterempfohlen.
    Nicht vergessen: Es gibt mitunter eine beträchtliche Fallhöhe zwischen Lesern und Rezensenten!

    1. @ Wegggucker nein, unverschämt war meine äußerung eigentlich nicht. zumal ich mich weder auf einen hrn. stein noch auf die fragliche rezension bezogen habe, die ich in der tat nicht kenne. – ich bezog mich lediglich auf ein beispiel, das ich kenne.
      mein punkt war: rezensionen sind kein grund zur aufregung (mit ganz wenigen ausnahmen, die wirklich unmenschlich zu nennen wären). was ich über rezensenten im allgemeinen sagte, gilt, das könne Sie mir glauben. denn ich kenne des dilemma auch aus der anderen, der rezensenten-perspektive.

      “es gibt keinen Unterschied zwischen privaten und fiktionalen Literaturgestalten”

      das ist nun Ihrerseits echter unfug, denn dann gäbe es ja keinen unterschied zwischen sog. realität und literarischer fiktion. oder sprachen Sie von “privaten Literaturgestalten”? was sollten aber diese sein?

      darf ich Sie übrigens bitten, jede weitere spekulation über mein gefühlsleben einzustellen? danke.

      @ turmsegler

      das ist ja nett gedacht. aber wer oder was legitimiert denn eine indiskretion erzählerisch? wenn nicht der autor selbst?

  3. Bitte genau Sie müssen nicht verlinken, aber bitte lesen Sie genau!

    Selbstverständlich kann man sich als Autor so viel, wie man will, an realem Geschehen für Romane bedienen. Mein Einwand war: Wenn man intime Indiskretion (auch nur gegenüber einer literarischen Figur) begeht, muss sie erzählerisch legitimiert sein. Das ist meine Meinung. Was daran moralisch oder gar dumm sein soll, kann ich nicht erkennen. Und dass allein dieser Einwand aus einer Besprechung, die deutlich die Qualitäten des Textes anspricht, einen Verriss machen soll, geht mir noch weniger ein.

    Bevor hier noch andere in Unkenntnis kommentieren, sollten sie den fraglichen Beitrag lesen und sich selbst ein Bild machen.

    Schließlich: Wo kämen wir hin, wenn wir in der Auseinandersetzung um Literatur
    nicht mehr ehrlich sein und unsere Meinung äußern könnten, ohne damit die persönlichen Verbindungen zu kappen? Das ist das Todesurteil vorab für jeden Diskurs.

    Dann schmore künftig jeder für sich in seiner Soße. Freunde sind keine Klaqueure!

    1. @ turmsegler Ich habe meere auch gelesen. Sogar zweimal, schon damals vor dem prozess und habe mir das neue buch jetzt auch noch besorgt. Über den prozess bin ich auf den dschungel aufmerksam geworden und lese seitdem immer wieder mit. Deine kritik, turmsegler, an meere finde ich falsch, da hat anh recht, sauer zu sein. Du sagst ja auch, dass künstlerisch nichts daran auszusetzen ist, sondern du hebst es in den himmel. Aber du kritisierst das private, und da finde ich eben, dass das in eine kritik nicht gehört. Und auch dann nicht, wenn es stimmen sollte. Ich finde auch, dass es zwischen fichte und anh wahrscheinlich gewaltige ähnlichkeiten gibt, trotzdem ist fichte nicht anh. Aber selbst wenn er es wäre, würde das keine rolle spielen, dann wäre es eben ein autobiografischer roman. na und? ich bin aber weder fichte noch mal anh real begegnet, und vielleicht ist das für dich deshalb anders. Aber wieso soll das für andere leser auch so sein und deshalb ein grund für eine künstlerische kritik? das ist dann doch dein privates ding und nicht das von anh. allerdings habe ich das damals gut verstanden, dass jemand das buch verbieten wollte und das auch geschafft hat, ich hätte das vielleicht auch so getan an ihrer stelle. Unterm srich bleibt meere aber für mich eine der ganz wenigen liebesromane, die mich überhaupt mal richtig ergriffen haben. Nein das ist überhaupt kein alltagsplot. Wenn die menschen so lieben würden, so bis in die selbstzerstörung hinein, sähe es für uns alle besser auf der welt aus, das kannst du mir glauben. Dann wären sie nämlich wirklich fähig, zu lieben. Ich habe übrigens mit anh manchmal auch so meine schwierigkeiten, aber bei meere eben überhaupt nicht. Das ist einfach nur ein geiles, aber auch furchtbar trauriges buch.

  4. @ ANH Hier standen bis eben ganz viele kritische Kommentare von dem Heimlichen Weggucker, auf den sich auch Aikmaier bezogen hat. Das ist als Gegenargument jetzt ganz sinnlos zu lesen. Haben Sie die Kommentare Wegguckers gelöscht? Das würde ich unangemessen und auch falsch finden. Im Anti-Herbst finde ich sie auch nicht. Auf einen wollte auch ich kurz eingehen. Das geht jetzt nicht mehr, obwohl ich meine Antwort zu formulieren angefangen habe.

    1. Sorry, das war ich selber, weil ich es einfach zu peinlich fand, jemanden zu antworten der sich über eine Kritik aufregt die er gar nicht gelesen hat und da ich das Buch nicht kenne ist es vielleicht besser, wenn wenigstens einer sich raushält der eigentlich gar keine Ahnung hat um was es eigentlich geht

    2. komisch wie sich das jetzt alles überschneidet aber gut, dass du das sagst, ich wollte nämlich auch grade mit was ansetzen und dann war dein kommentar nicht mehr da. Mir geht es aber wirklich nicht darum, jemandem zu verbieten, was zu schreiben, echt nicht. Ich finde aber, wenn jemand was veröffentlicht, dann muss er auch reaktionen akzeptieren und widerspruch. das gilt doch hoffentlich nicht nur für die schriftsteller, sondern auch für kritiker. Das finde ich an blogs so viel besser als an zeitungen, wo die leute beinah ungestraft reinschreiben können, wonach ihnen grade die lust ist. Ich finde aber, dass der turmsegler alles recht hat, seine kritik zu schreiben, und er kann da reinschreiben, was er will, aber ich von mir aus habe dann eben auch alles recht, zu sagen, das ist eine unangemessene perspektive. Er, nicht anh, schaut durch ein schlüsselloch. das finde ich so unangenehm. Er hat das am anfang seiner kritik selbst eingestanden. Und wundert sich dann, dass sein blickfeld das eines schlüssellochguckers ist. He, weggucker, das müsste doch gerade dir einleuchten, oder?
      Die kritik, um die es geht, ist echt leicht zu finden, da muss anh nichts verlinken.

    3. @ peregrinus stimmt. das ergibt keinen sinn mehr. meins bleibt aber trotzdem stehen, “ästhetik des fragments” und der kram…
      allerdings ist mir der weggucker eine frage schuldig geblieben. naja, war ihm wohl auch zu peinlich zu antworten.

      schließlich: wenn man alles und jeden kritisieren darf, dann doch wohl auch rezensionen, oder?

    4. Aber Sie sagen doch, oder schreiben, dass sie die gar nicht gelesen haben oder etwa doch?
      Was war denn die Frage?

    5. darf ich Sie übrigens bitten, jede weitere spekulation über mein gefühlsleben einzustellen?

      das war aber nicht die Frage…und wenn dann
      meine Antwort

      aber natürlich

    6. @allgemein. Ich habe bisher nichts mitbekommen, weil ich anderweitig beschäftigt war und auch noch bin. Aber ich will mich mit der Sache auch gar nicht mehr befassen. Deshalb wäre es mir lieb, wenn jeglicher weitere Kommentar zu der Angelegenheit unterbliebe. Ansonsten werde ich von diesem Arbeitsjournal die Kommentarmöglichkeit wegklicken.

      [Trotzdem: SabineA, willkommen. Sie sind die, die sonst immer unter n u r “Sabine” kommentiert hat. nehme ich an, etwa >>>> hier?]

    7. @ anh @ oinos ja, bin ich. Aber wenn sie die kommentare wieder anonym zulassen, will ich lieber wieder nur als sabine kommentieren. Das a hinter meinem namen nervt, aber “sabine” war als nick schon belegt. Deswegen hab ich mich ja schon vor den zwei monaten nicht registrieren lassen. Okay nun hab ichs doch gemacht. Aber es wäre einfach schön, wenn sie wieder normale kommentare zulassen würden. Ihr dschungel ist dann einfach lebendiger und witziger und wahrscheinlich auch ehrlicher, auch wenn das anders aussieht. Natürlich weiss ich nicht was die anderen dazu meinen.

      @ oinos: Laventes sucks.

    8. @Sabine. Momentan werde ich die allgemeine Kommentarfunktion ganz sicher noch n i c h t wieder öffnen; dazu wird mal wieder zu sehr geschossen. Aber ich weiß ja nun, wer Sie sind, und andere werden das auch wissen. Da kommt es auf ein A wirklich nicht an, das zudem doch noch für >>>> das Aleph steht. Nehmen Sie’s einfach s o. Es würde mir fast Freude bereiten, Sie >>>> Ulrike zu nennen.

    9. @Sabine Ich finde die anonyme Kommentarfunktion unterscheidet sich nicht von der Registrierten, was die Qualität anbelangt, ob nun jemand ehrlich, ernsthaft, kritisch oder Jagd auf Epigonen macht, der treueste “Kritiker” ist wie wie man sieht auch angemeldet! Aber ich hätte diese Funktion auch gerne wieder aktiviert, man kann sie auch spielerisch sinnvoll benutzen…

  5. meere da man hier jetzt anscheinend wirklich nur noch kommentieren darf wenn man registriert ist, hab ich das endlich auch mal hinter mich gebracht. obwohl ich das wirklich schade finde. es wird alles so unlebendig wenn diese fakes und verschiedenen masken fehlen. aber ich will was zu meere schreiben, weil mir das mit dem buch wie der salome gegangen ist. es ist mir voll egal, was kritiker darüber schreiben, für mich ist das unter den deutschsprachigen romanen einer der bewegendsten, die ich je gelesen habe. und zwar einfach deshalb weil er so vollständig geöffnet ist. vielleicht kann das ein männlicher leser gar nicht richtig nachfühlen, was das bedeutet, sich so aufzumachen. manchmal finde ich so was noch bei philip roth, aber das ist eine andere generation und immer ein ganz anderes umfeld. das hat aber auch diese intensität.
    mir fällt auf, dass jetzt viel weniger frauen hier schreiben. wo sind feelia, diotima und die anderen? liegt das am registrieren?

    1. 1. weil er etwa eine Generation früher geboren wurde
      2. hingucken (d.i. genau lesen, was geschrieben wurde) hilft

    2. Oh gott Profi

      Du bist kein Profi…

      du kapierst ja gar nix….

      dass es zwischen Einbahnstrassen
      und dem Onanierverbot in der Weststadt
      einen Unterschied gibt..

  6. Eine Rezension… ….. sollte eine kritische Würdigung des Textes sein, und eine Beurteilung der Qualität des Textes enthalten. Die Qualität des Textes, das Handwerk ANHs an sich lobt Herr Stein in seiner Rezension über alles. Die kritische Würdigung ist allerdings eine sehr subjektive geworden. Ich frage mich, wieviel subjektiv Eigenes in einer Rezension ausformuliert werden darf/kann/soll. In seinem dritten Absatz sagt Herr Stein sehr genau, welche Fragen ihn schon vor dem Lesen des Buches beschäftigten, vor diesem Hintergrund (kann ich mir zumindest vorstellen) schrieb er seine Rezension. Wen dem so ist, kann ich das noch nachvollziehen, aber dann hat Herr Stein nichts anderes getan, als etwas hochzukochen, was schon seit Jahren abgekühlt ist, oder er hat einfach versucht, sich diese Fragen selbst zu beantworten. Solch eigenes Moralempfinden gehört aber definitiv nicht in eine Rezension. Das, was ich überhaupt nicht verstehe, ist, dass die eigene Problematik, in einem Werk eine Ähnlichkeit zwischen Autor-Ich und Protagonist festzustellen, diese nicht auseinanderhalten zu können, letztendlich als Grund angegeben wird, dieses Buch nicht zufriedenstellend schließen zu können. Diese erstaunte Frage: „also schreibt Herbst über Herbst?“… kann ich vor der Vermutung des eigenen Wissens Benjamin Steins um dieses Buch nicht nachvollziehen. Tatsächlich liest sich die Rezension so, als ob Herr Stein dieses Buch vorher, auch in seiner ersten Fassung, nie las.
    Sich auf den Inhalt eines Textes wirklich einzulassen, trägt auch das Wissen um die eigene Erwartungshaltung, die sich im Laufe des Lesens des Textes eigentlich immer nur wieder revidieren kann, in sich, wenn man sich denn wirklich auf den Text einlässt, ihm Zeit gibt, sich im eigenen Empfinden entwickeln zu können.
    Was mich an Rezensionen so häufig stört, ist die Tatsache, dass der Rezensent diese Erwartungshaltung immer erfüllt sehen will, wird sie das nicht, wird das Buch als nicht zufriedenstellend definiert. Diese Tatsache sollte ein Rezensent berücksichtigen und kritisch würdigend ausformulieren.
    Das hat Herr Stein aber nicht getan. Eine solche Liebesgeschichte als „Allerweltsplot“ hinzustellen, und eine Wendung, Wandlung oder das Gewähren einer Karthasis für die Protagonisten innerhalb der Geschichte zu erwarten ist nichts anderes, als die eigen gefühlte Erwartung zu schildern. Auch die Thematik Herrn Steins, den Inhalt von Meere dem heimlichen Lesen eines Tagebuches gleich zu bewerten, ist sein eigenes Empfinden.
    Diese Geschichte ist für mich definitiv alles andere als ein Allerweltsplot. Sie ist für mich eine der schönsten Liebesgeschichten überhaupt. Eine solche Liebe so zu leben, sich ganz und gar darauf einzulassen, und am Ende die Dinge so zu sehen wie sie im Augenblick des Erkennens einfach sind, braucht keine Karthasis, denn die beiden Protagonisten lieben. Eine Schlange, die sich häutet, wird durch die Häutung niemals eine andere.
    Die Frage, die ich mir jetzt stelle: „Wieviel Subjektivität darf in einer Rezension ausformuliert werden?“… und wie will man um alles in der Welt die Verletzung einer Intimsphäre (auch eines Protagonisten schrieb Benjamin Stein) künstlerisch legitimieren. Was ist dann mit den ganzen Filmen, in denen die Darsteller sich dazu bereit erklären, ihre Figur in ihrer Intimsphäre verletzen zu lassen. In wie vielen Büchern hätte dann im Einband die Rechtfertigung des Autors stehen müssen, mit welcher er schon vorher begründet. Legitimation findet übrigens immer von unten statt, sie wird gegeben, in diesem Fall von demjenigen der liest. Rechtfertigte ein Autor sich schon vorher für die Verletzung der Intimsphäre eines seiner Protagonisten, wäre es nichts anderes als das Vorsetzen einer für den Lesenden notwendig erscheinenden Fachkompetenz, damit dieser sich in seinem Weltbild nicht ganz und gar erschüttert wiederfindet. Legitimieren kann ein Autor die gewollte Öffnung der Intimsphäre seiner Protagonisten nicht, muss er auch nicht, sie gilt allein dem künstlerischen Anspruch, den er an sich stellt. Wenn man das jetzt immer erwartete, würde jeglich künstlerisches Ansinnen aller Regisseure, Maler, Bildhauer, und Schriftsteller, ja aller Künstler, auch der Fotografen schon im Ansatz erstickt.
    Ich wiederhole das gern noch einmal. Für mich ist und bleibt „Meere“ eine der schönsten Liebesgeschichten. Hier wird sie gelebt. Diese Liebe, von der sich die Menschen nicht eingestehen wollen, dass sie sie auch gern einmal genauso erleben möchten. Sie verweigern sich der doch so sehr gewollt fühlbaren Intensität und lesen den Inhalt dieses Buches weg. Hinsehender Weise weglesen… gerade das können viele Menschen sehr gut. Hinzu kommt, wenn jemand noch niemals aus Liebes- und Lebenswut gevögelt hat, versteht er diese Geschichte sowieso nicht. Das muss man berücksichtigen.

    1. Aber Herr Herbst will nicht dass man hier etwas schreibt,
      mir scheint sie hören nicht auf ihn, es scheint sie lesen
      nicht was er schreibt….

      kurios übrigens, eine Kritik an einem Text ist subjektiv,
      ein Lob nicht

    2. “Die kritische Würdigung ist allerdings eine sehr subjektive geworden”

      “Eine Rezension sollte eine kritische Würdigung des Textes sein, und eine Beurteilung der Qualität des Textes enthalten”

      Das klingt irgendwie nach DDR tut mir leid

    3. Aber ich hab es nicht geschrieben, das ist ein Unterschied.

      Merken sie was. Sie schreiben was, es wirkt auf mich, sie
      schreiben so war das nicht, dass sind ihre Ohren und
      ich sage, aber sie haben es geschrieben und das ist
      es was Texte mit uns machen, verstehen sie. Wir lesen
      etwas und wir lesen es mit allem was wir sind und da
      gibt es kein falsches und richtiges lesen, da gibt
      es nur ein lesen und wenn Herr Stein es so liest und
      seine Eindrücke schreibt ist es sein gutes Recht

    4. Ich verstehe voll und ganz, was sie lesen und hören. Ich spreche Ihnen dieses Recht nicht ab und Herrn Stein sprach ich dieses auch nicht ab. Mir geht es um die Frage, welchen Grad Subjektivität in einer Rezension erreichen kann/darf, ohne persönlich werdend zu klingen. Einen Text mit entsprechender Qualifizierung zu bewerten, hat immer die erlernten Grundlagen dieser fachlichen Qualifikation in ihrem Grund, deshalb eignet sich eine solche Bewertung mit einer solchen Grundlage immer sehr gut zu einem wirklichen Austausch. Etwas anderes ist es, seine eigenen Empfindungen in Bezug auf den Text so zu formulieren, dass sie eben zu rein persönlichen Anmerkungen werden, damit wird dem Entstehen können eines fruchtbaren Austausches schon die Basis genommen, weil eben jeder so liest wie er liest, weil jeder so sieht, wie er sieht, so hört, wie er hört, und so empfindet, wie er empfindet. Das klingt… liest sich dann gerade so, wie wir das eben gemacht haben.

      Irgendwie klingen sie ein wenig auf Krawall gebürstet… haben Sie dieses Buch gelesen?

    5. ggg
      ich bin sicher nicht auf Krawall aus, so ein Quatsch…
      ich habe das Buch nicht gelesen, ich spreche ja
      auch gar nicht über das Buch, sondern über
      das seltsame Verhalten nach einer ziemlich
      ehrlichen Kritik und ich empfand die als ehrlich,
      zumal Herr Stein Herrn Herbst doch nicht feindlich gesonnen
      ist, ganz im Gegenteil, ich glaub der hält ganz große Stücke auf ihn,

    6. @Der Heimliche Weggucker
      ich habe das Buch nicht gelesen, ich spreche ja auch gar nicht über das Buch, sondern über das seltsame Verhalten nach einer ziemlich ehrlichen Kritik
      Wenn Sie das Buch nicht gelesen haben, wissen Sie gar nicht, ob die Kritik “ehrlich” ist.

      @Herbst
      Entschuldigung, ich habe Ihren Wunsch nicht respektiert (vorausdenkend bei Turmsegler kommentiert).

    7. Wer glaubt denn das im Ernst? Niemals wird Herbst die Kommentare hier löschen, sondern das ist doch ganz offensichtlich, dass das hier alles eine einzige public relations für seinen Roman ist, wahrscheinlich auch schon die Rezension von dem Herrn Stein, von dem man schon lange weiss, dass er und Herbst die Köpfe zusammenstecken. Wahrscheinlich denken die, wenn hier genügend diskutiert wird, kaufen die Leser alle den Meereroman, und umgekehrt macht Herbst Werbung für die Erzeugnisse von einem B. Stein, bei dem übrigens auch ein Herr Perkampus erscheint. So blöd ist doch wirklich keiner auf so billige Tricks reinzufallen. Klar ist der Turmsegler seriös. Genau so seriös wie Herbst, der sich mit gefakten Nicks immerzu sein eigenes Lob schreibt. Na logisch. Das sind beides Fundamente der Seriosität, der Stein und der Herbst.

    8. Josef Hugo – (Gähn)

      Das ist die Ewige Wiederkehr des Gleichen!

      Wenn Sie alle in diesem thread für Deppen halten, gut. Aber behalten Sie’s für sich und spielen Sie nicht immer den Volksaufklärer. Das langweilt…

      o

    9. Ebenfalls gähn… weil das hier die gleiche ewige Wiederkehr ist! Darum gehts doch grade. Aber wenn oinos das so besser weiss, dann kann mir oinos vielleicht erklären, warum Herbst alles hier stehen lässt? Er kann es doch löschen. Tut er aber nicht. Ich werde dieses Meere nicht mal mit Gummihandschuhen anfassen, will mir keine schmutzigen Fingerspitzen holen von dieser klebrigen Sorte epigonaler Macholiteratur.

    10. @ksklein zu Lavantes. Nicht sauer sein, bitte, aber ich hab den letzten Quatsch von Lavantes gelöscht. Deshalb steht Ihre Replik jetzt ein bißchen sinnlos in der Kommentar-Landschaft. Aber es wurde mir allmählich wirklich zu viel. Andererseits will ich mich aber auch nicht nötigen lassen. Das ist jetzt einfach ärgerlich. Ich habe momentan für sowas überhaupt keine Zeit und bitte um Nachsicht.

  7. Wieder Turmsegler und Meere. Trotz ANHs Bitte. VERSCHOBEN

    Ich weiss momentan nicht, wo ich das sonst unterbringen soll: Es gibt einen Gedanken beim TURMSEGLER,den ich mehr als nur diskussionswürdig finde. Er hat fast metaphysisches Ausmass, so beeindruckend ist er. Ich möchte das aber gerne hier im Dschungel und nicht dort zur Diskussion stellen. Der Turmsegler >SCHREIBT: “Wenn man einen Menschen oder eine literarische Figur (ich mache da keinen Unterschied) seiner Intimsphäre beraubt, wie es hier geschieht, möchte ich das künstlerisch legitimiert wissen.” Ich frage mich, wie man eine literarische Figur, die ja nicht ist, einer Intimität berauben kann, die auch nicht ist. Ist das dann vielleicht die Intimität des Lesers, der sich mit einer Figur identifiziert hat? Oder ist es eine ‘wirkliche’ Intimitätsverletzung? Was wäre denn überhaupt eine Legitimierung einer solchen Verletzung? In dem Roman ist die Schilderung, wie ich das lese, der Intimitäten ja nötiger Ausdruck für die sinnliche Besessenheit des Paars.

    @ANH. Könnte man vielleicht eine Rubrik zur Diskussion solcher Fragen einrichten? Und nebenbei möchte ich gerne wissen, ob die >MALOS-Geschichte weitergeht oder ob ich meine zusammengestellten Kapitellinks jetzt verwerfen kann?

    1. Schade dass man es im dunklen nicht lesen kann, sonst hätte es
      sich wirklich gelohnt. Aber diese Buchkritik ist grandios, als hätte sie Kurt Schwitters geschrieben.

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