Na Tokáni. Die Balzhütte. 10.06. 2008. Paul Reichenbach wandert.

„Oft entwickeln sich auf der Balzhütte beim Klange der Gläser und beim Gesange unter den Besuchern angenehme Unterhaltungen. So fand ich einmal an einem schönen Frühlingstage fremde Offiziere und fidele Studenten mit einheimischen Bauernmädchen, ein anderes Mal junge Pechsiederburschen mit vornehmen Damen in Seidenkleidern und Glaceeleder- bespannten Händen bei einer Gitarre und Zither tanzen. Daß es auch der umgebende Wald ist, der viel dazu beiträgt, die Fröhlichkeit zu vergrößern, ist begreiflich.
Jeder scheint sich hier glücklicher zu fühlen als anderswo, jeder seinen Kummer und seine Sorgen vergessen zu haben !”(aus einem Wanderführer von 1864)

no-go-area. Was für ein dämlicher Ausdruck einer selbsternannten „Linken“ für manche Gebiete in Ostdeutschland in denen sich Fremdenfeindlichkeit, wie jüngst in Sachsen, sogar in Wahlergebnissen widerspiegelt. Da wird die Sächsische Schweiz, eine einzigartige Landschaft auf eine Weise zur Tabuzone und zum Sperrgebiet erklärt, die nun wahrlich nichts für die rund 10% Idioten kann, die in ihr leben und fleißig ihr Kreuzchen bei der NPD machen. no-go-area, Boykott ändert nichts, stigmatisiert und verschließt, statt zu öffnen.

Das Morgenlicht funkelte in der Kirnitzsch. Sonnenkringel staubten zwischen Sträuchern und Bäumen als wir vorigen Freitag eine große Wanderung, 30 km hin und zurück stellten wir am Ende fest, von >>> Hinterhermsdorf durch den Nationalpark „Sächsische Schweiz“ grenzüberschreitend in die Böhmische Schweiz, zur Balzhütte unternahmen. Schluchten, Sandsteinfelsen ränderten den gut ausgeschilderten Weg. Fast nach jeder Biegung Bilder, wie Caspar David Friedrich sie malte. Wir sind im ehemaligen Jagdgebiet des Fürsten Kinsky, der die Felsenlandschaft zugänglich machen ließ und hier Gäste aus aller Herren Länder zur Jagd empfing. Friedemann Bach, um seinen allzu autoritären Vater auszuweichen flüchtete hier her, und zog als eine Art praemoderner Aussteiger, ungebunden und wild, mit Zigeunern durch das Gebiet zwischen Böhmerstrasse und >>>> Oberer Schleuse. Die kinskyische Jagdhütte ist heute eine Gaststätte in der wir, die Beine waren müde von den ersten 13 km, sehr gut aßen. Böhmische Küche natürlich. Sie Gulasch mit Knedli, ich eine Knoblauchsuppe und Weinkraut mit kasslergefüllten Kartoffelknödeln. Zwei Bier und eine Cola gegen den Durst, zwei türkische Kaffee, ein Stück hausgemachten Johannisbeerkuchen, das wir uns teilten als Dessert. Beim Zahlen hatte ich einen kleinen Moment ein schlechtes Gewissen, denn 13 Euro, mehr nicht, fand ich fast zu günstig. Mit vollem Magen wandert sich’s schlecht stellten wir beim Rückweg fest. Nach ca 3, 5 Stunden, die Füße voller Blasen, sahen wir vor uns wieder das idyllische Hinterhermdorf liegen, mitten dem Dorfplatz prangte hochgehängt, an einem Laternenpfahl, ein NPD- Wahlplakat mit dem Slogan „ Höchststrafe“. Für wen, das konnte ich, weil keine Brille auf der Nase, nicht lesen. Ob das mir als Fremden galt oder der herrschenden CDU, es sind ja Schwarze, wer weiß…

Wahlergebnisse zum Kreistag für die Stadt Sebnitz zur der die Gemeinde Hinterhermsdorf gehört: CDU 55,5%, Die Linke 14,8%, NPD 12,3%, FDP 6,1%, Grüne 2,4%, Freie Wähler 2.1%

no-go-area ist angesichts solcher Wahlerfolge der NPD einfach die falsche Antwort. Das Gegenteil ist richtig, meine ich. Hinfahren, die Landschaft geniessen, zuhören und reden ist allemal die bessere Alternative, statt bekümmert und verbockt den Ignoranten zu spielen.

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