Versarbeit ff im Arbeitsjournal des Donnerstags, dem 16. Juni 2016: Die Brüste der Béart, 13.


[Arbeitswohnung, 9.25 Uhr]

Seit sechs auf, gleich an die Béart.
Knifflig: sapphische Strophen zwischen die „freien“ Verse stellen: / – / – / – – / – | / –
/ – / – / – – / – / –
/ – / – / – – / – / –
         / – – / –

(…)
Giselle!s, Josephine!n später und Estelle!, ach Estelle!s
elisabethanische Haltung | lesbisch undinen
die Ideologeme der Jana! in der Du Dir mich
unter dem flachen canadischen Mond nahmst
wie eines Käfers im Moos auf dem Rücken
wehrlos‘ Verharrn, da er träumt vom Entfließen:

Denn aus dunklem Rauschen erging da | als wie
taub er hilflos strampelnd dort lag, ein Rufen
das die irre Panik entspannte und ihn
         schließlich befreite.

Er ward Mensch (und Mann als ein solcher) | Unkerf
war die Kindheit um, und die Ohnmacht fiel von
ihm als Jüngling ab, denn Du hobst ihn an zu
         Dir Idealen,

die, Béart, ihn fortan beseelte | aber
an sich festband auch und den auserwählten
Frauentyp fixierte, ja überblendend
         realisierte:


in einem Mädchen | Sabine! so rief ich mit sieben
rief ich mit vierzehn Christine! | seitenlang die Ältere an
rief Hanna! mit zwanzig, als aus der Milch | da war ich vierzig
लक्ष्मी heraufstieg Wie Perlen auf ihrer Haut warn die Tropfen
(…)

Immer deutlicher nun setzt diese Arbeit die Versfolgen der vor zehn Jahren erschienenen >>>> Aeolia fort. Ich liebe es, solch weite Bögen zu spannen. Schon dort freilich schlug sich das Altersthema an, wenn auch noch nicht auf dem Gong.

Heute wird gelaufen, mal wieder. Ein Sonnenzwischenregentag, herrliches Blau. Was auch Lust auf diesen Gedichtzyklus macht; seltsam, wie intensiv helle Tage in die Arbeit leuchten, sie von innen-s e l b s t leuchten lassen. Je älter ich werde, so mein Eindruck, desto intensiver erlebe ich den Zusammenhang. Zudem „darf“ ich heute wieder Wein trinken, der Ranhadam ist vorüber. Meine Ernährung habe ich ja bereits in den letzten Tagen wieder normalisiert, nachdem das Planziel erreicht war. Prinzipiell soll es aber bei nicht mehr als zwei Mahlzeiten täglich bleiben, einer kleineren mittags, einer guten am Abend. Und dazu – W e i n.

Außerdem geht mir die Müll-Erzählung nicht aus dem Kopf. Ich müßte mich nur durchringen und die ersten beiden Sätze hinschreiben. „Ich hatte den Eindruck, daß er lebte. Dabei ging es recht harmlos los.“ Alles weitere würde fließen, ohne daß ich konstruieren müßte. – Vielleicht in der kommenden Woche. Denn für Erzählungen brauche ich eine ziemlich rigide Routine mit ebenso rigiden Vornahmen: morgens ab halb sechs bis vormittags elf, jeden Tag drei Seiten. Zum Beispiel. Und davon durch nichts abweichen lassen (— abweichen: was ein Wort!).

Also.
Einen nächsten Brotteigling kneten. Weiter mit Béart. Laufen sodann. Mittagsschlaf. Nachmittags mit der Löwin >>>> Atelierbesuch, danach Treffen mit der Dichterin S.. Und am Abend Billard für zwei Stunden.
Lockerer Tag. Aber auch in phaläkische Verse ohne die Zweifüßler der Strophenenden will ich mich hineinfinden:

/ – / – – / – | / – / –
/ – / – | / – / – / –
Zwischen den gewählten Versformen und dem Text-selbst soll es allerdings semantische Zusammenhänge geben; andernfalls wäre die Form pure Artistik.

***

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