Solang es noch den Lustmord gibt.

Hat die Menschheit nicht verloren.

(CDXLXX).
[Evolution & Menschmaschine (1).]

12 thoughts on “Solang es noch den Lustmord gibt.

  1. und solange wir das schiff untergehen sehen vom festen lande aus, bewirkt es das bewußtsein des festen landes, wohl wissend, daß ohne schiffe kein handel stattfindet und die wirtschaft nicht floriert. da aber das leben weitergehen muß, wird das plakative der mordlust in lustmord umgewandelt und dem voyeuristischen anheimgegeben. das heimelt mehr, als die auf den mord erpichte lust, und macht die lust zum ziel. in der freizeitindustrie findet nichts anderes statt. darum geht die menschheit sich selbst verloren.

    1. Neue Überlebensstrategie Zur Freizeitindustrie: Lust wird zum Wettbewerb oder besser Lust entsteht in zunehmendem Maße nur durch Wettbewerb. Eine Umwandlung von Mordlust zu Lustmord als Überlebensstrategie, eine Lust auf Messers Schneide zu sitzen um Zeit zu schinden weil ein “direkt über die Klinge springen” nicht hilft und der Wirtschaft auch nichts einbringt. Und wer hat jetzt das Ei gelegt?

    2. @ read An; “Wow” für die Formulierung! “auf Messers Schneide zu sitzen um Zeit zu schinden weil ein “direkt über die Klinge springen” nicht hilft. (!!!)

      I’m blue-green with envy! 🙂

    3. @read An Dazu würde ich auch in ihrer Richtung antworten: Der Aphorismus ist undialektisch, bzw. Er hängt in der Dialektik 1. Ordnung fest.
      Tatsächlich ist jeder Mord ein Lustmord. Sogar das “banale” Töten, wie bei Littel. Es gibt nur verschiedene Grade der (technologischen) Entfernung und Vermittlung des Lustmotivs. So gesehen war auch der Mord an den Juden ein Lustmord, nicht für den einzelnen Handelnden, aber in Gesamtheit, weil auch Rassismus in seinem Grund nichts anderes ist, als ein Vitalitätssymptom, ein Verdrängungsaffekt. Jemanden zu verdrängen, ihn umzubringen oder ihn physisch oder psychisch zu deklassieren (dabei spielt es keine Rolle, ob das Opfer selbst Lust dabei empfindet oder nicht) Lust ist Belohnung des Daseins. Und dieses Dasein muss sich energetisch, physisch, sexuell, politisch, rassistisch behaupten. Die überlegenen Rasse spürt Lust an ihrer Überlegenheit.
      Und auch wer einmal Kriegsszenen gesehen hat, wie irakische Terroristen Mörsergranaten abschießen, dass dann auf Video festhalten und dann ihre Gebete adrenalingepeitscht sprechen – das ist Lust, das ist aufregend und abenteurlich. Die Atombombe ist dann der letzte Lustmord.
      Die Menschheit hat sich bisher über die Belohnungsmechanismen der Lust im Dasein behauptet. Lustmord an der Natur. Lustmord untereinander. Und sie ist nun in eine Phase eingetreten, wo diese Lust sich gegen sie selbst kehrt.
      Auch das sogenannte freie Begehren, als Lustgestaltung oder Lustinneneinrichtung der postmodernistischen Mentalität, ändert eben nichts daran, dass es Spitz auf Knopf steht, wenn es hart auf hart kommt, oder eben wer zuerst den Kopf drückt.
      Alles andere ist heute – wie sie richtig vermutet haben Vorabendprogramm, kleines Fernsehspiel, oder Spätschicht auf Pro 7
      Deshalb stimmt eben auch nicht der Verdacht, der von mir beschriebene Vektor – würde die Lust bedrohen. Nein, er bedroht sie nicht, er nimmt sie auf. Sie gehört zu ihm.

    4. @femme Ja, und ich behaupte, dass die Re-Integration durch die Mimese, oder eine künstlerischen Lust-Angst-Praxis nicht dazu beiträgt, unsere Probleme zu verstehen.
      Pasolini ist längst in Hollywood angekommen. Wie eigentlich alle Mythen und Sagen irgendwann in Hollywood ankommen. Über diesen Umweg wird das alte Lust-Angst-Spiel in die Festplatten kommender Generationen übertragen.
      Und ich behaupte noch weiter, dass diese zirkuläre Einspeisung der Mythen nicht verstanden werden kann, wenn man sie selbst künstlerisch praktiziert. Weil Praxis eben einen hohen blinden Anteil hat.
      Ich sage aber nicht, dass Hollywood böse ist, sondern erkenne es ebenso als Technik an, welche die Reinstallierung der LUST-ANGST Wechselwirkung als Daseinsbehauptungsspiel sicherstellt. Aber es ist dann eben Technik, und keine Kunst, die einen emanzipatorischen Anspruch erhebt.
      Insofern sind für mich alle Künstler, die heute das Spiel Dionysos vs Apoll, Gnosis vs. Emphase etc… spielen, keine Künstler sondern Techniker und damit Funktionäre des Vektors, was wiederum kein Vorwurf ist, sondern nur eine Feststellung.
      Was Kuinst aber in meiner Vorstellung heute sein könnte: Wirklichkeitswissenschaft, die sich dem oben genannten bewusst ist.
      Es geht mir nicht um Ablehnung, sonder um Ergründen. Verstehen.

    5. @femme100tetes & Ifone @ femme100tetes: Mann, Mann, Mann haben Sie diese Diskussionen erweitert! Ein enormer Zugewinn! 🙂 Schade dass jetzt aber wieder die “Herren Technokraten” in der Alien, Spcies usw. Diskussion fehlen! Ist doch ein interessantes “Welterklärungsmodell”! Nicht umsonst sucht man verzweifelt nach dem verschollenen “Erotiktisch” der Großen Katharina. Interessantes Mobiliar, um das noch kurz zu erwähnen!

      @Ifone
      Die Lust muss sich aber ständig einen neuen Motor zur Empfindung suchen!
      Dabei ist doch die Lust, ein von der Natur gegebenes näturliches Prinzip. Sie war der Motor! Sie schreiben doch: “Lust ist Belohnung des Daseins.” Für eine technologisierte Heutewelt trifft das absolut zu. Vorher war es aber andersrum: “Lust war die Vorausbelohnung zum Daseinswillen!”

    6. @ Ifone; Wirklichkeitswissenschaft. Wie soll diese “Kunst” dann aussehen? Bestünde sie in Bewusstwerdung, dann wären Sie ein Künstler zu nennen, da Sie nichts anderes tun, als “den Vektor” bewusst zu machen. Hat diese “Kunst” auch eine Praxis? Oder setzt Sie der “hohe blinde Anteil” (??) in die glückliche Lage, diese “Kunst” rein kontemplativ zu nicht-betreiben?

      Wichtiger wäre noch die Frage: Wie ordnet sich Ihre “Kunst” in die Ihnen allgegenwärtige Daseinsbehauptung ein (sei sie nun praktisch oder Nabelschau)?

      Und versuchen Sie mal, mir im Hinblick >>>> darauf zu erläutern, wie das Bewusstmachen eines determinierten Laufes in die Zukunft “emanzipatorisch” sein soll.

      PS.: Nein, >>>> Pasolini ist nicht in Hollywood angekommen; vergleichen Sie nur einmal seine Medea mit einer CG-Schlacht à la Troia oder 10.000 B.C., bevor Sie urteilen!

      @ read An
      “Mann, Mann, Mann” ^^
      Aber Du hast Recht: Mich würde auch interessieren, wie die “Herren” sich zu der >>>> Kritik am Fortschritt, die diese Filme transportieren, verhalten.
      Vielleicht locken wir sie ja noch in den Kaninchenbau… …

    7. @ die Praxis, Femme findet ja hier bereits statt, zum Teil, als Dialog.

      Die andere Praxis ist eben eine des Verstehenwollens von Zusammenhängen und Gemeinsamkeiten und des sich Darüberaustauschens, wie ich es mir selbst vorgeschlagen habe. (Am Ende argumtiere ich hier nur und kann und will ja auch niemanden irgendwie überreden.) Also ich habe zum Beispiel gesagt, dass es nicht reicht, sich der Wissenschaft und der Technik als Ästhetik oder ästhetischer Applikate zu benutzen. Aus denen man dann wieder nur Ästhetiken produziert. Sondern hier zum Beispiel fand bereits ein kleines Frageantwortspiel mit Steppenhund statt, der darauf aus seiner Praxis als Programmierer berichtete. Ich will hier gar keinen Kunstbegriff definieren. Aber ich glaube, dass beide Seiten, Wissenschaft/Technik und Kunst/ in ihrer Praxis blinde Flecke als auch Formen erfolgreicher Wirklichkeitskonstruktionen beinhalten. Wenn man die gemeinsam befragt, kommt man möglicherweise zu einem Verständnis des Vektors.
      Emanzipation hieße: Sie im Kontakt über die blinden Flecke der Praxis ebenso aufzuklären wie über die teilweise “wirklichkeitskonstruierenden” Halluzinationen.
      Also mit blindem Fleck meine ich immer ganz platt: Egal wo ich stehe, den Ort unter meinen Füssen kann ich nicht sehen.
      Ich habe schon einmal angedeutet dass auch Wissenschaftler in ihren Entdeckungen heimliche “Schönheitsrezipienten” sind.

    8. @ femme, Daseinswillen Gut, auch diese Präzisierung wirkt natürlich auch heute – also die Vorrausbelohnung zum Daseinswillen – die Präzisierung nehm ich an. Warum sollte sie heute auch so nicht mehr wirken.

    9. Tässchen Tee? Bin gerade selbst mal in den Kaninchenbau abgestiegen, zur Teegesellschaft.
      Mein Fazit: Die Wissenschaft sucht den Faselhasen (Stein der Weisen), unterdessen baut sie Hüte (Erfindungen/Technik), die den Kopf recht kleidsam finden. (Ja, genau richtig rum gelesen!) Tick Tack. Siebenmal Schlaf, was bleibt ist die Zeit und drei benutzte Teetassen aus denen ein jeder genippt hat. Niemand mehr da, der frägt: Wer zum Teufel ist Alice?!

    10. @read An: Toll. “Wer zum Teufel ist Alice?” Eine der besten Repliken, die ich hier bislang gelesen habe.

      Alice, so lang sie noch lebt, sieht den Mond, der nicht Trabant ist. Und träumt.

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