scanzare (vgl. gestern – eher mit s, aber entspricht dennoch einer gewissen Aussprache; aus dem Wege gehen, vermeiden, ausweichen): den Gang zur Post (Gas und Strom) abermals, obwohl das der sich wieder kumulierenden Arbeit in die Quere kommt. Die Idee, morgen in aller Frühe rasch hinunterzuhuschen. Die Bitte um Bezahlung. Spinnennetze dessen, was vorteilhaft wäre zu tun und sich am Anblick dieser Vorteilhaftigkeit erfreuen, ohne sich in die Fliege verwandeln zu wollen, die darin sich verfängt, auch wenn sie es gerade dadurch tut, daß sie die Spinne gewähren läßt. Aber ich glaube nicht, daß Fliegen etwas ausrichten können gegen Spinnen. Also, es obwalten gewisse Naturgesetze, denen Gedankengespinste nicht unbedingt gehorchen wollen. Anarchie ist machbar, Herr Nachbar, der ein ebensolches Schemen, wie die Vorstellung von Vorteilhaftigkeiten, denn es gibt zumindest im Hof niemanden außer mir. Bleibt das Ostello, nunja. Wird sich ja am Wochenende füllen mit jungen Leuten (die neulich erwähnten ‘Tanzleute’) aus ganz Europa (Ninno, der erst heute kam, meinte, es kämen so um die 150 Leute nach Amelia, nachdem er, ich weiß nicht warum, von seiner Rente erzählte, die hoch sei, und den Komplikationen mit der Steuererklärung… keine Ahnung, wie er es geschafft hat, mit unter 60 in Rente zu kommen… bißchen Neid verspürt (weil mich eine Hungerrente erwartet, weshalb ich so lange wie möglich zu arbeiten habe, und ich auch kräftig alles tue, um fit zu bleiben, was nichts anderes heißt, als schnell noch zum Weinkeller (denn falls er nicht kommt…) und zum Tabaccaio (was mich wieder für nachmittäglichen Tee untauglich macht: gestern hielt die Mutter der vor längerem erwähnten nunmehr 3 Monate alten Selena neben mir auf der Straße an (solche Gespräche sind üblich, selbst wenn die anderen Autos dahinter in der Gasse warten müssen), meinte, ich solle doch mal zum Tee vorbeikommen (gut, ich werde den Moment zu finden wissen)). Dann ab dem 2. Juni ein ins Philosophische gehendes Festival: Ciclopica: Gespräche über die Themen der Welt. Wird eine Woche lang dauern (hab’ sogar 30 Euro gespendet, als man bei FB ein Crowdfounding hierfür startete, als der Erste, denn es ist alles gratis während des Festivals). Es gab lohnenswerte Beiträge im letzten Jahr, etwa zur Geschichte des Islam im Verhältnis zu Europa. Der Platz oben am Dom war voll. Protagonist ein Algerier, ein Soziologe (nachgeschaut: Khaled Fouad Allam hieß er, lehrte in Triest). Bedankte mich hinterher noch persönlich für seinen unparteiischen und sehr rationalen Beitrag. Ein paar Tage später starb er in Rom. Insofern ist jedes Weiterschreiben ein Leugnen dessen, was man so Vorteilhaftigkeit nennt. Wie vielleicht auch hier in diesem Gedicht der Amelia Rosselli, zu dessen Übersetzung ich mich gestern durchgerungen, einfach um mal auszuprobieren, wie sie klingen könnte im Deutschen. Der Text durchaus so prosaisch, wie ich ihn wiedergebe:
“Ich verspielte meine letzten tausend Lire für eine
Straßenbahn, die nicht im Morgengrauen abfuhr, sondern
seelenruhig gegen sieben Uhr abends mit der vagen
Verheißung, als erste anzukommen. Aber als ich
partout auf mich selbst verzichten wollte und
darauf, zu den Ersten zu gehören,
die um sieben Uhr abends ankommen, schickte
mir das einen Kopfschmerz, der selbst die Ameisen sterben ließ
und die Preise des Abends. Und wußte nicht, wie’s weitergehen sollte.”
(Io giocavo le mie ultime mille lire su d’un / tram che non partiva all’alba ma partiva molto / calmamente verso le sette di sera con una vaga / promessa d’esser lui il primo ad arrivare. Ma se / io volevo assolutamente fare a meno di me stessa / e di quel mio bisogno d’arrivare fra i primi alle / sette di sera, allora mi recapitava un tal / mal di testa da far morire le formiche, da far / morire i prezzi della sera. E non seppi continuare.)
ok, die dümmsten Fehler sind hoffentlich berichtigt…