Eine kleine Ballade aus der Zukunft.

Es war frühmorgens, und ich stand
rauchend auf der, die noch schlief, Allee
am Regen, der klatschte wie See,
rauschend wie Wind auf dem Land,

auf den Asphalt und über die Platten
des Bürger-, des Bordsteins, den Kopfstein.
Müde sann ich. Ließ mich sein
in des Morgens letztem matten

Kunstlicht an der Mietshauswand.
Es welkte nahbei ein altes Papier
in einer Pfütze am Fahrbahnrand
und leuchtete mir.

Ich schritt durch den Regen, nahm’s auf.
Es standen ein Datum vom nächsten Jahr
und morsche Verse der Sehnsucht darauf
und daß der Verfasser traurig war

und erkrankt, und er werde bald sterben.
Sieben Strophen, nicht mehr; von dem Kant
des Blatts troffen Tränen, dem herben
Rauschen ganz gleich – und wie Sand

zerfiel es, zerfielen die Verse,
zerfiel das Papier, als mich die Tram,
zum strömenden Regen traverse,
kreischend herausriß, und klamm

sah ich auf und sah den Verkehr
und sah mir zurück in die Hand.
Zwischen den Fingern war naß verbrannt
nur noch die Kippe, nichts mehr.

7 thoughts on “Eine kleine Ballade aus der Zukunft.

  1. Wie man lebt. Die täglichen Fiktionen. Weil doch alles – Zeit Mensch Stein – Zettel in einer Kiste sind die jedes Keuchen aufschreckt. Zerblättert, zerfleddert. Aber wahr und haftig und schön. Diese Ballade.

  2. ein sehr heikler Versuch mit Reimen zu übersetzen Petite Ballade du Futur

    C’était tôt le matin, et je me tenais
    fumant dans l’allée encore endormie,
    tel le ressac de la mer, la pluie,
    fouettant comme la bise les blés

    éclatait sur l’asphalte, se brisait
    sur le trottoir, sur les bordures, sur les pavés.
    Las je rêvais. Je me laissais bercer
    par l’éclairage matinal, délavé,

    qui s’attardait sur l’immeuble d’en face.
    Je vis alors presque fané un vieux papier
    au bord de la chaussée dans une flaque
    et son reflet me parut familier.

    J’avançai sous la pluie, m’en emparai.
    C’était de l’an dernier, la date en faisait foi
    et plein de nostalgie, de vieux vers sans apprêt
    étalaient de l’auteur le désarroi

    malade, disait-il, sa mort était probable.
    Sept strophes, pas plus ; et des bords
    de la feuille gouttaient des pleurs aussi forts
    que l’averse – et comme le sable

    elle se mit à glisser, les vers s’effacèrent
    le papier se défit, lorsque le tram
    coupant l’averse par le travers
    m’arracha tout à coup à mes alarmes

    trempé, je levai les yeux vers la rue
    puis replongeai le regard vers mes mains.
    Entre les doigts je ne tenais plus rien
    que le mégot brûlé, humide, rien de plus.

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