Kunst ist präzise. Dem Über(v)sinnlichen, das nicht präzise,
gäb es das, sein könnte, sperrt sich ihr Handwerk, maniera, Gestaltung
aus einer denkenden Hand, | unautomatisch das Wort kalkuliert,
wieder und wieder verworfen, belauscht, neu gesetzt, bis sich ausspricht,
was man bewußt | nicht sagen kann – | wie wenn’s sich aufbäumt
gegen die Form, die’s beengt. | Nun macht’s euch da sogar glauben,
wo seine Schönheit ganz fehlt: in entsinnlichten Werken, in harrschen,
grausam abstrakten beschwört es sie d o c h – dem Unnennbaren gleich,
den (v) keiner lästere… innen errichten sie’s, richten es auf:
weil es so fehlt. | Stünde es bloß, | man verkaufte die Blöße
um den Gebrauchswert, verkaufte es aus… | dünnte es, schminkte,
machte es wie eine Prostituierte erschwinglich, und süß
spreizt sie sich elendig auf – | unwillentlich, und für jeden.
Was mich so ungläubig macht? | Daß diese Frau nichts mehr rettet.
Angerotzt wird sie am Haar gezerrt, bis ihr die Kopfhaut reißt, dann
schmeißt man das schreiende Weib als ein votziges Restding zu Haufen
müllwärts der Ärmchen und Bäuche gedunsener Kinder,
Israels Lendchen, des Libanons Händchen, es liegen die Schenkel
aus dem Irak. | Halb der (v) Orient recycelt uns so.
Da ist rein gar nichts harmonisch. – Über(v)sinnliches? Wo?
Jammer allein ist, wir nehmen ihn, sehen nicht fort, sehn ihn an
und wir verleihn, ihm die Stimmbänder schulend, ihm Sprache
und einen Klang, | wie wenn er plötzlich voll Sinn wär, als würde
sinnvoll für etwas krepiert, das es lohnte. Das wird’s aber nicht.
Wir aber drehen es, bis sich allmählich die Schönheit herausdrückt.
Darum ist Kunst ein Entsetzen am Grund. | Braucht darum Schönheit.
Darum (v) ist sie drum schuldig und Schuld insgesamt ein Begriff
jeder Kultur. Und ihr Irrtum: was n i c h t ist zu fühlen – hybridster
Einspruch, die kühnste Entgegnung, empört und barmherzig. Durch Kunst.