Arbeitsjournal. Sonntag, der 10. Juni 2007.

5.02 Uhr:
[Arbeitswohnung. Isang Yun, Erste Sinfonie.]
Um 4.31 Uhr mit dem 4-Uhr-Weckerklingeln hoch, l e i c h t hoch, da ich bereits um 23.30 Uhr lag; aber eine halbe Stunde braucht’s von drüben nach hier dann d o c h mit Anziehen, Einpacken, Herradeln, den latte macchiato bereiten, während die Computer hochfahren. Bin aber voller Arbeitslust und hatte Lust auf Neue Musik, was immer, gerade so früh am Tag, ein Zeichen ist, daß ich in einer Arbeit tief drinstecke. Ich mag dann entweder Alte oder eben Neue Musik hören – interessant die enge Verbindung, die mein Unbewußtes da zu ziehen scheint, und ich kann das (Musik hören) jetzt sogar bei einer lyrischen Arbeit, was vor einem Jahr noch ganz ausgschlossen gewesen ist; ein Zeichen, daß sich jetzt auch das Unbewußte und nicht nur der Wille in die mir gegenüber der Prosa ganz neuen Formen eingelebt hat.
Guten Morgen. Leider hat das gestrige (kurze) Gewitter und nächtlicher Regen es draußen abkühlen lassen. In der Arbeitswohnung steht die Luft allerdings nach wie vor und konserviert mir die schwere Wärme, die ich, anders als der empfindliche Nietzsche, beim Arbeiten so schätze.

Von >>>> Ricordi, >>>> RHPP’s Musikverlag, kam eine Anfrage zur Rechteeinräumung wegen der >>>> Vertonungen; offenbar werden nun die Partituren gedruckt. Was mich selbstverständlich sehr freut.

Ich muß Ihnen noch zur >>>> Sizilischen Dichterschule schreiben. Es ist ausgerechnet am Hof des von mir verehrten >>>> Friedrichs II gewesen, wo das Sonett, das nun in der Stromboli-Dichtung eine solche Rolle spielt, erfunden wurde. Das hat mich, als ich das las, dann d o c h baff gemacht: wie >>>> die Dinge innerlich* zusammenhängen, und daß man sie offenbar spüren kann, ohne sie schon zu wissen. Immer wieder: dem Instinkt folgen.

Also weiter mit >>>> AEOLIA.

9.41 Uhr:
[Monteverdi, Madrigali sui testi del Tasso.]
So, bin im Finale, für das ich gerne sämtliche bislang verwendeten Versformen ineinander verschränken will: tiefe Motiv-Arbeit, in den Motiven w ü h l e n d e Arbeit – d a s hätte ich gerne. Und wie wichtig es war, >>>> wirklich auf Stromboli gewesen zu sein! Nie sonst wäre mir der Irre eingefallen, der morgens vor der Abfahrt auf meine Jungen und mich so hartnäckig und dauerhaft eingeredet hatte, als wir auf die sehr sehr verspätete Ankunft der Fähre warteten… Das bekommt nun Bedeutung, das und er selbst.

Rasieren und hinüber zur Familie ans Sonntagsfrühstück. Text stell ich später ein.

22.40 Uhr:
[Am Terrarium.]
Hab ich >>>> nachmittags getan. Ansonsten Familientag, Babies, der Junge, ein kleiner Ausflug hinaus. Spätabends noch der Geliebten aus AEOLIA vorgelesen und merke, mit welchem Ton das Gedicht trägt. Manches wird noch zu tun sein, hie und da ist eine allzu gängige Wendung fortzunehmen umzustellen, aber das ist alles sehr wenig – und die Motive werden n o c h enger zu verschnüren sein; Komposition ist das Richtmaß; wo andere, dachte ich eben, von ’schönen Bildern‘ schwärmen, möchte ich die durchgeabeitete F o r m favorisieren, die in die Bilder führt und in AEOLIA sogar erzählt. Es ist der nächste Schritt weg von der Verfilmbarkeit einer Dichtung. Ich will die Verfilmbarkeit nicht.

Für das Finale: Rückkehr in >>>> das vertikal gespiegelte Doppel-Sonett des Beginns, ABER: langsam sich entwickelnd, nach Art eines Kanons, könnte man sagen. Das Schema werde ich morgen entwerfen. Es wird Zeit, denn der Text will sein Ende.

Etwa so:

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…. nein, hab jetzt keine Lust, das zu schematisieren. Guck noch einen Film vielleicht, im Netz, dann geh ich schlafen.

Gute Nacht.

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