Winde/Vulkane (AEOLIA-GESÄNGE 29). Fortsetzung. Stromboli (41).

(…)

der kam vor der Abfahrt, als wieder Wind kam: (11)
noch stand die Sichel nicht wieder: kein Mond (10)
den er heranblies als Barke – drin wohnt (10)
ein Empfangnes, und es wiegt sich ganz langsam – (11)

w a r schon Doch auch keine Lava floß mehr (10)
die Sciara hinab Kam kein brodelndes Schrein (11)
noch vom Berg, wie als Aeolia kam Kein Stein (11)
mehr flog Keine Feuerfontäne schoß quer (10) –

still war es wieder am Hafen Ich stand (10)
und harrte der Fähre seit fünf, den Abschied (11)
im Rucksack, sehr, da diese Nacht verschwand (10)

Noch glommen die Lampen durch das Dunkel (11)
des Neumonds, als der irre Mann, gekniet (10)
in irre Wut, erschien und ins Gefunkel (11)

(- v v – v v – v v – vv – v v – (v):)
brüllte, ein alter, von der Schlaflosigkeit aus dem Hause Getriebner,
und von dem Mangel vielleicht, und von Spürsinn – er ahnte womöglich,
daß dieser Ausbruch des nachts unterm Neumond normal nicht gewesen,
sondern Verheißung gewesen und Firmung des alten Vertrages
war, den der Geist mit der Erde geschlossen – so dachte ich später;.
Feuer mit Luft und dem Meer; und er spürte den Nachen genau,
daß er auch u n s meint, für uns fährt, noch immer; nicht Aufklärung, Technik
nicht, noch ironisches Abwehren schlägt seinen dunklen Rumpf leck.
Wem soll ich’s sagen? Wer lacht mich nicht aus? Und er brüllte erneut,
schimpfte auf Mensch und ufficio, das immer noch zuwär, um sieben,
spie schon um sechs aus, ganz rasend allein lief er an gegen Türen,
nahm mich am Anfang nicht wahr, sondern nahm zu der Bar die paar Stufen,
schlug gegen Glas, wollte trinken, verrückte auf dem Emporchen
Tische und Stühle – dann sah er mich endlich und kam, immer weiter
schimpfend, herüber und schimpfte erbittert auf m i c h ein, als ob ich
selber nicht wartete, selber nicht hier so ganz unsinnig stünde
selbst nicht ein Irrer wie er wär, fantasmagebeutelter Narr,
der es verstand und begriff, als er hochwies und brabbelnd aufs Meer wies,
nach Strombolicchio sodann und erneut auf den Berg, der nun schwieg,
(- v v – v v – | ´- v v – (v v – v):)
und auf die Sichel des Monds, die noch nicht war –

die erst würde nachts drauf, wenn die Winde (11)
heimgekehrt wären wie ich, und die Bark, (10)
heimgekehrt dann auch die Alte, im Sarg (10),
über das frische Grab und die Gebinde (11)

der Macchia leuchtete, und leuchtete (11)
dem fruchtbaren Mädchen, das vom Vulkan (10)
um halb acht – da langte die Fähre an – (10)
abstieg und sich die Lippen befeuchtete (11)

mit Tau, wo sie, die ersten Pflanzen, wieder (11)
wuchsen unter dem lebenlosen Stein. (10)
Fast wie ein Tier, so glücklich kam sie nieder. (11)

Fast wie ein Mensch, stand sie am Grab und weinte. (11)
Es müsse noch jemand am Krater sein: (10)
Das ging sie melden, später, doch verneinte, (11)

daß sie ihn näher kannte.

>>>> AEOLIA-GESÄNGE 28/Stromboli 40.

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