Selbstschädigende Dummheit des Patriarchats. Bamberger Elegien (59). Dritte Elegie. Überarbeitung zur ZF.

Grundüberlegung dessen, was vielleicht daz u herauszuschälen ist:
Die Dummheit des Patriarchats liegt in den Müttern, nämlich daß es nicht sieht, daß s i e die eigentliche Gefährdung männlicher Positionen sind und nicht etwa die ihrer Dynamik nach aggressive Schönheit. Man formuliert, um sie zu bannen, Formen der femme fatale, also distinkte Körper, die man sich, etwa durch ihre Vermarktung, zu unterwerfen versucht und zugleich (>>>> auch ich selber, ja!) idolisiert, übersieht aber ganz, daß die eigentliche, das Männliche* Unterminierende von dieser Schönheit gar nicht kommt. Denn sie ist ebenso distinkt wie der Wille, wie ein Ziel, wie ein Feind, wie etwas, das sich erjagen läßt. Deshalb ist die Distinktion aller Schönheit als sichtbar Konturiertes dem männlichen Prinzip nahest verwandt**. Nicht so das weibliche, mütterliche Prinzip: sein Element ist die Ungeschiedenheit, sind Dämmerung und Wärme (Thomas Mann spricht, leicht geekelt, über den Ersten Aufzug Walküre, von der Kuhstallwärme der Musik), Vereinigungen, Ent-icht-heiten wie die Mutter-Kind-Duade, wenn noch ein Ich gar nicht ist. Zu denken an die frappante Fähigkeit der Mütter, zu spüren, wenn es ihrem Kind nicht gutgeht, und als hätte sie selber Hunger, erwacht sie nachts, da hat sich der Säugling noch gar nicht gerührt, aber w i r d sich gleich rühen. Ein Mann hingegen schläft weiter und merkt nichts. Kann er auch nicht, denn e r ist n i c h t in der, sagen wir, ‚großen Verbindung‘. Aber wird in sie sozial hineingewoben. Die Kuhstallwärme füllt schließlich die ehelichen Wohnzimmer g a n z. Und ist kein Mann mehr, nur noch Frau; sie kann unterdrückt sein, wie sie will, imgrunde bestimmt s i e. Es ist ein heimlicher Kastrationsakt, in den sich der Mann, der ein Heim baut, entweder freiwillig begibt; dann w i l l er „heim“ und zurück in die Mama. So riechen denn die Küchen. Und/oder er wird hineinverführt und merkt‘s gar nicht recht. Aber plötzlich hat er „Aufgaben“… Und hat, da liegt die Dummheit (oder doch zumindest Naivetät), die Müttermacht selbst restauriert. Deutlich ist das in offen-patriarchalen Gesellschaften, etwa in südmediterranen, in denen Frauen auf eine im Vergleich mit Nordeuropa sehr viel offenere Weise unterdrückt, zugleich aber Mütter heiliggehalten werden. Da kommt es dann s c h o n vor, daß der zu spät heimkehrende Mann draußen vor der Tür schlafen muß. Erbärmlicher kann sich Machtverlust bei gleichzeitiger öffentlicher Macht-Behauptung, einer ziemlich leeren Zurschaustellung, gar nicht gestalten. Alle Gefahr, die von der distinkten Schönheit auch nur irgend einer Amazone wie der femme fatale ausgeht – Triebgefahr, Rauschgefahr, Verlust der männlichen Übersicht, das sogenannte Denken mit dem Schwanz -, ist dagegen n i c h t s.
Es könnte sein, daß die Brutalität primitiver bzw. ordinärer Männer ein unbewußter Reflex gegen genau diese schleichende Vereinnahmung durch Kuhstallwärme ist. Und zwar auch und gerade dann, wenn diese einfach strukturierten, meist dummen Männer sie selbst hergestellt, das Weibchen also an den Herd gezwungen haben, wo es sein Strahlen verliert, das die Mütter aber auch gar nicht mehr brauchen. Vielmehr: Es hat seine Zwecke erfüllt. Und verläßt die Distinktion ihrer Schönheit wieder.

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[*) Achtung! Männlich/Weiblich: Hier wird s y m b o l i s c h gesprochen. Es wird von S t e r n b i l d e r n gesprochen, also von Konstellationen, >>>> Konfigurationen. Sie durchziehen als Allegorien die Menschen; doch die Menschen – als distinkte Subjekte – sind gar nicht gemeint. Wir sind, in dieser Hinsicht, Hüllen; modern gesprochen: Träger von Informationen außerhalb unserer selbst.
**) Freilich wird sie oft zu einem matriachalen Zweck eingesetzt; sie ist dann Waffe und als solche ein Vorschein; nicht aber als Phänomen-an-sich, also als ihre Erscheinung. Dieser Begriff spielt völlig zu Recht auf die göttliche ‚Natur‘ der Schönheit an.]

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