Arbeitsjournal. Sonntag, der 28. Januar 2007.

5.19 Uhr:
[Berlin. Am Terrarrium. Monteverdi, Marienvesper.]
Mit Katanga in der >>>> Marienvesper gewesen, noch zwei Bier getrunken, dann in die Kinderwohnung heimgeradelt, wo der Laptop wartete; den und paar Kleinigkeiten zusammengepackt und in die Wohnung der Geliebten weitergeradelt, wo aber alles schon schlief. Mit der Marienvesper im Ohr bin dann gleich auch ich eingeschlafen; heute morgen sind die Augen vertränt, ich scheine im Schlaf geweint zu haben.
Die Inszenierung war von derart Nahem – wir saßen in der siebten Reihe – eine andere als die, die ich am letzten Sonntag von der vierzehnten Reihe aus sah; szenisch ist diese ein bessere Platz, da sich das Bild zu einem-insgesamt formt, was bei den näheren Reihen in Details auseinanderfällt. Dafür bekommt man dort diese Details eben auch mit, und nicht immer sind sie schön; etwa daß man (sehr wenigen) Sängern ansieht, daß sie nicht recht mitspielen mögen, oder sie haben einfach kein schauspielerisches Talent. In den innigsten Momenten, da sich in dieser Inszenierung die Menschen berühren, ist das schade. Sitzt man weiter zurück, fällt es nicht auf.
Aus diesem Grund und ähnlichen Gründen wird es mir immer schleierhaft bleiben, was Leute dazu bringt, so viel Wert auf nun auch noch die e r s t e Reihe zu legen; zum einen zerfällt einem da die Akustik, zumal wenn man vor den, sagen wir, Celli zu sitzen kommt oder gestern abend, erste Reihe links außen, direkt unterm Kontrabaß; zum anderen sieht man, bei Opernauffühungen, der Darstellern das Make up vom Gesicht spritzen… auch nicht grad doch, was man will.
Dies nur als Meditation in die Frühe. Ich geh jetzt auf der Straße meine Morgenzigarette rauchen, danach geht‘s an ARGO ÜA EF zur ZF weiter.

5.57 Uhr:
Tauwetter draußen, wiewohl es kalt ist. So werd ich nun doch morgen nicht mit meinem Jungen rodeln können. Das hat gestern die Familie des Freundes, bei dem er fürs Wochenende ist, getan. Mich schmerzt das immer ein bißchen, wenn er ein ‚erstes Mal‘ mit anderen erlebte… so gern wäre i c h in diesem Winter das erste Mal mit ihm rodeln gegangen.
Tropfen fielen von den Balkonen aufs nasse Pflaster; es klätschelte eben draußen überall. Ich dachte über die Ideen nach, die Katanga mir, nach der Oper gestern abend, wegen Der Dschungel nahelegte. Er hat wirklich, muß man sagen, P l ä n e. Die Zugriffszahlen Der Dschungel und ihr Google-Ranking bedenkend, sind sie nicht recht abweisbar; zumal nicht, wenn ich sie – was ich bisweilen als notwendig erachte – in ihren Strukturen noch verfeinern und drüber hinaus ausweiten will. Das bräuchte eine ganz eigene Software, und Katanga deutete gestern abend an, daß er genau daran sitze. „Aber ich weiß, daß ich dich davon erst noch sehr überzeugen muß, daß ich dich dahin rüberziehen muß.“ – Näheres erzähle ich Ihnen später, wenn alles gediehen und eine Entscheidung getroffen sein sollte, die mir momentan noch etwas Bauchschmerzen macht.

Auf der Straße begegneten mir zwei junge Männer, deren einer Frack und Zylinder trug; der andere hatte ein Fantasie-Wams an. Die beiden wirkten nicht verkleidet.
Auch das liebe ich an Berlin.

9.13 Uhr:
[Berlin. Küchentisch. Monteverdi, Marienvesper/Combattimento di Tancredi e Clorinda.]
Nach einem kleinen Frühstück mit der Geliebten, vorher war Babykuscheln angesagt, bin ich jetzt in die Väter-WG. Die Aufnahme mit dem MiniDiscPlayer ist gut geworden; allerdings hat sie nicht ganz die Fülle der DAT-Aufnahmen und ist vor allem in den Höhen etwas spitz. Aber da kann ich mit Steinberg drübergehen und werd das gleich auch tun. Dann mach ich mit ARGO weiter; muß dann nebenbei einige Dateien auf DVD und CD-ROM brennen, um Festspeicherplatz zu gewinnen.

Gibt man, seh ich gerade, bei Google nur „Marienvesper“ ein, finden sich Die Dschungel im gesamten bereits an 18., gibt man „Marienvsper Jacobs“ ein, bereits an 8. Stelle. Es wird der Tag kommen, da wird nicht mehr >>>> zitierend geschrieben werden „Alban Nikolai Herbst, FAS“, sondern „Alban Nikolai Herbst, Die Dschungel“. Was Pressestimmen insgesamt anbelangt, wird es allmählich geraten sein, mich wegen Der Dschungel an den Opernhäusern zu akkreditieren und nicht mehr, weil ich für diese oder jene Zeitung schreibe. So viel zur Präsenz, die Katanga solche weitgehenden Gedanke macht.
Übrigens ist der Staatsopern-Server gerade tot; probieren Sie die Links deshalb später noch einmal.

22.59 Uhr:
[Berlin. Küchentisch.]
Bin eben drüben fortgefahren, um ins Netz zu kommen. Ich fühle mich wirklich völlig gehandicapt, wenn ich meinen normalen Arbeitsabläufe, zu denen unbedingt Die Dschungel gehören, nicht nachgehen kann. Also werde ich heute wieder hier übernachten, um auch morgen früh den online-Status zu haben. Jedenfalls werden wir in der Wohnung drüben nun einen Anschluß legen lassen; ich habe deutlich gemacht, wie wichtig das für meine Abläufe ist – gerade auch jetzt, wo wieder der Stalker „stulli“ in Der Dschungel tanzt. Ich werde ihn übrigens von nun an kommentarlos löschen, egal, was er scheibt; vorhin hab ich das mit einem Beitrag bereits getan, der so weit ging, eine meiner theoretischen Überlegungen öffentlich mit Joachim von Ribbentop zu assoziieren, den er süffisant „den Weinreisenden“ nannte. Es hat weder ernstlich noch polemisch Sinn, auf stullis Kommentare noch zu reagieren. Ebenso wenig ist in irgend einer Weise klar, was dieser Mensch eigentlich will. Vergessen wir ihn also, Leser.
Der Tag war insgesamt nicht für die Arbeit gemacht. Es gab sogar noch eine schließlich ergebnislose Irrfahrt ans Ende des dunklen und verregneten Berlins, eine Stunde brauchte ich, um zu der abgelegenen Adresse zu finden, von wo ich einen ersteigerten Wickeltisch abholen wollte. Ich fuhr durch armtiefe Pfützen, hing in einer Sackgasse fest, die definitiv keine Wendemöglichkeit hatte, schon gar für einen Kleinlaster, und als ich endlich ankam und zu dem Haus ging, dessen Hausnummer ich in der Erinnerung hatte, war es ein falsches. Wiederum hatte ich meine Unterlagen hier auf dem Küchentisch liegengelassen. Der Wagen war für nur für zwei Stunden gemietet, er sollte um 19 Uhr zurückgebracht sein. Obendrein wußte ich keinen Nachnamen, weil dieses Netz die Unart hat, daß die Leute immer nur mit ihren Vornamen unterschreiben, wenn sie nicht überhaupt nur einen „Nick“ benutzen und einen sowieso immer gleich duzen. An dreivier Häusern klingelte ich, es war völlig vergeblich. Fluchend schob ich dann wieder ab. Daß mich der Verkäufer zwischendurch übers Mobilchen anrief, bekam ich nicht mit, weil der Klingelton noch ausgestellt war; die Geliebte will kein Telefon und kein Telefonklingeln, es belästigt sie; also stell ich den Ton zuhause aus und denk dann später oft nicht mehr dran, ihn wieder einzustellen.
Ansonsten nur an dem Ton rumgebastelt und auch das ohne gutes Ergebnis; zwar hab ich ein Profi-Tonstudio auf dem Laptop, aber genau das ist auch der Haken: Ich bräuchte einen Lehrgang, um es wirklich zu verstehen, geschweige zu beherrschen. Und um mich da einzwei Wochen einzufuchsen, hab ich keine Zeit; es bliebe sonst zu viel anderes liegen.
Müde.

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