Der Wellen Professorennot.

Nun also meldet sich auch das philologisch-Germanistoide, etwa in der Esslinger Zeitung, wohin so etwas wohl auch gehört:
Herr Stefan Kirster, seines Zeichens in Gräbern und an der Uni unterwegs, was ja bisweilen dasselbe ist, wirft mir in einem inspirierten Artikel „sexuelle Kraftmeierei“ vor, weil ihm offenbar die Sache mit dem Dös’chen zu schaffen macht. Armer Mann. Daß die Wellen von Trauer sprechen, hat er offenbar nicht bemerkt, vielleicht auch nicht richtig gelesen, sonst wäre ihm doch, wie etwa seinem Kollegen Kühlmann, die motivische Arbeit bemerkbar geworden. Aber nein. Es beschattet die alte Angst vor dem Inhalt die erkannte Form … zumal Angst vor Pornografie eine davor ist, das ausgesprochen wird, was man gerne geheimhalten möchte,
vor der eigenen Ehefrau zumal.
Nun ist ein Aspekt von Literatur aber gerade
Offenlegung… nein, nicht von Privatem, sondern Allgemeinem, Wirkendem, das sich in scheinbar Privatem verbirgt. Oder sollte es so sein, daß unser Herr Kirster Fantasien nicht hat … sagen wir: abwehrt, um es psychoanalytisch auszudrücken? Und entweder (Paglia, → 123), weil „Abscheu stets irgendeine Abweichung oder Abwendung vom Mütterlichen“ anzeigt oder weil die Arbeit des Sublimierens unsern Herrn Kister zu heftig schmerzte und schmerzt. Denn (wiederum Paglia, 537):

Sexualität ist immer, auch in ihrer perversesten Form, implizit religiös. Der Sexus bildet das rituelle Verbindungsglied zwischen Mensch und Natur.

Da liegt, denke ich, im Pfeffer der Hase. Das Dioynsische entbinden, bedeutet, sich aufs Zerfließen, aufs Meer, einzulassen. Einem Professor, der Noten vergeben möchte, also Kriterien braucht, kann nichts unangenehmer sein. Und erneut hat die große Paglia recht. S. 331:

In der Kunst hat das Sich-zur-Schau-Stellen immer mehr Bedeutung, als die Literaturkritik hat wahrhaben wollen.

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