9 thoughts on “Intimität.

    1. Exponierte Intimität Verstehe ich das richtig, wenn ich sage: Intimität wird in der Kunst zum Zeichen. Und somit entsteht eine Distanz zum Leser, die den Künstler schützt.
      Wie Sie hier bereits sagten:
      “Denn der Zusammenhang ist nach wie vor kein anderer als einer der Zeichen. Das Bedeutete hat im Kopf des “beliebigen” Lesers völlig andere Konnotationen als im Kopf des Bedeuteten selbst.”

    2. Es geht, glaub ich, gar nicht um Schutz. Denn “an sich” ist der Künstler selbst von absolut keinem Interesse. Nur seine S p u r, also das Werk, hat Belang. In ihm entfaltet Intimität dem Leser einen innigen Raum. Die eigene Intimität wird also zu der des Lesers, in dem sie ihr, möcht ich sagen, obsessiv oder liebevoll beischläft. An dieses so entstehende Dritte rührt der Künstler selbstverständlich nicht (mehr). Schon deshalb ist er – als Person – so egal. Um das in einem bösen Bild auszudrücken: Er wird wie ein ausgebranntes Raketentriebwerk abgestoßen. Was nicht g e g e n ihn spricht: denn er (unter anderem) hat die Rakete ja überhaupt erst in die Umlaufbahn gebracht. Man e h r e insofern die Hüllen.

    3. “Die eigene Intimität wird also zu der des Lesers” Was er aber offensichtlich nicht immer begreift. Wenn der Leser nicht die S p u r, sondern den Verursacher in derselben sieht und danach h a n d e l t, dann wird die öffentlich gemachte Intimität doch existenzbedrohend für den Künstler.
      Darum sprach ich von Schutz.

    4. Schon. Aber dann handelt es sich um einen Irrtum. Vor dem ist der Künstler so wenig wie irgend ein anderer Mensch in völlig anderen Zusammenhängen gefeit. Es kann nicht angehen, daß, um Irrtümer auszuschließen, Lebensbereiche zugedeckt und zugeschlossen werden. Im übrigen würde das den Irrtum letztlich prolongieren: also seine Ursachen am Leben halten.

    5. Ich bin hin und her gerissen Als Künstler sehe ich, dass da keine andere Wahl ist, als sich diesem möglichen Irrtum auszusetzen.
      Doch der Schmerz, den dieser Irrtum hervorrufen kann und von dem Sie ja immer wieder schreiben, und die Verletzlichkeit (Verletztheit) die dann durchdringt (durchdrückt mit solcher Wucht), erschreckt.

    6. Dieser Beruf ist kein Zuckerbad. Und auch keine Veranstaltung sozial-sentimentaler Natur. Schon gar nicht, wie die große Paglia übers Dionysische schreibt, mit dessen Sexualität alle Kunst seelen- und triebverwandt ist, ein “Frühstück im Freien”; es gehe vielmehr “um die chthonischen Realitäten, denen Apollon ausweicht”. Das Erschrecken ist ja ein Reflex der Kunst selbst – so, wie alles Erkennen eigentlich ein Wieder-Erkennen ist. Wir haben das (d.h.: die westliche, marktwirtschaftliche Welt hat das) bloß vergessen.

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