MDTFEB, 5. Tag.

Auf Benjamin Britten kam ich erst sehr spät; ich glaube es war eine Frankfurtmainer Aufführung von “A Midsummer Night’s Dream” nach Shakespeare in der Inszenierung Thomas Langhoffs und unterm Dirigat Gary Bertinys. Ich habe dessen künstlerische Kompetenz immer sehr geschätzt, anders als etwa Thea Dorn (& Dorns), die ein ziemlich hämisches Buch geschrieben hat, dessen Titel ich extra, nun meinerseits hämisch, nicht nenne. Es ist das nicht wert. Braucht allerdings meinen Zuspruch auch nicht, da es ja, gewissermaßen auf Kosten Bertinys, ein Bestseller wurde. Zumindest hat es die Bekanntheit dieser Frau arg befördert. Egal, darüber wollt ich gar nicht schreiben, aber manchmal geht’s halt mit mir durch.
Britten also. Ich war sehr lange – allerdings zum Gedeih meiner Ohren – gegen ihn ideologisiert, von Adorno, mit dessen Namen die genannte Dame sich nun spielerisch schmückt. Das gibt meiner Sottise in diesem Zusammenhang ein auch formales, also ästhetisches Recht. Und wieder bin ich abgeschweift. Aber hören Sie einmal Mahlers VII. mit der Jungen Deutschen Philharmonie unter Bertiny; ich hab den Radiomitschnitt hier. Sie fallen aus dem Sessel, das garantier ich Ihnen. – Nein, das war nicht der heutige Tip. Sondern, nur für Britten-Kenner sofort einsichtig, sind es die Drei Suiten für Cello solo. Britten hat sie Mstislav Rostropovisch gewidmet, und der hat sie uraufgeführt. Sie sind – wie vieles bei Britten – ganz dem Tonalen verpflichtet und doch völlig modern in ihrer inneren Struktur. Die hörbaren Anspielungen auf Bachs berühmte Cello-Suiten sind reine Oberfläche, sind eine Art Humor, der sich über das synkretistische Grundmodell legt, das einerseits mit vergangenen Formen, andererseits mit russischen Melodien spielt und ihnen einen ganz eigenen lyrischen Ton verleiht. In dem schwingt eine persönliche Angst mit, deren Grund nicht genannt werden soll. Weil man sie sonst an ferner Schönheit beraubt.

>>>> Benjamin Britten, Cello Suites (1964 – 1971). Ich habe drei Aufnahmen der Stücke hier und wähle im Link die mir nächste.

[Um die Oberfläche Der Dschungel nicht allzusehr vermittels dieser kleinen Musik-Feuilletons zu strukturieren, werde ich das jeweils vorherige wahrscheinlich hin und wieder von der Hautseite* nehmen und allein in der Rubrik MusikDesTagesFuerEB ablegen. Sollte jemand nach meinen Empfehlungen ‚sammeln’ wollen, möge er fürs Frühere dort nachschauen.]

*) D i e s e n Verschreiber lasse ich stehen!


Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .