Die n i c h t gerichtete Formung. Matriarchat.

[Cage, Mysterious Adventure.]
Deutlich spür ich den Impuls zur Rückkehr in die elbische Volksmythologie: Gegenbewegung zur aristotelisch-christlichen Abstrahierung von Welt. Abstrahierung ist dabei ein anderes Wort für Vergeistigung, ein grausameres und klares; ‚Vergeistigung’ verklärt, was letztlich nichts als die Reduktion auf die Äquivalenzform ist. Für Verklärung gibt es also gewiß keinen Grund. Im >>>> Wolpertinger war mir das allezeit sehr klar vor Augen, und die Geschehen klagten sozusagen ein Altes Recht ein, das vom Patriarchat niedergeworfen worden ist. Im Laufe der kybernetischen Arbeiten verunklarte sich mir das offenbar wieder, die Haltung changierte. Bis ich jetzt wieder vor dem weggezogenen Schleier stehe und begreife: Das erotische Primat ist eines der Formung und in jedem Fall der Schöpfung; es ist matriarchal insofern es nicht ausschließt, sondern polymorph bleibt: die Frage ist nicht, was, sondern daß entsteht. Das Patriarchat, mit Paglia gesprochen, richtet (sich) aus, wie der Phallus: Er zeigt immer auf etwas. Dieses Richten, Ausrichten wird von der erotischen (matriarchalen) Bewegung unterlaufen. Insofern war es ein Pfiffikon des Patriarchats, den sexuellen Willen so sehr an den Mann zu binden, der ganz im Gegenteil – als Patriarch – die Hoffnung hegt, ihn abzustellen – nämlich dann, wenn er als Trieb und Fremdbestimmung durchbricht, die er ja ist.

Da an den gesellschaftlichen Vorteil die Abstrahierung (künstlerisch: Sublimierung) gebunden ist, gibt es, sofern karriereorientiert, nicht wenige Frauen, die gegen sich selbst die Entkörperung internalisiert haben und sie öffentlich vertreten. Gegenüber ihren Kindern sind das die schlechten Mütter. Wer unter solchen Verhältnissen aufwächst, dem verkehren sich die Verhältnisse: Er handelt später (gegen andere Frauen, die die MutterImago vertreten) scheinbar patriarchal (dominant), wo tatsächlich ein matriarchales (erotisches) Handeln treibt. Hier nämlich ist die Unterwerfung der Mutter in Wahrheit eine verschobene Unterwerfung des Vaters. Das wird immer dann deutlich, wenn es in dominant/submissiven Verhältnissen zum Höhepunkt kommt: In der Ekstase wird auch der dominante Mann w a h r. Auch er nämlich empfängt dann.

Die Erkenntnis dieser Verhältnisse wird von Naturgeistern wacherhalten. Sie haben sich dazu – ganz wie der Wolpertinger es forderte – ein neues, ein zeitgenössisches Milieu gesucht: das Netz.

4 thoughts on “Die n i c h t gerichtete Formung. Matriarchat.

  1. @ANH cut & go los:

    Frau – Mann, Körper – Geist, Natur – Kultur, Ying – Yang usw. bis hin zur Kultivierung von Innen und Außen (an der Stelle nochmal Grüße an Ifone, lesen Sie eigentlich noch mit?) und alles was damit einhergeht wie z.B. gesellschaftliche Rationalisierung, äußerliche Cleannes, genetische Bereinigung und Reproduktionstechnologien. Die Natur ist weiblich konnotiert, die Frau wird mehr und mehr zu einer Allegorie und das Patriarchat als ausgerichteter Phallus des Willens hat scheinbar nen “weichen Vektor”!
    Der Mann ist schön durch seine Freiheit in der Stärke, die Frau durch ihre Freiheit in der Schwäche (ach nö), so oder so änhlich habe ich das mal bei Schiller gelesen, na gut ist ja schließlich schon ne Weile her, der Schiller. Andererseits lese ich in einem Kommentar von phryne: “Die Dominanz nimmt die Schwäche in sich auf, die von der Stärke gezeigt wird, weil das Zulassen eigener Schwäche eine besondere Qualität eigener Stärke ist. … Es ist ein Erkennen des anderen.” Ich musste dabei an Malos denken, das nennt man “Dominieren von unten”. Meiner Meinung nach nimmt die Schwäche ebenso die Dominanz auf. Immerhin schreibt phryne desweiteren: “Die Dominanz nimmt die Schwäche sehr einfühlsam und subtil auf… weil sie von ihren Augen situationsbezogen das Gewünschte ablesen muss… und erfüllt.” Man kann sich daher überlegen wer eigentlich wem was erfüllt, voraussetzung natürlich ist das Spiel. Meinten Sie das mit “auch er empfängt”?
    Aber noch einmal zurück zur Frau und Natur bzw. zur Kultivierung der Natur und der Triebe, Francis Bacon wäre doch so ein Kandidat mit Ordnungsfimmel, Angst vor dem Materiezerfall, das Chaos des Weiblichen. Ich würde das lieber anders beschreiben, ich zitiere mich mal selbst aus “Dichtung als Selbstzweck”, ich bekomme das Verlinken nicht auf die Reihe, leider! “Wurzeln im Raum der Lüfte, die ins Unendliche greifen um irgendwann zu zerfließen, selbst den Raum setzen oder besser in diesen hineinwachsen um sich immer wieder zu entgrenzen.”

    1. Liebe read An, hier erst einmal >>>> der Link.

      Ihn selber zu legen, ist nicht schwer; die Syntax lautet, wobei Sie bitte die geschweiften Klammern durch < bzw. > ersetzen:

      {a href=”http://LINKNAME“}PHRASE, DIE SIE VERLINKEN WOLLEN{/a}
      Achten Sie auf die Anführungszeichen, sonst funktioniert’s nicht. Wenn Sie wollen, daß der Link als solcher kenntlich ist, setzen Sie bitte sowas wie >>>> davor. In Der Dschungel sind nicht eigens kenntlich gemachte Links unsichtbar und fallen erst auf, wenn man den Cursor auf die entsprechende Stelle zieht.

      “Meinten Sie das mit ‘auch er empfängt’?” – Ja. Es ist ein ausbalanciertes Verhältnis, in welchem sich die Traumata aufeinander beziehen und miteinander Geschehen in Gang bringen, die zu vorübergehenden Zuständen ihrer Neutralisierung führen, also der Traumata; der Moment, in dem die aufeinanderbezogenen Traumata explodieren, ist der Orgasmus, dessen folgende Leere das gleiche post coitem omne füllt, das ein Ausdruck von Willenlosigkeit ist, von Erschöpfung, insofern Ich ein Bündel ausstrahlender Energie ist. Die Energie implodiert, zieht sich ins Ich wieder zusammen. Andernfalls wären wir nach dem Orgasmus tot. Dieses sich wieder Zusammenziehen wird als Traurigkeit erlebt, >>>> es i s t diese Traurigkeit: darüber, daß Erlösung nicht anhält. Der dominante Mann (über dominante Frauen kann ich nichts sagen, sie sind mir, wie Freud die Frau allgemein, ein dunkler Kontinent) h a t aber, für kurzes, die Erlösung empfangen.

      (In dieser Erlösung löst sich auch die Dominanz auf, sehr mutige dominante Männer lassen das ausgesprochen weitgehend zu und werden dann Kind wie jeder andere Mann nach einem erfüllten Orgasmus: zitternd liegen sie an der Brust der Frau wie vor der Ichfindung-überhaupt. Darauf spielt, denke ich, Cellini an. Ich nenne das mutig, weil es einen völligen Dominanzverlust bedeutet und Frauen, die dominante Männer schätzen, genau das übelnehmen können und oft auch übel n e h m e n und sich von dem Mann dann zurückziehen – eine Dynamik, die durchaus keine von ihnen gewollte ist.)

      [Perversionstheorie.
      Kulturtheorie der Geschlechter.]

    2. @ANH Erst einmal vielen Dank für die Linksetzung, ich werde das bei nächster Gelegenheit gleich ausprobieren!

      Ist es ein ehrliches Verhältnis und vielleicht sind obsessive oder dominant/submissive Verhältnisse das ein Stück weit aus sich selbst heraus, es legt sich, wie Sie schreiben, bei beiden gleichermaßen etwas frei. Eine mir sehr wichtige Person hat mir einmal geschrieben: Eine Person die liebt will dem anderen unter die Haut.
      Innerhalb einer obsessiven oder dom./sub. Situation! ist das eher umgekehrt, eine Aufnahme von beiden Seiten. Darin liegt doch dieser gespaltene Kern, einerseits durch die Freisetzung solcher Energie, die umgreift und aufnimmt andererseits diese kurze Zeit als eine Art Erlösung oder Auflösung.
      Eine schöne Formulierung, die ich einmal gelesen habe und die in diesen Kontext passt:

      du fällst in deinen ursprung die verflogenen fabeln des windes
      ergossen in meinen Körper ich bin die rinne deiner erosionen (Octavio Paz)

      Das Schöne daran ist man kann dabei an Wasserfrauen denken aber es ebenso auch umgekehrt lesen.

    3. @anh
      Sie haben sicherlich >>>> den kommentar von phryne gemeint, ich hatte ohne weitere begründung verlinkt.

      auch in der „normalen“ körperlichkeit zwischen liebenden ist die dem orgasmus folgende leere nicht nur ein ausdruck von willenlosigkeit, oder erschöpfung, es ist für beide auch ein moment der freiheit von der eigenen form, weil diese gesprengt wird. in diesem augenblick findet das sich nicht bedingende aufnehmen des anderen statt. ein jegliches ist nicht mehr voraussetzung für eine handlung, ein s e i n können. im dominant/submissiven rollenspiel hebt dieser neutralisierende moment aus dem gleichen grund die form der im spiel gewählten rollen (viele schaffen es nicht, sie beizubehalten) und in seinem grund die dahinter sich verbergenden traumata auf. erlösung von den formen i s t für einen augenblick. wenn der mann (der liebende nach dem liebesrausch, und auch die rollendominanz) sich aber kurz danach zitternd, wie vor „der ich-findung überhaupt“ an die mütterliche brust legt, verändert er das erleben dieser erlösung für die frau, an deren brust er sich legt. die liebende frau, oder auch die frau, die bereit ist, sich verlieben zu wollen, beginnt von diesem moment an mit der sozialisierung des mannes in ihr leben, was meiner meinung nach genetisch veranlagt ist. die rollenspieldominanz aber verliert ihre dominanz. aus diesem grund nehmen manche frauen das übel, auch wenn diese dynamik eine nicht gewollte ist. mir ist diese eine gewollte, ich will das nämlich nicht. warum nicht?… weil dieses verhalten, er war ja geöffnet, auch er sucht jetzt einen schutz dieser öffnung, von diesem moment an einfach alles verändert, weil er von da an, spätestens dann, wenn ich ihm seinen lieblingspudding vorsetze, glänzende augen kriegt. wenn die frau bereit ist, sich zu verlieben, fordert dieses an die mütterliche brust legen die frau zur sozialisierung des mannes in ihr leben auf, es sei denn, sie sich garnicht verlieben wollend, sich selbst reflektierend um diesen mechanismus wissend, kann ihn in diesem moment, einfach in seinem grund so s e i n lassen, wie er ist. auf das kochen des lieblingspuddings verzichtet sie bewusst. vergils >>> letzter tb-eintrag passt zu meinen gedanken, aber auch eine >>>> ihrer skizzen aus ihrer geschlechtertheorie. ich persönlich weiß, dass es tatsächlich beide ebenen geben kann. es existiert ein mann in meinem direkten umfeld, da würde ich mich gleich dazu entschließen wollen, mich zu verlieben (wenn ich das nicht schon bin, und auch gegen dieses gefühl nichts ausrichten kann), aber es gibt auch einen mann in meinem leben, da gibt es nur d a s zwischen uns. es war von beginn an, und ist seit jahren nichts anderes, das wussten wir, als wir uns das erste mal überhaupt in die augen sahen. der hintergrund dieses ersten blickes ist zwischen uns wie ein unausgesprochenes gesetz… er will nichts anderes von mir, ich will nichts anderes von ihm. ich will die sozialisierung dieses mannes in mein leben nicht, gerade deshalb können wir d a s im anderen zulassen, was den anderen so öffnet… das aufnehmen ist ein anderes, es bedingt sich nicht. es ist für mich wirkliche freiheit von jeglicher form, er hat auch nicht das bedürfnis, danach an meine mütterliche brust zu wollen. er will diesen augenblick nicht verändern, will ihn so lassen wie er ist. das andere dominante männer das wollen und auch tun, ist in meinen augen tatsächlich mutig, weil sie ihre dominanz verlieren, für mich ist es von diesem augenblick an allerdings vorbei. aber ich gehöre eh zu den frauen, die danach zuerst aufstehen und gehen, es sei denn, er fragt mich nach einer zigarette, die rauch ich dann noch mit ihm, spätestens danach gehe ich. wenn das ganze bei mir zuhause stattfindet, fordere ich ihn auf, zu gehen. ich will allein sein, will genau d a s gefühl der erlösung noch für eine weile, aber für mich behalten…

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