Arbeitsjournal. Mittwoch, der 26. Juli 2006.

9.27 Uhr:
[Villa Concordia Bamberg.]
Seit halb sieben Uhr ich an der Ersten Elegie. Suchte lange nach einem Namen. Hab mich erst einmal für ANAHIT entschieden, die altpersische Göttin der Liebe und des Krieges. Beides muß zusammenfallen, wenn ich erzählen will, was hier das Thema ist. Immer wieder drängt sich mein Sohn hinein, der direkt angerufen wird, aber nicht mit seinem Namen, um allzu-Persönlichem von vornherein den Riegel vorzuschieben.
Etwas in >>>> Menninghaus hineingelesen. Ein mir sehr viel näherer, überaus reicherer Stil als >>>> Renzens es war. Gleichzeitig schmecke ich immer und immer wieder >>>> STRANDBAR MITTE BEI NACHT ab.
Mich trägt seit Sonntag eine seltsame Ruhe, seltsam einerseits, weil Ruhe etwas mir bislang Fremdgebliebenes war, andererseits, weil sich bisweilen Traurigkeit, eine Spur Angst und dann wieder fast so etwas wie Jubel in sie mischen – und weil sich das überhaupt nicht widerspricht.

Ich muß gleich meine Korrekturen an ARGO IV übertragen, weil ich in der Post UF’s Korrekturen erwarte, die ebenfalls eingearbeitet werden müssen. Und obwohl ich nicht will, sollte ich die Recherchen für PETTERSSON fortsetzen. Freilich sind meine lyrischen Versuche auch eine Vorbereitung für dieses >>>> Hörstück.

Spätnachmittags geht’s wieder zum ICE nach Berlin.

0.04 Uhr:
[Berlin, Kinderwohnung.]
>>>> Der Ewige Gärtner gesehen. Liebe, die auch den Tod nimmt, so muß es sein; alles andere ist keine. Schöner, beeindruckender Film, der eine tiefe Leidenschaft mit politischem Widerstand verknüpft und, wie es dann sein muß, elegisch ist. Keine Hilfe ist nirgends fällt mir dazu ein, aber wir lieben. Das geht sicher in die zweite Elegie.
Freund Schulze meldete sich über den Messenger, wegen ANAHIT: Das sei ganz Rilke, aber, irgendwie, es sei ganz i c h, „es ist d e i n Ton“ sagt er, „dein Ton g a n z“, und wahrscheinlich hat er recht.

In e i n e m Ritt und gegen ein Computerproblem sämtliche Korrekturen des vierten Teiles ARGO übertragen (m e i n e Korrekturen, UF’s korrigiertes TS kam noch nicht an); erst, fast zweihundert Seiten, im ICE (ein netter Betrunkener wollte mich von der Arbeit abbringen, “mach mal Feierabend”, sagte er, und ich sagte: “Feierabend ist ein Verbrechen gegen die innig gewollte Arbeit”), dann den geringen Rest am Küchentisch. Dazu immer wieder die Gedichtansätze, ich bekomme eine Hand für diese Form, aber eben, als ich die DVD zurückbrachte, auf dem kleinen Spaziergang, fiel mir meine Replik an Schulze ein: „Ich bin strenger mit dem Versmaß, hab das bei Rilke nachgeschaut.“ Der sofort-nächste Gedanke: Ich brauche noch die Stütze, er brauchte sie nicht, sondern konnte schreiben in der – oft die Versregel übertretenden – Gewißheit (einem Gefühl), es sei richtig, was er tat. Soweit bin ich noch lange nicht.

Und dann eben noch >>>> virylant. Voll-SPD, sozusagen. Die CDU, sekretsideologisch, erwähn ich erst gar nicht. Doch immerhin hält Maria das ‚heidnische’ Erbe. Deshalb, n u r deshalb, d o c h besser CDU. (Vielleicht tu ich virylant Unrecht, aber ich kann grad nicht anders.)

3 thoughts on “Arbeitsjournal. Mittwoch, der 26. Juli 2006.

  1. wenigstens hier darf ich weiter kommentieren- hallo Herr Herbst, genau: Sie können nicht anders!!!Sehr geehrter, geschätzter Herr Herbst! Nun erschrecken Sie mich aber mit einer “kleingeistigen” in die völlig falsche Richtung abbiegenden Reaktion. Es ging mir nur um das kleine Wörtchen “sich”, dass meiner Ansicht nach an besagter Stelle (satzkonstruktionstechnisch) zu viel ist. So ein Missverständnis aber auch, i ch bin weit davon entfernt, mich zu Ihrer Wort a u s wahl – zumal wertend – zu äußern [ das mit dem “Wortgewitter ” (Wortgewalt fand ich zu abgegriffen) war ein Kompliment].Und mehr fällt Ihnen nicht ein, als mich politischen Lagern zuzuordnen? Schönes Schubladendenken! Abgesehen davon: ich bin reiner Privatmensch und beziehe in dieser Gesellschaft nur sehr zögerlich Positionen – und Grenzen ziehe ich vor allem bei mir persönlich, dann weiß mein Gegenüber, woran es ist.
    Herzlichst
    Barbara
    – gespannt auf die nächste “Elegie” wartend-

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