Bamberger Elegien (33). Achte Elegie (2). Aus dem Entwurf der Fortsetzung.

Es vergeht aber n i c h t und, anders als die umhüllte
Leibfrucht, geht nicht a u f und wächst nicht geboren hinaus
als ein Neues, sondern bleibt alt, und in uns verdirbt es:
Gift wird’s dem Körper, ohne den kein ganzer Geist ist.
Wenn wir’s auch anders wollen: Geist ist Fuß und Magen.
Blut ist er, Lymphe, Speisebrei, Exkrement und ein Speichel,
der sich in das Gehirn hob und weiterhin hebt und wie Wolken
zieht, am Nachmittag, wenn die bereits tiefe Sonne
ihr Oktoberstrahlen tiefgelb durch sie hindurchschickt:
S c h l e i e r ist Geist, projeziert aus den leiblichen Augen zu Himmel.
Jede Himmelfahrt braucht Erde; leugnen wir es,
dann vergiftet’s auch ihn ganz, und er zerstört sie, verklappt sie,
die ihn begründet. Wie die Meere, pulsierendes Weltblut,
wie die amazonischen Wälder der Raubbau, verdirbt es
uns, die hybride Erhobenen, m i t, die geistvollen Klugen,
Unklugen, denen das bleibende Tier zum Skandal ward, die Reinen.
(Wie eine Art ihre nächstverwandte häßlich findet,
so scheut’, um sich abzugrenzen, der Geist vielleicht das
Nächste a u c h? Wer wollte denn mit Schimpansen schlafen?
Schön gilt uns immer am nächsten das Fernste; Leoparden und Tiger
finden wir schön, aber niemals den Affen, dessen Abkunft
wir doch teilen und dessen Gene.) – Vom Nachmittag sprach ich?
von des J a h r e s Nachmittag? dem späten, der Herbst ist?
Morgens sehr früh schweift ein flockiger Wind wie ausgekühlte
nasse Watte über die Regnitz, die eilige; niemand
badet mehr, und keine Kinder rufen vom Hainbad
klingelnd und tollend herüber, auch tags nicht; den Enten, nervösen,
ist nun der Fluß, scheint’s, ganz überlassen, und den Turbinen,
und meinem Blick, als gälte er ihm und flösse ihm nur;
Botschaften trägt er an ihm vorbei, damit ich sie lese.
Sprache ist sie, die Regnitz, ihr offen verschlossenes Grünbraun,
strömend, strömend, als hätt sie so wenig Zeit zu verweilen
noch, als hätte kaum noch ich selbst sie: Nutze sie! rauscht sie
i h m zu, diesem Mann, sich in ihr selbst zu betrachten,
und es sei für ein Jahr e r ihre wägende Ruhe,
fließende Ruhe: wo gehn wir hin? ach Sohn, ach so Geliebte.

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