B.L.’s 20.12. – Was wäre wenn

19.02
Beim Aufwachen aus dem Mittagsschlaf war mir beim Anblick meiner Gedanken und der Gardine vor der offen stehenden Terrassentür merkwürdig heiter. Ich selbst spürte noch ein bißchen Sonne durchs Fenster auf mich scheinen, dennoch war’s schon ein bißchen wenig, um noch groß zu wärmen. Der Gedanke war denkbar einfach. Das Leben beenden mit einem Kopfschuß. Und empfand – ihn zu denken – weder Angst noch Bedenken. Ein „Es reicht doch“ ohne Ressentiments. Ein „Was soll noch groß passieren?“. Also nicht lebensmüde, eher lebenssatt. Das muß dann wohl das Heitere des Gedankens bewirkt haben. („Heiter“ natürlich nicht im Sinne von „Jubel, Trubel, Heiterkeit“, sondern im sehr viel schöneren Sinne von „sereno“, „unbeschwert“ vielleicht). Vom Traum weiß ich nichts mehr. Also kann ich schlechterdings keine Untergrundbahnen mit den Endpunkten A und B konstruieren. Bisher waren solche Gedanken nur von Ekel begleitet. Über die ach so schlechte Welt. Aber wahrscheinlich war die Ekelhaftigkeit der Welt dabei nur eine Projektion meiner Unliebe zu mir selbst auf die Welt. Danach bekam ich die Kälte zu spüren, die Nordwind drinnen durchs Fenster und draußen durch die Kleidung wehte. Ich schrieb auch ein paar Zeilen, aber sie wollen noch besser ausgelotet werden. Sie fangen an mit „mir ist kalt / ich bin wie tot“. Das hat nichts mit meiner wirklichen Verfassung zu tun. Ist „nur“ Sprachgeste, die ein Mehr umfassen will, das grabesstill nicht ist. Ergo: Die Kugel, die ich mir in den Kopf jagte, will wieder zurück in die Lauf der Geschichte, die die Hand auf mich abgedrückt hat, als sie meine andere Hand auf dem Bauch liegend hielt. Ihnen auch die Hand drückend, wünsche ich einen guten Abend.

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