Arbeitsjournal. Sonnabend, der 20. Januar 2007.

5.13 Uhr:
[Berlin.Küchentisch.]
Ich hab mich >>>> darüber so maßlos geärgert, daß ich erst nicht einschlafen konnte und, glaub ich, sogar davon geträumt hab. Eigentlich hat es mir die Lust an der Inszenierung ein wenig vergällt und daran, von ihr zu erzählen. Aber >>>> der Seidl hat mir ja nur in den Seidel gepißt, nicht in das ganze Weinfaß. Keine Frage mithin, daß ich dennoch schreibe, aber ich bin nicht pünktlich hochgekommen, sondern mit ziemlich verklebten Augen erst um fünf. Egal. Dann wolln wir dem Herrn Seidl seine ‚äußerste Konzentration‘ mal geben! Was ich an Notizen, Einfällen, Überlegungen zu >>>> Jacobs‘/Percevals Inszenierung sonst noch habe, schreib ich dann halt >>>> anderswo. Oder noch später hier. Sie können sich Aufführungen ja noch einige Zeit lang ansehen und, Leser, s o l l t e n das tun.
So, ran an die Arbeit.

7.06 Uhr:
Mit dem Entwurf der Kritik soeben fertiggeworden – es ist, und ganz bewußt, eine Huldigung. Ich laß sie jetzt bis nach dem Frühstück bei der Familie liegen; danach überarbeite ich und schick sie an die Redaktion. Wobei ich zweifle, daß man sie noch nehmen wird; sie ist kurz genug, aber mit 2959 Zeichen gegenüber „erlaubten“ 1250 Anschlägen selbst dann noch zu lang, wenn bei ‘Anschlägen’ die Leerzeichen nicht mitgezählt werden. Aber n o c h weniger zu schreiben, hieße, g a r nichts Substantielles mehr zu sagen. Auf angepaßte Stromlinienführung werde ich mich nicht einlassen. Kann sein, daß das nun endgültig der letzte Versuch gewesen sein wird, meine Gegenwart mit den Wünschen der Sonntagszeitung in irgend eine Übereinstimmung zu bringen. Er ging auch gar nicht mehr von mir selbst aus, sondern >>>> ich wurde ja angerufen und (16.21 Uhr) drum gebeten.

Jetzt nehm ich erst einmal die Erstkorrekturen an ARGO EF zur ZF wieder auf.

11.43 Uhr:
… und nun passiert >>>> d a s. Ich habe keine Zeit, mir Gedanken drüber zu machen, sondern muß jetzt, was ich in zweieinhalb Stunden auf engsten Platz zusammenbrach, wieder füttern… bis 13 Uhr ist Zeit.

13.05 Uhr:
Die verlängerte Fassung der Kritik ist fertig und soeben an Seidl geschickt. Eisenhauer hat mich zum Essen eingeladen, dahin brech ich jetzt auf. Wird wohl nix mit ARGO heute.

15.10 Uhr:
Und das nächste Problem, das mit meinem defekten DAT-Recorder, löst sich jetzt, jedenfalls halb: Eisenhauer stellt mir auf unabsehbare Zeit seinen Mini-Disc-Recorder zur Verfügung. Nun kann ich auch dem Stromboli-Auftrag in großer Ruhe entgegensehen. Allerdings muß wegen des DAT-Recorders a u c h etwas geschehen, sonst kann ich die bereits aufgenommenen DAT-Bänder weder verwerten, noch je wieder hören.
Ich schlaf jetzt meine Mittagsstunde.

22.24 Uhr:
Jetzt nimmt die FAZ-Sonntagszeitung d o c h den kürzeren Text; aber Seidl schickte eine sehr freundliche SMS, die das gut erklärt hat: „(…) die lange Fassung war viel zu lang, die kurze zu kurz – ich hab die kurze genommen und ein Bild, weil ich aus der langen nicht 30 Zeilen rauskürzen wollte.“ Das fand ich okay, weil es zeigt, daß er nicht einfach so in meinen Text eingreifen wollte – ein Zeichen von Achtung. Normalerweise wird das in Redaktionen anders gehandhabt. Das Foto sichert überdies zusätzliche Aufmerksamkeit. Das hab ich Seidl auch so geschrieben und lediglich noch gefragt, ob ich die Langfassung der Kritik in Die Dschungel einstellen oder ans Opernnetz weitergeben dürfe. Darauf ist bislang Antwort noch nicht gekommen. Jetzt bin ich nur gespannt, wie der Text morgen im Layout der Sonntagszeitung plaziert sein wird. Insgesamt hat Seidl die Situation, >>>> meinen Angriff usw. bravourös genommen; das gebe ich jetzt gerne zu. Chapeau.
Bin müde und schau noch einen Film auf DVD. Die Geliebte und alle drei Kinder schlafen. Es war familiär ein heikler Tag heute nachmittag, aber ein guter, denke ich. Ein kleines bißchen bin ich stolz auf mich.

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