Paul Reichenbachs, Donnerstag, der 19 April 2007. Penthesilea.

Zärtlichen Herzen gefühlvoll geweiht!
Mit Hunden zerreißt sie
Welchen sie liebet, und isst, Haut dann
und Haare ihn auf.

H.v. Kleist (Dedikation der „Penthesilea)

>>>>II

Sie wollen uns zum Hirschen machen, den Aktäons Hunde hetzen. Ihr Bild von uns, ein einziges Vorurteil, das nur dem Gesetz „Frauen gut, Männer schlecht“ verpflichtet scheint, gleich mit welchen Argumenten sie es tarnend relativieren, fällt in sich zusammen, sobald das nicht Vorhersehbare, die Liebe, auf den Plan tritt. Die Rede ist von den modernen Amazonen, die aller Biologie trotzen wollen, um ihr dann doch Tribut zu zollen. Der eigene Blutzoll, der Penthesilea neben Achill sterben lässt, ist das tragische Eingeständnis formal einem Gesetz, einem statischen Bild, gefolgt zu sein, das die Bewegung des Lebens, seine Zufälle nicht mitdenken kann. Nun, Penthesilea entkam ihrer erschlagenen Liebe nur mit dem Tod. Heute geht es eleganter zu. Selbstverwirklichung und Autonomie sind die Losungen, Selbstbetrug würde ich sagen, die manche Frauen die Liebe, die liebe Lust, fliehen lassen, als wäre Ich-Findung nicht abhängig vom Gegenüber des Du. Denn erst im Spiegel der Liebenden, des Liebenden, werden wir Selbst. Die Gefahr sich in ihm zu verlieren ist groß, das Risiko muss in Kauf genommen werden, schwerer aber wiegt der Verlust des Ich, das um seine leere Mitte kreist und sie mit allerlei Tand füllt, der Leere eher betont, statt verschwinden lässt. Das Vorurteil, das Bild, das viele Frauen im Kampf für ihre Emanzipation brauchten und brauchen, um die nötige Energie und Ausdauer für diese notwendige gesellschaftliche Veränderung überhaupt erst haben zu können, steht ihnen, was die Liebe und die Lust zu den Männern anbelangt, irgendwann in ihrem Leben im Wege. Zu einem Eingeständnis, dass der Mann nicht der Unterdrücker per se ist, sondern die Verhältnisse die Geschlechterrollen bestimmen, können sie sich nur schwer durchringen. Und so jagen, so leben sie hin…
Amors Unterschrift lassen sie nur unterm Totenschein gelten. Siehe Penthesilea.

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