Über den Plan eines Romans (aber nicht über die Charaktere) muß man schon aus dem ersten Bande zu urteilen Befugnis haben; alle Schönheit und Ründe, mit der die folgenden Bände den Plan aufwickeln, nimmt ja die Fehler und Sprünge nicht weg, die er im ersten hatte.
Gracians Lebenslehre von Werner Krauss ist, ich bin >>>Bruno unendlich dankbar, dass er daran erinnert, neben dem Zauberberg, den ich in früher Jugend gründlich missverstand, ein Buch, das ich erst an der Schwelle zum Alter so recht begreifen kann. Das gracianische Lebenskorsett, das Krauss hier übermittelt, habe ich vor langen Jahren, obwohl es mir nützlich gewesen wäre, nicht anziehen wollen. Aber wer in seinem Leben, wie ich, einige Male, kräftig auf die Schnauze gefallen ist, weil mit zu offenem Hemd durch die Welt gerannt, dem erschließen sich Gracians Regeln neu. Die Krauss- Arbeit, ihr klandestines Flüstern, das, welche Paradoxie, die Schilde, die man zur Verteidigung des eigenen Ichs in allen Zeitläuften braucht, sichtbar vor sich her trägt, habe ich heute verinnerlicht. Sie ist mir oft, in diesen unübersichtlichen Zeiten, unbewusste kommunikative Handlungsanleitung. Ich habe das Buch nicht hier, um seine Wirkung beispielhaft auf manche Entscheidungen der letzten Jahre illustrieren zu können, werde dies aber in den nächsten Tagen unbedingt nachholen. Denn ist es nicht so, dass in persönlichen Krisenzeiten, wo scheinbar blindes Schicksal droht, dem dann noch eine eigene Blindheit gegenübersteht, uns manchmal ein roter Faden zufällt, der uns, ähnlich Theseus, aus der Dunkelheit führt ? Dem Leben Plan und Form geben. Seit gestern, ich habe viel gelernt die letzten Jahre, arbeite ich an einem Roman- und Raumkonzept. Harald Weinrich schreibt in seinem Buch >>>«Lethe. Kunst und Kritik des Vergessens.» Gedächtniskunst war Raumkunst. Was Weinrich für vergangene Zeiten erinnert, soll auch für mein Vorhaben gelten. Zentrale Gedanken:
Aktäons tölpelhafter Frevel und Sartres Äußerung in „Das Sein und das Nichts“ zur Ästhetik: „Erkennen heißt, mit den Augen essen.“ Mehr wird nicht verraten. Hic Rhodus, hic salta.