Widerstand gegen die doktrinäre Scharia.

Saugt den Koran a u f. Macht ihn zu einem Teil des Eigenen, fügt seine Mythen in die der eigenen Herkunft ein, mit denen sie im Abendland ohnedies eng zusammenhängen, synthetisiert ihn, hybridisiert die „Lehre“, doch trinkt von ihren Schönheiten und schenkt ihr aus den Karaffen der anderen, „verbotenen“, Schönheiten ein, von den unsren. Macht aus der Burka ein Element der Mode, die zum Bikini zurückschwingt und ihn mit der Burka und sie mit dem Striptease kombiniert. Widerstand verflüssigt; wenn er verfestigt, verhärtet er und spielt dem Gegner, der Doktrin, noch zu. Man muß sich einen Gegner aneignen, um ihn zu besiegen, muß ihn vereinnahmen: Suren in aufgeklärte Gedichte übernehmen und mit der Bhagavadgita und der Thora kombinieren, mit dem Popul Vuh, mit der Edda: klingende Autorität unter klingenden Autoritäten. Das vorgeschriebene Kopftuch verliert in dem Moment seine symbolische Macht, in dem auch die aufgeklärte Europäerin es einfach mal so, weil ihr das grad in den Sinn kommt, in Clubs trägt; das gilt für jede Uniform. Nichts schadet einem absoluten Anspruch so sehr wie ein Dekoratives. Und nichts kann ihn menschlicher, menschengerechter machen. Dasselbe galt fürs Kreuz. Das Dekorative des Halbmonds ist die Arabeske. Sie integriert ihn weitergehend, und “humanisiert” ihn, als irgend ein radikales (ausschließendes) Gesetz das nur könnte.

(CDXXXXVII).
[Zu >>>> Ralph Giordano.]

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