Arbeitsjournal. Montag, der 15. Oktober 2007.

5.02 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Gestern war, >>>> wie ich’s voraussah, k e i n Arbeitstag, auch wenn ich nachts noch einen sehr schönen Text >>>> Titanias durchsah und auch noch die Hälfte der Ersten Fassung der Heidelberger Vorlesung gelesen habe, zu einer Alcina-Aufnahme, übrigens, und bis halb eins in der Nacht, nachdem die >>>> Buchverbots-Diskussion allmählich zum Erliegen gekommen war; ich zweifle übrigens nicht, daß da noch weiterdiskutiert werden wird. Es wundert mich allerdings etwas, wie wenige Leser aktiv mitdiskutierten, wiewohl der Beitrag seiner Zugriffszahlen wegen bei twoday schließlich auf Platz 3 der >>>> „top stories“ gelandet ist. Ich habe übrigens auch den Redakteur von Radio Bremen, der gestern nachmittag wegen der Angelegenheit bei mir angerufen hat, auf die Diskussion hingewiesen; heute um 8.45 Uhr hab ich einen telefonischen Interview-Termin; es kann seinen möglichen Fragen nicht schaden, wenn sich der Redakteur schon im Vorfeld ein wenig über meine Positionen kundigmacht. (Es wär übrigens heiter, platzte der Radio-Bremen-Anruf in den Besuch der Vollstreckungsbeamitin, die mich heute auf-, bzw. heimsuchen will, um zu sehen, was man mir für ihren sie beauftragten Gläubiger wegnehmen kann. Zum ersten Mal in meinem Leben macht mich ein angekündigter Gerichtsvollzieherbesuch nervös, auch wenn es faktisch gar keinen Grund dafür gibt.)

Ich werd jetzt aber erst einmal meine beiden Kritiken über >>>> die Opern-Veranstaltungen vom Sonnabend schreiben, danach dann wieder an die Heidelberger Vorlesung gehen und schließlich die >>>> BAMBERGER ELEGIEN wieder vornehmen, um die Bearbeitung der Zweiten zur Dritten Fassung vorzubereiten. Da will ich erst einmal die Elegien insgesamt mit dem Bleistift wiederlesen. Schließlich sind nächste Biefe an Gläubiger zu schreiben, denen ich den vor meiner Abeitszimmertür stehenden Privatkonkurs ankündigen und die ich bitten möchte, mir eine Aufstellung jeweils ihrer Forderungen zuzusenden.

Und ich nähme heute gerne wieder die >>>> Scelsi-Variationen auf, bei denen ich in der siebten steckengeblieben bin

Es ist (bei wie immer weit geöffnetem Oberlicht) kalt in der Arbeitswohnung; ich sitz in zwei Pullovern hier und habe, liebe und unliebe Leser, eine dicke Alpaka-Wollkapuze auf, während ich meinen ersten Zigarillo rauche und den latte macchiato trinke. Dabei hör ich meinen Sonnabend-Mitschnitt, der vor allem aus Schritten besteht und Gesprächsfetzen und dem Bodenknarren auf dem Weg unserer Prozession über die Bühne und die Hinterbühne der Deutschen Oper Berlin und durch ihr Magazin zur Aufführung von >>>> Salvatore Sciarrinos Infinito Nero.

5.57 Uhr:
Ach ja… heute um 18 Uhr will ich >>>> Wewerkas Ausstellung zu Wolf Vostells 75. besuchen; >>>> “Jedes Mal nimmt dieses Bild mir den Atem” schlug das vor.

8.12 Uhr:
[Henze, Das Floß der Medusa.]
Fertiggeworden mit der >>>> Kritik; auch schon ans >>>> Opernnetz hinausgeschickt. Für den Fall, daß ich wegen der Musik das Türschellen überhöre, hab ich unten an der Haustür einen Zettel für die Gerichtsvollzieherin angebracht, sie möchte doch ggbf. ihre Ankunft kurz bei mir übers Mobilchen melden.

11.03 Uhr:
[Henze, Das Floß der Medusa.]
N e t t war diese Gerichtsvollzieherin. Als ich ihr sagte, wie peinlich mir die Situation sei, nach fünfzehn teils umfangreichen Büchern, nach all den Hörstücken, der theoretischen Arbeit und und und… da sagte sie nur: „Das muß es nicht. Sie sind da wirklich nicht allein.“ Und ließ durchblicken, w i e viele Künstler allein auf dem Prenzlauer Berg in solchen Nöten lebten. Als ich ihr das Regal mit meinen Publikationen zeigte, war sie schließlich selbst ein wenig betroffen. Man kann wirklich sagen, wir hätten uns herzlich getrennt; sie begriff sofort, wie ich und wie viel ich arbeite. Ich war nahe daran, ihr ein Buch zu schenken, aber wollte nicht den Eindruck vermitteln, einen Bestechungsversuch zu starten. Deshalb unterließ ich das.

Jetzt hab ich die AEOLIA wieder vorgenommen, um zu schauen, wo sich Revisionen vornehmen lassen. Das Buch soll ja noch vor dem Dezember da sein. Und in einer Stunde leg ich mich für meine Mittagsstunde schlafen.

(Einer meiner absurdesten referrers heute, von Google, lautet auf
rasierte männer in der sauna.Man faßt es nicht.)

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